Kreis Schleswig-Flensburg

„Ein Armdrücken mit Neptun“ – verheerende Hochwasser-Schäden in Langballigau

„Ein Armdrücken mit Neptun“ – verheerende Hochwasser-Schäden in Langballigau

Verheerende Hochwasser-Schäden in Langballigau

Benjamin Nolte/shz.de
Langballigau
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Der Campingplatz war der zerstörerischen Kraft der Sturmflut komplett ausgeliefert. Foto: Benjamin Nolte/shz.de

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Dutzende Bilder und Videos aus Langballigau verbreiteten sich wie ein Lauffeuer durch die sozialen Medien. Die Sturmflut verwüstete den kleinen Ort an der Ostseeküste schwer.

Hinter Anwohnern und Gewerbetreibenden in Langballigau liegen nervenaufreibende Tage und eine Nacht voller Ungewissheiten. „Wir mussten den Hafen um 20 Uhr aufgeben“, berichtet der Betreiber des Imbiss „Smokin Lighthouse LA“, Hans-Nicolai Brinck. „Es wurde lebensgefährlich.“

Der Schock sitzt tief

Auch die wettererprobten Langballigauer hätten zuvor nie mit dem Ausmaß dieses Unwetterereignisses gerechnet. „Der Pegel stieg unaufhaltsam“, so Brinck weiter. „Letztlich mussten wir uns alle aus Langballigau zurückziehen.“ Ein schwerer Schritt für Gastronomen und Gewerbetreibende. Man rechnete mit dem Schlimmsten.

Am Samstagmorgen, bei Tageslicht dann der Schock. Langballigau war nicht mehr wiederzuerkennen.

Betroffen sind nahezu alle Gebäude in Langballigau. Dutzende Wohnwagen hatten Wind und Wasser vom Campingplatz gespült, teilweise in den dahinter liegenden See. Andere zu einem Knäul zusammengeschoben oder völlig zerstört. Ein gewaltiges Trümmerfeld. Schäden auch hier womöglich im Millionenbereich. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr waren machtlos. „Dennoch ein großer Dank an alle Einsatzkräfte der Feuerwehr, was die die letzten Tage geleistet haben war ganz groß“, so Brinck.

Verschont blieben die Räumlichkeiten der DGzRS. „Wenige Zentimeter vor unserer Eingangstür blieb das Wasser stehen“, berichtet Bootsführer Lasse Nielsen. „Aber auch wir mussten den Hafenbereich um 20 Uhr verlassen.“

Bis dahin waren sie einsatzbereit, wären im Notfall raus in den Orkan gefahren. Dann war der Pegel zu hoch, das Boot nicht mehr erreichbar, ein Auslaufen unmöglich. „Auch der Aufenthalt hier unten am Hafen wurde schlichtweg zu gefährlich, wir mussten uns zurückziehen“, so Nielsen.

Seenotretter harrten bei Kerzenschein aus

Der Strom musste bereits vorher abgeschaltet werden. Die Seenotretter harrten bei Kerzenschein aus. Heute morgen begann dann das große Aufräumen. „Wir waren schon früh hier, haben mit angepackt“, sagt Nielsen.

Dann wurden die Aufräumarbeiten allerdings mehrfach unterbrochen. Zunächst waren es aufschwimmende Gastanks, die eine Gefahr darstellen, gegen Mittag dann erneut eine Evakuierung. Dieses Mal ging es um potentielle Kampfmittel, die hätten angespült werden können. Nach der Auswertung von Luftbildern wurde der Bereich wieder freigegeben. „Wir haben das so noch nicht erlebt“, fasst es Nielsen zusammen. „Wahrlich ein Jahrhundertereignis und auch in Langballigau war der Pegel so hoch wie seit mehr als 100 Jahren nicht.“

Weitere Betriebe hat es schwer erwischt

Richtig schwer erwischt hat es auch das Hotel Ostsee-Anker von Finn Jensen. „Das war ein Armdrücken mit Neptun und wir haben es klar verloren“, so Jensen. Hotel und Restaurant standen zum Teil hüfthoch unter Wasser.

Das Schlimme: Auch nach dem Sturm und dem Hochwasser floss das Wasser hier nicht ab und stand noch immer so hoch vor und im Gebäude, dass an Aufräumen nicht zu denken war.

Inhaber Jensen und Pächter Oliver Kurth-Voß riefen am frühen Abend noch einmal die Feuerwehr, baten um Hilfe. Für die Freiwillige Feuerwehr Langballigau war hier allerdings nichts zu machen. Viel zu viel Wasser steht auf dem Campingplatz rund um das Hotel. Es wäre unter den aktuellen Umständen ein sinnloses Unterfangen. Jensen hofft nun auf eine Entspannung der Lage über Nacht. „Wir kommen morgen früh wieder und hoffen, dass wir hier anfangen können“, so Jensen. „Und letztlich muss sich dann zeigen ob wir hier nicht von einem Totalschaden sprechen.“

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