Hattstedt

Dorfarchivar Johann Carstensen geht mit 85 Jahren in den Ruhestand

Dorfarchivar geht mit 85 Jahren in den Ruhestand

Dorfarchivar geht mit 85 Jahren in den Ruhestand

SHZ
Hattstedt
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Dorfarchivar Johann Carstensen hat viele Jahre die Geschichte Hattstedts erforscht. Foto: Udo Rahn/shz.de

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Hattstedts Dorfarchivar Johann Carstensen sagt nach 26 Jahren Tschüss. Er hat wertvolle Arbeit für die Hattstedter geleistet: Unter anderem hat er die Familien seit dem 15. Jahrhundert erfasst.

Wer den 85-jährigen Hattstedter Johann Carstensen kennt, der weiß mit welchem Fleiß, Elan und Spaß an der Sache 26 Jahre lang das Dorfarchiv verwaltet hatte. Nicht umsonst hat der langjährige Bürgermeister und heutige Ehrenbürgermeister Ralf Heßmann einmal gesagt: „Johann ist das Gedächtnis der Gemeinde.“

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Als er 1995 die ehrenamtlichen Aufgaben von seinem 1994 verstorbenen Vorgänger Ernst-Robert Carstensen übernommen hatte, habe der ein perfekt geführtes Archiv mit einer Fülle von Zeitdokumenten hinterlassen. Das habe ihn in allen Jahren angespornt, es immer aktuell zu halten. Es sei einfach wichtig, die Historie aufzuarbeiten, damit das künftig nicht verloren gehe. Zunächst habe er Verstärkung durch die Hattstedterin Lieselotte Henningsen erhalten, bis sie sich 2002 zurückzog.

Familiengeschichte aus fünf Jahrhunderten

Angefangen hat der Archivar aus Leidenschaft mit der Erfassung der Einwohner und ihrer Familien. Die Daten waren in den Kirchenbüchern seit 1630 aufgezeichnet. Erst 1873 richtete die preußische Verwaltung Standesämter ein, die dann alle Daten verwalteten. Sechseinhalb Jahre brauchte Carstensen zur Aufarbeitung. Teilweise reichten die Einträge bis in das 15. Jahrhundert zurück.

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Mit dem Material von Professor Jens Iwersen über die Reetdachhäuser Hattstedts setzte Carstensen dessen Arbeit fort. Zudem beleuchtete er die Auswanderung von über 500 Menschen aus Hattstedt und Umgebung zwischen 1850 und 1930 nach Iowa in den USA.

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Weitere Forschungen erfolgten über beide Weltkriege. Die Namen der Gefallenen und ostdeutschen Flüchtlinge und die Schilderungen der Flucht sammelte er. Dann ging es im Jahr 2000 mit der Registrierung aller Bestände im Computer mithilfe von speziellen Programmen weiter. Ein aufwendiges Projekt war der Entwurf des Hattstedter Wappens zusammen mit dem Grafiker Joachim Kochanski. Immer sei er gut von der Gemeinde unterstützt worden.

Immer ein offenes Ohr für die Fragen der Hattstedter

Jeden Dienstag- und Donnerstagvormittag hat Carstensen im Archiv-Raum im ehemaligen Amtsgebäude in Hattstedt gearbeitet. Für alle Belange hat er ein offenes Ohr gehabt und Zeit für einen guten Schnack, oft verbunden mit einem Scherz.

Doch nach über zwei Jahrzehnten ist nun Schluss, denn Carstensen möchte noch ein wenig mit seiner Ehefrau reisen und ohne Verpflichtungen den Ruhestand genießen. Einen großen Garten hat der ehemalige Bauhofleiter beim Marschenbauamt auch noch zu versorgen. „Die Chronikarbeit hat mir immer sehr viel Spaß gemacht. Ich freue mich, dass ich einen guten Nachfolger gefunden habe“, sagt Carstensen.

Claus Garr übernimmt das Dorfarchiv

Seit 1. August hat nun der Hattstedter Claus Garr (65) das Ruder übernommen. Er ist jeden Donnerstag ab 9 Uhr im früheren Amtsgebäude anzutreffen. Der ehemalige technische Angestellte, seit kurzem in Rente, wohnt seit 1982 in Hattstedt.


Wie sein Vorgänger appelliert er an alle Hattstedter, das Dorfarchiv bei der Auflösung von Nachlässen unbedingt zu berücksichtigen, damit alles bewahrt bleibt. Alle Unterlagen zur Geschichte von Hattstedt in Text und Bild sind ihm willkommen.

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