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Darum gibt es bei der Tafel Südtondern heftigen Streit um die Maskenpflicht

Darum gibt es bei der Tafel Südtondern heftigen Streit um die Maskenpflicht

Streit bei der Tafel Südtondern um die Maskenpflicht

Arndt Prenzel/shz.de
Leck
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Führungswechsel bei der Tafel: Der neue Vorsitzende Anderas Oehmichen mit Franziska Voigt, der neuen zweiten Vorsitzenden. Foto: Arndt Prenzel/shz.de

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Derzeit gilt für die Mitarbeiter der Tafel Südtondern während der Ausgabe eine Maskenpflicht. Dies wollen einige Helfer ändern. Das Stunden lange Tragen des Mund-Nasen-Schutzes sei unerträglich.

Eigentlich verlief die Mitgliederversammlung der Südtondern Tafel im Lecker Rathaus unter dem Motto „Friede, Freude, Eierkuchen“. Die Nachfolgeregelung war nach dem Ende einer Ära bestens geregelt: Ein erfolgreicher erster Vorsitzender Reimer Bock verabschiedete sich nach langen Jahren unter „Standing Ovations“ in seinen Ruhestand.

Zum neuen Vorsitzenden wählte die Versammlung einmütig den 64-jährigen Andreas Oehmichen aus Niebüll. Doch schon kurz danach hatte dieser gleich einen ernsten Konfliktfall zu bearbeiten. Mitglieder, die als ehrenamtliche Helfer im Einsatz sind, beklagten sich vehement darüber, dass sie im Dienst Masken tragen müssten.

Zunächst hatte jedoch der scheidende Vorsitzende das Wort. „Ich bedanke mich für die Unterstützung“, sagte Reimer Bock, der in neun Jahren viel bewegt hat.

Gerade in den letzten drei Jahren habe sich viel getan: der Einbau einer Klimaanlage in der Ausgabestelle Leck, die Erneuerung der Regalsysteme in Leck/Niebüll, eine weitere Erneuerung der Ausgabetresen Leck/Niebüll, digitale Vollausstattung an beiden Standorten sowie der Einbau einer Heizungsanlage in Leck. In der Ausgabestelle Leck plante Reimer Bock als letzte Amtshandlung einen Anbau, der bald die Möglichkeiten der Lagerhaltung verdoppelt wird.

Würdigung für den scheidenden Vorsitzenden

Amtsdirektor Dr. Wolfgang Sappert würdigte seine Verdienste ebenso wie Lecks Bürgermeister Adreas Deidert und Niebülls Bürgervorsteher Uwe Christiansen, der selbst als Gründungsmitglied der Tafel im August 2010 dabei war.

Nach vielen anerkennden Worten räumte der „alte“ Vorsitzende das Feld, Andreas Oehmichen stellte sich kurz vor. Er sei gerade in den Ruhestand getreten und habe sich überlegt, was er mit seiner Freizeit machen soll. Just in diesem Moment habe ihm Reimer Bock einen Besuch abgestattet, um ihn „anzuwerben“. Er habe anders als Bock keine „natürliche Autorität“, wolle sich diese jedoch erarbeiten.

„Ich habe mich gefragt, ob ich etwas bewegen kann“, erzählte er offen. Er beantwortete sich die Frage mit „Ja!“ Nach diesem gelungenem Auftritt gab es ein einhelliges Votum für seine Bewerbung. „Mich kennt keiner, nun dieser Vertrauensbeweis“, sagte der Lebensmittel-Technologe, der zuletzt in Niebüll als Senior Sales Manager bei Dupont (heute IFF) beschäftigt war. Aus dem Saal wurde ihm direkt „volle Unterstützung“ versichert. Gewürdigt wurde parallel Christine Sawinski, die als stellvertretende Vorsitzende von Franziska Voigt abgelöst wurde.

Dann wurde ess plötzlich unruhig in der Versammlung. Eine Ehrenamtliche beklagte lautstark, dass es keine Freiheit bei der Maskenwahl während der Arbeit bestehe, sondern eine Maskenpflicht. „Es ist unerträglich, so viele Stunden mit Maske zu arbeiten“, sagte die Frau, „Das geht den meisten Freiwilligen so.“ Sie plädierte dafür, die Maskenpflicht aufzugeben und stattdessen es jedem Mitarbeiter selbst zu überlassen.

Schutz durch Maske bleibt wichtig

So sei es auch anderswo, zum Beispiel im Lebensmittelhandel. Zudem gäbe als Spuckschutz eine Trennwand. Erika Spaude, Ausgabeleiterin in Niebüll, verwies darauf, dass viele Helfer älter seien. „Zudem haben wir viele Kunden aus der Ukraine, die alle umgeimpft sind.“ Der Schutz sei deshalb notwendig.

Wogen müssen nun geglättet werden

Die lebhafte Debatte ging hin und her, bis Andreas Deidert einen Kompromiss vorschlug. „Der neue Vorstand soll darüber befinden.“ Dem Antrag wurde stattgegeben. Auch ein spontanes Meinungsbild unter den Anwesenden zur „eigenen Entscheidung beim Tragen der Maske“ wurde nach mehrfachem Nachfragen am Ende erstellt. „Eine deutliche Mehrheit ist dafür“, bestätigte Andreas Oehmichen. Er muss nun auf der nächsten Vorstandsitzung die Wogen glätten.

Die Jahre des Aufbaus der Essens-Organisation für Bedürftige ließ die Anzahl der Kunden auf derzeit 450 Personen ansteigen. An jeweils einem Ausgabetag werden zwischen 70 bis 80 Kunden bedient, rund 25 Ehrenamtler versehen ihren Dienst mit Engagement. Insgesamt erreicht die Tafel 18.000 bis 20.000 Personen jährlich im gesamten Südtonderaner Gebiet, von der dänischen Grenze bis zum Bongsieler Kanal und im Osten bis zur Kreisgrenze Nordfrieslands. In Leck hat die Tafel donnerstags zwischen 10 und 12 Uhr und in Niebüll dienstags von 10 bis 11.30 Uhr geöffnet.

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