Musikschule Bilsen

Corona-Folge: Musiklehrer fehlen, weil die Jugend lieber andere Berufe wählt

Corona-Folge: Musiklehrer fehlen, weil die Jugend lieber andere Berufe wählt

Corona-Folge: Musiklehrer fehlen, weil die Jugend lieber andere Berufe wählt

SHZ
Bilsen
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Dörte Thießen und Peter Wulff-Thießen von der Musikschule Treffpunkt erleben gerade den zweiten Corona-Winter. Im vergangenen Sommer, als das Foto entstand, waren sie noch optimistisch, dass die Pandemie bald abklingen wird. Stattdessen werden die Regeln nun wieder verschärft. Foto: Carsten Wittmaack Foto: 90037

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Schon zweimal hat shz.de während der Pandemie-Zeit über die Musikschule Treffpunkt in Bilsen berichtet. Der zweite Corona-Winter ist weniger einschneidend als er erste. Doch es gibt neue Probleme.

Mittendrin im zweiten Corona-Winter steckt die Musikschule Treffpunkt mit Hauptsitz in Bilsen. Seit Kurzem ist es den Bläsern wieder verboten, gemeinsam in Innenräumen zu üben. „Aber so schlimm wie vor einem Jahr ist es nicht“, sagt Dörte Thießen, die gemeinsam mit ihrem Mann Peter Wulff-Thießen die Musikschule leitet. Im Allgemeinen sei die Lage sogar positiv. „Wir haben wahnsinnig viele Anmeldungen“, so Thießen.

Vor einem Jahr war die Lage bedrohlicher

Mit etwa 900 Schülern gehörte die Musikschule vor Corona zu den größten in Schleswig-Holstein, doch auf dem Höhepunkt der Pandemie im November 2020 schien die Zukunft ungewiss. „Wir sind froh, dass wir überhaupt noch arbeiten dürften“, sagte Dörte Thießen damals im Gespräch mit shz.de. Im Sommer 2021 fragten wir erstmals nach, wie die Lage sei. Damals ging es hörbar aufwärts. Man dürfe jetzt „mit allen Schülern rein“, sagte Thießen – sollte heißen: die Kurse fanden nicht mehr nur im Freien statt. Und gesungen werden durfte ebenfalls wieder.


Das Singen ist auch jetzt noch erlaubt – trotz der steigenden Corona-Zahlen und der damit einhergehenden verschärften Pandemie-Regeln. „Maskenpflicht gilt aber auch dabei“, sagt Thießen. Das sei zwar störend, aber angesichts der Inzidenzen leider nicht zu ändern. „Und man gewöhnt sich dran.“ Generell gilt in der Musikschule aktuell das 2G-Prinzip. „Das klappt prima, hier sind ohnehin fast alle geboostert“, versichert die Musiklehrerin.


1995 wurde die Musikschule Treffpunkt gegründet. Unterrichtet wird an den vier Standorten Bilsen, Barmstedt, Ellerau und Kaltenkirchen. Etwa 30 Musiklehrer gehören zum Team – daran hat sich auch in Corona-Zeiten nichts geändert. Doch es ist die große Zahl an Lehrern, die zurzeit Probleme bereitet. „Wir finden einfach keine geeigneten Musiklehrer“, sagt Thießen. „So schlimm wie jetzt war es selten.“

Die Musik und die unsicheren Perspektiven

Von Schlagzeug bis Querflöte – der Markt sei wie leer gefegt, die entsprechenden Studiengänge „längst nicht voll“. Corona mache vielen jungen Menschen Angst, und da der Bereich Kunst und Kultur besonders unter den Einschränkungen leide, würden viele, die eigentlich gern Musik studieren würden, auf andere Fächer ausweichen, die sicherere Zukunftsperspektiven versprechen.

Corona-Quarantäne sorgt für Ausfälle

Von der Politik fordert Thießen, „dass sie die jungen Leute unterstützt, auch finanziell“. Und sie wünscht sich bei neuen Corona-Regeln längere Vorlaufzeiten, damit sich ihre Musikschule auf die Umsetzung vorbereiten könne. Hinzu kommt ein Problem, das immer akuter wird: Ausfälle von Musiklehrern, die schwer zu kompensieren sind. „Immer häufiger haben Leute Corona-Kontakte und müssen dann in Quarantäne“, so Thießen.


„Wirklich erfreut“ ist sie hingegen über die Kurs-Nachfrage. „Die Leute haben einfach Lust, etwas zu machen“, sagt sie. Hobbys würden in Corona-Zeiten immer wichtiger. „Wir nehmen gern noch weitere Kinder an“, versichert sie. Geübt wird „nur drinnen. Wir haben es im Sommer draußen probiert, aber das lenkt die Kinder zu sehr ab“. Und mit Blick auf die Pandemie sagt sie: „Ich hoffe wirklich, dass es bald vorbei ist.“ Die Zeit sei anstrengend, koste Zeit und Nerven.

Musikschule ist für alle Stilrichtungen offen

Unterrichtet wird an der Musikschule Treffpunkt so ziemlich alle Stilrichtungen, angefangen bei Rock und Pop über Jazz und Metal bis hin zu Folk, Blues und Klassik. Los geht es schon im Kleinkindalter. Die Schule ist telefonisch unter (04106) 81386 erreichbar. Detaillierte Informationen gibt es auf der Homepage.

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