Landtagswahl 2022 in SH

Analyse: Was sind die Gründe für die Wahlschlappe der AfD?

Analyse: Was sind die Gründe für die Wahlschlappe der AfD?

Analyse: Was sind die Gründe für die Wahlschlappe der AfD?

SHZ
Kiel
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Jörg Nobis, Spitzenkandidat der AfD für die Landtagswahl in Schleswig-Holstein. Foto: Christian Charisius / SHZ

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Erstmals hat die AfD wohl in einem Bundesland den Wiedereinzug in den Landtag verpasst. Auch das Ende der Corona-Regeln könnte dabei eine Rolle gespielt haben.

„Noch ist nicht aller Tage Abend. Und wir lieben ja deutsches Kulturgut wie dieses Sprichwort.“ Das sagt Sven Wendorf, Kandidat auf Platz 9 der AfD-Landesliste, kurz vor 19 Uhr. Da hoffen er und seine Mitstreiter noch auf den Wiedereinzug in den Landtag, denn die Umfragen sehen die Partei nur minimal von der Fünf-Prozent-Hürde entfernt.


Im Zuge des Abends verfestigt sich jedoch der Trend, demzufolge die Partei künftig nicht mehr drin ist. Wenn sich das bestätigt, hat die AfD damit erstmals in einem Bundesland den Wiedereinzug in ein Parlament verfehlt.

Entsprechend still ging es deshalb in den Fraktionsräumen zu, wo als Beilage zu den Wahlsendungen auf einem Großbildschirm deftige Hausmannskost in Form von Frikadellen, Kartoffelsalat und Obstkuchen vom Blech serviert wurde. „Einen Schlag ins Kontor“ nennt Kurt Kleinschmidt das maue Abschneiden. „Ich habe damit nicht gerechnet und mindestens eine fünf vor dem Komma gesehen.“

„Wahlkampf in feindlichem Umfeld“

An Ursachenforschung mag er sich so schnell noch nicht heranwagen. „An den bisherigen Landtagsabgeordneten hat es jedenfalls nicht gelegen, die waren in keinster Weise dogmatisch“, meint ein Gast, der seinen Namen nicht nennen will. Er ziert sich, weil er nach eigenen Angaben berufliche Nachteile erlebt hat, nachdem er sich zur AfD bekannt hat.

„Wir haben Wahlkampf in einem außerordentlich feindlichen Umfeld machen müssen“, sagt in den Kieler Fraktionsräumen die stellvertretende Bundessprecherin der AfD, Beatrix von Storch. „Und Schleswig-Holstein war für uns schon immer schwierig.“ Von sich aus erwähnt sie auch „Querelen“ im nördlichsten Landesverband als nicht förderlich für die Wählergunst, glaubt aber: „Die äußeren Umstände überwiegen.“

Corona habe keine Rolle mehr gespielt

Die Arbeit des bisherigen Fraktionsvorsitzenden in Schleswig-Holstein, Jörg Nobis, sei offenbar anerkannter als die der Partei an sich, äußert von Storch: „Seine Umfragewerte überragen die der Partei.“

Nobis selbst sagt: Alle Parteien hätten gegen die Beliebtheit des Ministerpräsidenten schwer zu kämpfen gehabt. Hinzu komme, dass das Thema Corona im Erleben der Menschen keine Rolle mehr spiele. Auch die Haltung der AfD zum Krieg in der Ukraine und zu Waffenlieferungen könne die Partei Stimmen gekostet haben.

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