Krieg in der Ukraine

Angriffe auf Windparks & Co. in Nordfriesland: Was alles zur Abwehr getan wird

Angriffe auf Windparks & Co. in Nordfriesland: Was alles zur Abwehr getan wird

Angriffe auf Windparks: Was alles zur Abwehr getan wird

SHZ
Nordfriesland
Zuletzt aktualisiert um:
Netzbetreiber und Betriebsführer in den nordfriesischen Leitstellen sind alarmiert durch den vermutlichen Angriff auf einen für die Windkraft wichtigen Kommunikationssatelliten. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die Wind- und Solarkraft-Branche in Nordfriesland sowie die Netzbetreiber erläutern, wie sie den Ausfall eines Kommunikations-Satelliten erlebt haben und wie sie ihre Anlagen vor Angriffen schützen können.

Just zum Beginn der russischen Invasion in die Ukraine war ein Satellit ausgefallen, der für die Kommunikation mit Tausenden Windkraftanlagen wichtig ist. Auch Dienstleister in Nordfriesland, die als sogenannte Betriebsführer Anlagen hier im Landkreis, aber auch im Rest der Republik und im Ausland steuern, konnten einen großen Teil ihrer Kraftwerke aus der Ferne nicht mehr erreichen, wie shz.de berichtet hatte.

Da sie zur Stromversorgung in Europa beitragen, liegt es nahe, sich gründlicher mit der Sicherheit der Anlagen und Netze in Nordfriesland zu befassen und wie deren reibungsloser Betrieb gewährleistet wird.

Kontakt zu Kraftwerken verloren

Helge Feddersen ist Geschäftsführer der Firma GP Joule Service in Reußenköge, ein Betriebsführer für Wind- und Solarparks der Megawatt-Größenordnung. Auch in deren Solar-Leitwarte war zum Kriegsbeginn am 24. Februar bei „einigen vom Ausfall des Satelliten betroffenen Erzeugungsanlagen“, wie er sagt, die Kommunikation abgebrochen. Die Firma hat insgesamt etwa 450 Megawatt (MW) Solar in Deutschland und Europa und Windparks mit weiteren rund 250 MW in der technischen Betriebsführung unter Vertrag. Auch hier waren einige wenige Anlagen betroffen.

Ein Sprecher von Arge Netz hatte nach dem Ausfall im All betont, dass die eigentliche Stromproduktion nie gefährdet gewesen sei. Ganz im Gegenteil: Weil die Ansteuerung unmöglich war, drehten sich die Kraftwerke erst einmal immer weiter, bis Monteure vor Ort eingriffen oder die Verbindung zur Zentrale wieder hergestellt sei.

Dieses konnte Helge Feddersen bestätigen – vor allem, weil Fern-Überwachung und Produktion zweierlei seien. Solar- und Windparks produzieren weiter sicher Strom, auch wenn die Produktionsdaten kurzfristig nicht an die Leitwarten übermittelt werden.

Im Netz keine messbaren Veränderungen

Zurückhaltend äußert sich Ove Struck, Sprecher von Hansewerk und der Tochter SH Netz zum Thema Sicherheit der Stromversorgung. Das Unternehmen gebe „nur sehr eingeschränkt Infos zu den Themen Cybersicherheit heraus.“ Bislang gebe es „keinen Hinweis auf Einschränkungen an Windkraftanlagen in unserem Versorgungsgebiet“. Speziell in den kritischen Tagen seit Kriegsbeginn seien keine messbaren Veränderungen feststellbar gewesen. Gleichwohl seien die Mitarbeiter „besonders sensibilisiert, auf mögliche Auffälligkeiten in der Steuerung von Erzeugungsanlagen zu achten.“

Die Experten hätten unablässig alle Arten von Cyberangriffen auf die Strom- und Gasversorgung im Blick und beobachteten dieses Geschehen kontinuierlich.

In gewissem Umfang habe Hansewerk auch alternative Möglichkeiten, um im Fall einer IT-Manipulation von Windkraftanlagen die Netzstabilität zu gewährleisten. „So gehen wir auf Basis der auch in der Presse geschilderten Manipulationsmöglichkeiten von Windkraftanlagen nicht von einer absolut unbeherrschbaren Situation in unserem Netz aus.

Hansewerk sieht sich vor Hackerangriffen geschützt

Schleswig-Holstein Netz könne beim Thema Cybersicherheit auf die modernste, verfügbare Leittechnik zur Steuerung von Strom- und Gasnetzen zurückgreifen. „Diese haben wir vor zwei Jahren für mehr als sieben Millionen Euro erneuert, sodass wir noch besser als bisher vor Hackerangriffen und unberechtigten Zugriffsversuchen auf die Strom- und Gasinfrastruktur geschützt sind, von denen wir unter normalen Umständen mehrere tausend pro Woche verzeichnen.“

Mehr lesen