Klima

Bestatter fürchten Kostendruck – doch einer will günstige Alternative zur Beerdigung bieten

Bestatter fürchten Kostendruck – doch einer will günstige Alternative bieten

Bestatter fürchten Kostendruck

Kay Müller/shz.de
Kiel
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Re-Erdigung heißt das Pilot-Konzept in Schleswig-Holstein, bei dem Tote in 40 Tagen kompostiert werden. Laut einer Umfrage interessieren sich dafür gerade in der aktuellen Krise immer mehr Menschen – als kostengünstige und umweltschonende Alternative zur Feuerbestattungen.

Die Zahlen sprechen für sich. Nach einer Umfrage suchen 75 Prozent der befragten Schleswig-Holsteiner eine kostengünstigere Alternative zu einer herkömmlichen Bestattung. Und 67 Prozent der Interviewten im Norden stört es, dass eine Feuerbestattung klimaschädlich ist.

Erhoben hat die Zahlen ein Meinungsforschungsinstitut, das im Auftrag des Unternehmens „Meine Erde“ fast 1200 Menschen in ganz Deutschland über das Thema Bestattungen befragt hat. Nun ist die Fallzahl der Schleswig-Holsteiner darunter nicht hoch und die Fragen sind mit einer bestimmten Absicht gestellt, aber es wird doch deutlich, dass sich immer mehr Menschen damit beschäftigen, wie sie oder ihre Angehörigen möglichst günstig und klimaneutral unter die Erde kommen können. Und das geht eben mittels einer Re-Erdigung, einem Prozess, in dem sterbliche Überreste innerhalb von 40 Tagen in einem abgeschlossenen Kokon zu Humus werden.

„Die Technik steht allerdings erst ganz am Anfang und ist erst an einem Ort in Schleswig-Holstein möglich“, sagt Dennis Hein von der Bestatterinnung Schleswig-Holstein. Und die so entstehende Erde könne auch nicht auf allen Friedhöfen bestattet werden. „Es gibt vereinzelte Nachfragen. Wenn das ein Trend werden sollte, wird der sich frühestens in ein paar Jahren durchsetzen.“

Das könnte sich ändern, wenn demnächst die steigenden Kosten für Energie auch bei Bestattungen spürbar werden. Es gebe zwar Preisanpassungen, aber die seien noch moderat, sagt Hein. Doch wenn die Kosten für Holz und Gas weiter anziehen, könnten Hinterbliebene bald mehr für die Bestattungen ihrer Liebsten zahlen als bislang. „Wie alle anderen Unternehmen auch, müssen wir steigende Preise irgendwann weitergeben – auch wenn wir sie so lang wie möglich stabil halten wollen“, sagt Hein.

Menschen achten auf CO2-Bilanz

Der stellvertretende Obermeister der Innung sieht aber auch einen anderen Trend, durch den sich Pablo Metz von „Meine Erde“ bestätigt fühlt. „Die Kunden suchen immer mehr nach klimafreundlicheren Alternativen zu Feuerbestattungen“, so Hein. „Und die können wir bieten“, sagt Metz. Laut einer amerikanischen Studie entstehe bei einer Feuerbestattung rund eine Tonne CO2 – so viel wie bei einer 4900 Kilometer langen Fahrt mit einem Mitteklasse-Auto. Bei einer Re-Erdigung werde hingegen kaum Strom verbraucht, weil der natürliche Zerfallsprozess des Körpers auf einem Bett aus Pflanzenresten nur durch die Lagerung und Zuführung von Sauerstoff erfolge.

Re-Erdigungsangebote sollen ausgeweitet werden

Metz sieht ein großes Potenzial Kunden, die sich normalerweise für die Feuerbestattung entscheiden würden. Weil die aber vermutlich in den kommenden Monaten teurer werde, könnten sie auf die Re-Erdigung kommen. Bislang gibt es deutschlandweit nur einen Kokon in Mölln für die neue Beerdigungsform. Allerdings will Metz bis Jahresende bis zu 100 weitere in Friedhofsgebäuden im ganzen Land aufstellen.

Mehr zur Begleitung des Projektes durch die Kirche lesen Sie hier

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