Eintritt ins Restaurant: Nicht mit den Gastronomen in Südtondern

Eintritt ins Restaurant: Nicht mit den Gastronomen in Südtondern

Eintritt ins Restaurant: Nicht mit den Gastronomen in Südtondern

Anja Werner
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Jörg Windheuser, Vorsitzender des Dehoga-Bezirksverbands Südtondern, blickt für seine Branche mit Sorge auf den Winter. Foto: Anja Werner

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Die Energiekrise trifft die Gastro-Branche besonders hart. Zu zusätzlichen Kosten fürs Heizen und Kochen kommt eine Beschaffungskrise für viele Lebensmittel. Könnte eine pauschale Extra-Zahlungen eine Lösung sein?

Eintritt für einen Restaurantbesuch? In einigen gastronomischen Betrieben in anderen Bundesländern und auch auf Sylt wird über eine solche Energiepauschale bereits diskutiert. Nachdem in Ratingen bei Düsseldorf ein Gastwirt im Mai diesen Jahres damit angefangen hatte, folgten weitere – unter anderem im „The Hearts Hotel“ in Braunlage im Harz, wo der Gast drei Euro Aufschlag hinlegen muss. Hauptgrund dafür sind die deutlich gestiegenen Gas- und Strompreise, aber auch stark verteuerte Lebensmittel. Was sagen gastronomische Gastgeber in Südtondern zu dieser Idee?

Mike Eichhorn, Inhaber von Eichhorn‘s Hotel und Restaurant in Risum-Lindholm, hat da eine klare Meinung: „Eintritt für eine Disco ohne Musik, das ist absoluter Blödsinn.“ Er schlägt stattdessen vor, einige Gerichte auf der Speisekarte moderat zu erhöhen oder die Öffnungszeiten im heizintensiven Winter einzuschränken. „Man könnte zum Beispiel die Tage mit Kaffee- und Kuchen-Angebot reduzieren“.

Falls es tatsächlich zur Erhebung von Energie-Pauschalen auf Sylt kommt, verbindet Mike Eichhorn damit eine Hoffnung:

Im eigenen Betrieb sei in jüngster Zeit in erneuerbare Energien investiert worden, um sich unabhängiger von den hohen Preisen für Strom und Gas zu machen.

Auch bei Berger‘s Hotel und Landgasthof in Enge-Sande hat man eine klare Meinung in Sachen Pro-Kopf-Energiepauschale. „Das geht gar nicht, das ist für uns kein Thema. Und ich weiß auch gar nicht, ob das rechtens wäre“, sagt Susanne Berger. Erstmals werde in dem Traditionshaus aber ein kleiner Obolus für die Nutzung des großen Saals erhoben.

„Bisher konnte der ohne weitere Kosten gebucht werden, doch wir brauchen für den Raum viel Licht, auch die Starkstromkabel für die Musikanlage kosten viel Energie und geheizt werden muss auch“, sagt Susanne Berger. Dafür hätten ihre Gäste auch Verständnis. Die Besucher des Restaurants müssten in diesem Winter aber nicht mit einer Energie-Abgabe rechnen.

Auch im Restaurant in Bernd Jannsens Strandhotel in Dagebüll ist ein Eintritt für Gäste derzeit kein Thema: „Dadurch würden wir die Leute doch nur vergraulen, auf die eh schon große finanzielle Belastungen zukommen.“ Gerade in solch schweren Zeiten, sei es wichtig, dass ein Restaurant-Besuch eine gut tuende Auszeit sei und nicht mit einem Ärgernis wie einer Sonderzahlung beginnen würde.

Das sieht auch Junior-Chef Marwin Jannsen so: „Das kommt überhaupt nicht in Frage. Wir haben zuerst geschaut, wie wir selbst noch mehr Energie einsparen können.“ So wurden bereits neue Fenster mit einer besseren Dämmung in dem Hotel mitten auf dem Deich eingebaut. In der Küche laufen nur die Geräte, die derzeit auch wirklich benötigt werden, auf das Licht einiger Glühbirnen wird verzichtet.

„Und wir haben die Sauna ausgestellt. Die war bisher für unsere Gäste kostenlos nutzbar. Das ist von den Energiekosten und mit Blick auf die steigenden Corona-Infektionszahlen wohl bald auch wieder unter gesundheitlichen Aspekten nicht darstellbar“, sagt Marwin Jannsen. Das Strandhotel, auch die Außengastronomie habe einen sehr guten Sommer gehabt, auch derzeit liege die Auslastung noch bei knapp 90 Prozent. „Dieses Geld halten wir jetzt erstmal im Betrieb, anstatt unsere Gäste zusätzlich zur Kasse zu bitten“, sagt der Strandhotel-Geschäftsführer.

Auch Jörg Windheuser, Inhaber der Achtruper Stuben und Vorsitzender des Dehoga-Bezirksverbands Südtondern, hält nichts von Eintrittspreisen. Denn: „Die Menschen haben derzeit durch die Energiekrise so viele Sorgen, da darf man sie nicht auch noch bei einem Restaurantbesuch mit diesem belastenden Thema konfrontieren, denn dann werden viele ganz weg bleiben.“ In seinen Stuben werde aber überlegt, ob für Versammlung, bei denen nur Getränke ausgegeben werden sollen, im Winter ein kleiner Obolus erhoben wird.

Große Sorgen wegen Lieferengpässen

Noch fast größere Sorgen als die Energiekosten bereiten Jörg Windheuser die gestiegenen Preise für Lebensmittel und auch deren Lieferengpässe. „Vieles bekommt man einfach nicht mehr. Ich weiß derzeit noch nicht, wie ich genügend Gänse und Enten für die Weihnachtszeit bekommen soll.“ Für ihn sei der einzig richtige Weg, mit den Gästen das direkte Gespräch zu suchen und auf effektivere Unterstützung zu hoffen. Denn: „Derzeit werden die Leute und auch unsere Branche von der Politik ziemlich allein gelassen.“

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