Krankenhaus-Misere in Flensburg

Bittere Pillen: Wenn Gesundheit zur Ware wird und Personal zum Kostenfaktor

Wenn Gesundheit zur Ware wird und Personal zum Kostenfaktor

Bittere Pillen: Wenn Gesundheit zur Ware wird

Mira Nagar
Flensburg
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Die Mitarbeiter der Diako Krankenhaus gGmbH müssen die wirtschaftlichen Zwänge ausbaden. Foto: Marcus Dewanger/shz.de

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Die Insolvenz der Diako Krankenhaus gGmbH ist ein Symptom eines erkrankten Systems. Ob Entlassungen die richtige Behandlung sind, darf infrage gestellt werden.

Nun liegt er also auf dem OP-Tisch, der Patient Krankenhaus. Diagnose: Drohende Zahlungsunfähigkeit. Über Monate haben sich die Experten daran gemacht, das Problem zu sezieren und Behandlungsmethoden zu erörtern. Steigende Energiekosten, Corona-Verluste und Inflation haben ein Loch in die Finanzen gerissen.

Das Problem ist, dass ein großer Teil der Misere systemimmanent ist. Das Vergütungssystem mit Fallpauschalen wird seit Jahren kritisiert, jetzt fällt es den ersten Kliniken auf die Füße. Weitere werden folgen. Unterdessen hühnert die Bundesregierung am neuen Krankenhauskonzept herum, das eine Behandlung von Patienten „nach medizinischen und weniger nach ökonomischen Kriterien“ vorsieht. Doch die Reform lässt auf sich warten wie ein Facharzttermin.

Harte Bandagen

Daher greift die Diako Krankenhaus gGmbH zu harten Bandagen. Da das Krankenhaussystem im Laufe der letzten Jahrzehnte gründlich durchökonomisiert wurde, wird versucht, die Klinik mit einer fragwürdigen Allzweckwaffe zu kurieren: Mehr Effizienz mit weniger Leuten – und das, ohne dass die Qualität leidet.

Sicher, es gibt in jedem Betrieb verkrustete Strukturen, die Ressourcen unnötig binden. Doch es ist zwar eine Binsenweisheit, aber offenbar kann man sie nicht oft genug sagen. Wer Personal als reinen Kostenfaktor betrachtet, ist schlecht beraten. Wer Effizienz, gerade in einem so sensiblen Bereich, steigern möchte, wird Frust und Resignation ernten. Nach der Anamnese geht es nun also an die bitteren Pillen. Und die Diako-Mitarbeiter müssen sie schlucken. Jene, deren Job in Gefahr ist, jene, die den Stellenabbau abfedern müssen.

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