Schleswig-Holstein

„Die Bucht wird bunt“: Protest gegen den Nationalpark Ostsee

„Die Bucht wird bunt“: Protest gegen den Nationalpark Ostsee

„Die Bucht wird bunt“: Protest gegen den Nationalpark Ostsee

Jörg Kasischke/shz.de
Schleswig-Holstein
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Viele kamen, um gegen den geplanten Nationalpark Ostsee zu protestieren. Foto: Jörg Kasischke

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Am Sonnabend protestierten die Initiative „Freie Ostsee Schleswig-Holstein“ und der Touristikverein „Ferienland Ostsee“ mit einer Sternfahrt auf dem Wasser gegen das umstrittene Vorhaben Nationalpark Ostsee.

In Gelting Mole an der Geltinger Bucht gab es am Sonnabendmittag eine weitere große Demonstration gegen einen Nationalpark Ostsee. Rund 1.000 Teilnehmer beteiligten sich laut den Initiatoren an der Aktion.

Unter dem Motto „Die Bucht wird bunt” rief die Initiative „Freie Ostsee Schleswig-Holstein“, vertreten durch Nicolai Schneider, zusammen mit dem Touristikverein „Ferienland Ostsee“, vertreten durch Heinrich Nissen, zu einer Sternfahrt auf dem Wasser und an Land als Protest gegen den Nationalpark Ostsee auf. Ihr Credo lautet: „Mehr Schutz für die Ostsee – Ja! Nationalpark Ostsee – Nein!“

Segler, Surfer, Stand-up-Paddler und andere Freizeitsportler, Wassersportvereine, Verbände, Berufsgruppen, Touristiker sowie viele besorgte Bürger trafen sich, um gemeinsam ein Zeichen gegen die Nationalpark-Pläne zu setzen. Landseitig bildete sich eine etwa 250 Meter lange Menschenkette zwischen mehr als hundert aufgereihten Schleppern von Landwirten und rund hundert Booten auf dem Wasser, die optisch und lautstark auch akustisch auf ihren Protest aufmerksam machten.

Die Message ist eindeutig und bedarf nicht mehr vieler Worte. So wurden die Redezeiten für jeden Sprecher und jede Sprecherin, die an das Mikrophon traten, auf nur jeweils 45 Sekunden beschränkt. „Wir wollen mit unserer Veranstaltung den Entscheidern in Kiel zeigen, dass der Nationalpark kein geeignetes Mittel ist, um die Ostsee zu schützen“, betonte Heinrich Nissen.

„Wir“, so definierte es Heinrich Nissen, „sind die Familien, die ihren Lebensmittelpunkt an der Ostsee haben.“ Das seien die Schulen und Vereine, die Kinder an und auf der Ostsee ausbilden. Das seien die Fischer und Unternehmer, Landwirte, die an der Ostseeküste Arbeitsplätze und Wertschöpfung schaffen. Das seien die Segler und Wassersportler, die viel Geld in der Region ausgeben und sich auch um den Naturschutz kümmern würden. Das seien die Gastgeber und Vermieter, die die Region für die Gäste erlebbar machen.

An den Ministerpräsidenten: Bitte um Schutz vor „Bürokratie-Monster“

„Lieber Herr Günther, lassen Sie uns gemeinsam die bereits vorhandenen Schutzmaßnahmen in der Ostsee besser ausschöpfen und punktuell gegebenenfalls erweitern. Aber, schützen Sie uns vor dem Bürokratie-Monster Nationalpark und helfen Sie uns, Herrn Goldschmidt davon zu überzeugen, dass es andere Mittel gibt als einen Nationalpark“, forderte Heinrich Nissen den Ministerpräsidenten in Kiel auf.

Malte Jacobsen, landwirtschaftlicher Sprecher, hob hervor, dass die Landwirte zu ihrer Veranwortung für die Ostsee stehen. „Mit unserer Allianz für den Gewässerschutz gibt es ein gemeinschaftliches Instrument für die Verbesserung unserer Gewässer. Dieser Ansatz muss weiterentwickelt und für den Ostseeschutz erweitert werden“, so Jacobsen. Wenn der Nationalpark kommt, wird es die traditionelle Küstenfischerei nicht mehr geben, so sieht es Ulrich Elsner, Geschäftsführer der Küstenfischer Nord aus Heiligenhafen.

Landtags-Politiker von SPD (Birte Pauls), FDP (Oliver Kumbartzky) und CDU (Thomas Jepsen) kritisierten in Gelting-Mole die Pläne für einen Nationalpark Ostsee ebenso wie die CDU-Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Petra Nicolaisen.

„Ein besserer Ostseeschutz wird nur mit den Menschen funktionieren, die an und mit der Ostsee leben. Mit den vom Haushaltsausschuss des Bundestags bewilligten 100 Millionen Euro soll umgehend mit dem Räumen und Vernichten der Bomben, Granaten, Torpedos und Seeminen in der Schleswig-Holsteinischen Ostsee angefangen werden und nicht erst wie ursprünglich vom Bundesumweltministerium geplant der Bau einer neuartigen schwimmenden Bergungs- und Entsorgungsplattform abgewartet werden“, so Nicolaisen.

Politik vor Ort über ein vielseitiges Instrumentarium

„Ich habe mich schon vor Wochen gegen einen Nationalpark an unserer Ostsee ausgesprochen. Anstelle eines Nationalparks mit pauschalem Nutzungsausschluss brauchen wir ein vielschichtiges Instrumentarium mit konkreten Handlungsansätzen zur Verbesserung der Ostsee“, sagte Thomas Jepsen (CDU). „Von uns ein klares Nein gegen die Idee, einen Nationalpark Ostsee einzurichten. Wir brauchen kein politisches Denkmal für einen Umweltminister“, betonte Oliver Kumbartzky (FDP).

„Der Nationalpark ist eine Idee von schwarz-grün. Ohne das Einverständnis der Menschen, die hier leben, gibt es von der SPD ein klares Nein. Die CDU-Kollegen vor Ort möchte ich ganz herzlich bitten, Daniel Günther und Tobias Goldschmidt wieder einzufangen“, so Birte Pauls (SPD). Auf Nachfrage stellte Thomas Jepsen (CDU) klar, dass Daniel Günther und Tobias Goldschmidt eint, dass sie für den Ostseeschutz noch mehr machen wollen. Der Ministerpräsident habe aber nie gesagt, dass dies nur mit einem Nationalpark machbar sei.

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