Lübeck

80 Jahre Bombenangriff: Zahlreiche Veranstaltungen zum Gedenken

80 Jahre Bombenangriff: Zahlreiche Veranstaltungen zum Gedenken

80 Jahre Bombenangriff: Zahlreiche Veranstaltungen zum Gedenken

SHZ
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Dem verheerenden Bombenangriff auf Lübeck vor 80 Jahren gedenken jetzt die Innenstadtkirchen – angesichts des Ukraine-Kriegs jeweils mit aktuellem Bezug. Foto: Sammlung A. Steenbeck Foto: 90037

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Das gemeinsame Erinnern der Innenstadtkirchen umfasst Andachten, Filmvorführungen, Zeitzeugenberichte, Konzerte und einen großen Gottesdienst im Dom. Das Programm wurde jetzt vorgestellt.

In der Nacht 28./29. März 1942 flog die Royal Air Force das erste Flächenbombardement auf eine Stadt im Reichsgebiet. Das Ziel war Lübeck. Der Angriff diente nachfolgend als Blaupause für die weiteren Luftangriffe auf deutsche Städte.

Die Nacht stellt einen tiefen Einschnitt in die Stadtgeschichte Lübecks dar – und auch in seine Kirchengeschichte. Dieser reicht in seiner Bedeutung hinaus über die enormen Schäden der durch den Bombenangriff besonders getroffenen Kirchen Dom, St. Marien und St. Petri. 80 Jahre liegt dieses Ereignis nun zurück und verbindet sich aktuell damit, dass innerhalb Europas wieder ein Krieg tobt.

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Deshalb ist zum Jahrestag des Angriffs auf Lübeck ein gemeinsames Gedenken der Innenstadtkirchen geplant. Es umfasst Passionsandachten, Filmvorführungen, Konzerte und einen großen Gottesdienst im Lübecker Dom – nachfolgend ein Überblick über die Veranstaltungen.

Passionsandachten zu Palmarum und Ukraine-Krieg

Bis zum 6. April finden mittwochs die Passionsandachten „Das Leid hat viele Gesichter“ immer um 19 Uhr in St. Aegidien statt. Ein ökumenisches Team aus Geistlichen aus der Lübecker Innenstadt gedenkt dabei der unterschiedlichen Gesichter des Leides in der Welt. Dabei sollen sowohl der Krieg in der Ukraine als auch die Palmarumnacht 1942 in den Blick kommen.

Gedenkandacht mit aktuellem Bezug

Die Innenstadtkirchen gestalten gemeinsame Aktionen zum Gedenken an Palmarum 1942, unter anderem eine Gedenkandacht am Montag, 28. März, um 20.30 Uhr in St. Marien: „Es ist 80 Jahre her, dass Lübeck die schreckliche Bombennacht erleben musste. Viele Tote, Verletzte und unglaubliche Anstrengungen des Wiederaufbaus. Zeitzeugen erzählen mir, wie erschrocken und bewegt sie sind, dass sie nun wieder auf europäischem Boden einen Krieg erleben müssen. Als ,Gedenk-Ort Marienkirche' erinnern wir und wollen mit allen Kirchen und der Stadt eine deutliche Stimme sein: Krieg darf nicht sein“, sagt Pastor Robert Pfeifer.

„Stabat Mater“ und „Vater unser“

In St. Aegidien ist am Sonnabend, 2. April, von 19.30 bis 21.30 Uhr Gioachino Rossinis „Stabat mater“ und Leoš Janáceks „Vater unser“ zu erleben. Der Lübecker Bach-Chor, Mitglieder der Lübecker Philharmoniker, Raphael Arnault und Eckhard Bürger (Leitung) musizieren. Der Eintritt kostet zwischen zehn und 22 Euro, ermäßigt zwischen acht und 18 Euro plus Vorverkaufs-Gebühren.

Gemeinsamer Gottesdienst im Dom

An dem großen Gedenk-Gottesdienst zum 80. Jahrestag am Sonntag, 10. April, im Lübecker Dom sind alle Pastoren der Innenstadtkirchen beteiligt. Beginn ist um 10.40 Uhr. Die Predigt hält Altbischof Karl-Ludwig Kohlwage. Er wird von seinen Erinnerungen an die Bombennacht berichten: „Palmarum 1942 gehört ganz fest zu meiner Geschichte mit dem Dom. Die Erinnerung ist unauslöschlich.“ Kohlwage ging in der Nacht vom 28. auf den 29. März 1942 nach dem Heulen der Sirenen in den Luftschutzkeller. „Wir wohnten damals in einem Mehrfamilienhaus am St. Jürgenring. Der Keller war mit Stützbalken unter der Decke und Betonplatten vor dem Fenster abgesichert. Ich kann mich an den dumpfen Krach, an das Rieseln von Mörtel und ein Schüttern und Beben, das durchs ganze Haus ging, erinnern. Als wir nach der Entwarnung vor die Tür traten, war es mitten in der Nacht taghell, gleißendes Licht kam uns entgegen – Lübeck brannte lichterloh“, erinnert er sich. Nachhaltig eingeprägt hat sich bei ihm folgendes Bild von der Brücke zwischen der Wallstraße und der heutigen Possehlstraße: „Die Flammen sich durch die Kupferabdeckung des noch stehenden Helms des Südturms des Doms gefressen. Die gewaltige Holzkonstruktion zerbrach beim Sturz wie eine lodernde Fackel. Die glühenden Trümmer begruben unter sich Häuser am Fuße des Doms. Es war die Kirche meiner Jugend, in der zum Dom gehörenden Kreuzkapelle wurde ich später konfirmiert. 50 Jahre später wurde der wieder auferstandene Dom meine Predigtstätte.“

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Dom-Pastor Martin Klatt ergänzt: „Was vor 80 Jahren geschah und was derzeit in der Ukraine geschieht, führt vor Augen, dass die Arbeit an der Erinnerung und das immer neue Bemühen um Versöhnung eine bleibende Aufgabe darstellt. Sie hört nicht auf.“

Musikalisches und Zeitzeugen

Am Mittwoch nach Palmarum 13. April, erklingt in der musikalischen Mittwochsandacht „Impuls und Klang“ in St. Jakobi die Stellwagenorgel. Ab 17 Uhr spielt Jakobi-Assistenzorganist Gregor Früh, dazu berichten Zeitzeugen von ihren Erlebnissen der Bombennacht.

Dass St. Jakobi wie durch ein Wunder von dem Bombenangriff verschont blieb, berichtet Jakobi-Pastor Lutz Jedeck. „Es gab jedoch mindestens zwei Abwurfreihen, die auf die Kirche zielten. Der einen fiel das Haus Koberg 19 zum Opfer, der anderen die Eckbebauung Fischergrube/Breite Straße. Aus Sorge um weitere Bombenangriffe aus der Luft wurden die beiden historischen Orgeln ausgebaut und ausgelagert. So konnten sie gerettet und nach dem Krieg wieder eingebaut werden“.

Interessierte finden hier eine weitere Übersicht aller Aktionen der Innenstadtkirchen.


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