Klimawandel in Nordfriesland

Flüssiges Gold: So wird hochwertiges Bio-Rapsöl auf dem Osterhof in Galmsbüll hergestellt

Flüssiges Gold: So wird hochwertiges Bio-Rapsöl auf dem Osterhof in Galmsbüll hergestellt

Flüssiges Gold: So wird hochwertiges Bio-Rapsöl auf dem Osterhof in Galmsbüll hergestellt

SHZ
Galmsbüll
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Dag Frerichs möchte nach Raps bald auch Hanf auf dem Osterhof zu Öl verpressen. Foto: Anja Werner Foto: 90037

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Es ist gut für die Umwelt und für die Gesundheit: Nach strengen Richtlinien baut Dag Frerichs Raps in Galmsbüll in Nordfriesland an. Das daraus hergestellte Rapsöl kann in vielen Supermärkten und Hofläden gekauft werden.

Levoos steht für „Lebensmittel vom Osterhof“ – und für eine besonders Natur- und Umwelt schonende Herstellung von Produkten der biologisch-dynamischen Landwirtschaft, natürlich ausgezeichnet mit dem Demeter-Siegel. Allen voran ein hochwertiges Bio-Rapsöl. „In der Bio-Qualität und in der Menge gibt es das im Land nur bei uns“, sagt Dag Frerichs.

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Das Demeter-Rapsöl vom Osterhof können Verbraucher in den Märkten von Citti, Famila und regionalen Hofläden bekommen, abgefüllt in Halbe-Liter-Flaschen zum Preis von knapp zehn Euro. Grundlage für diesen Wert ist der besondere Weg diese Natur-Produkts vom Anbau bis zur Abfüllung.


Das bedeutet, dass kein chemischer Pflanzenschutz verwendet werden darf. Das bedeutet auch, „dass man praktisch nur zuschauen kann, wie Schädlinge große Teile des Rapses vernichten“, sagt Dag Frerichs. Dennoch war der Experte für biologischen Anbau erstaunt, wie viel Raps übrig blieb.

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Nämlich etwas weniger als die Hälfte des Ertrags (2,7 Tonnen pro Hektar) im Vergleich zum konventionellen Rapsanbau. „Mit dem Ergebnis kann ich gut leben. Ist es noch weniger, habe ich auch kein Problem damit, einen Teil des Rapses wieder umzubrechen“, sagt Dag Frerichs. Das tue dann auch dem Boden gut, auf dem nach dem Raps auch ein guter glutenfreier Hafer wächst.

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Die Nähe zur Nordsee, die vorherrschenden Westwinde während der Raps wächst und blüht, seien wohl die Gründe, warum der Ausfall durch Schädlinge nicht so schlimm sei wie zunächst vermutet, so Frerichs. Von den 600 Hektar der Osterhof-Flächen wird auf 20 bis 30 Hektar jährlich Raps angebaut. Der organische Dünger für die Schotenfrucht stammt vom Milchviehhof in der Nachbarschaft.


Mittlerweile gibt es auf dem Osterhof eine Ölmühle, um den Raps selbst kalt zu pressen. „Mein Ziel ist, möglichst viel Wertschöpfung und Wissen auch für die Veredelung zurück auf den Hof zu holen und diesen noch diverser aufzustellen“, sagt Dag Frerichs. Die Manufaktur-Kenntnisse machen einen Teil der Qualität des begehrten Bio-Rapsöls aus, für das es Nachfragen aus der Kosmetikbranche gibt.

Wie gut und wertvoll die Fettsäuren des Biorapses aus Galmsbüll für die Gesundheit seiner Konsumenten ist, würde die Auswertung der Probepressungen ergeben, die regelmäßig in einem Labor ausgewertet werden.


Der Raps, der jetzt blüht, werde im August geerntet, eventuell nachgetrocknet und dann verpresst. Das Rapsöl bleibt anschließend einige Wochen stehen, damit sich die Schwebstoffe absetzen können. Der Sud wird dann an die Kühe verfüttert.

Wichtig ist Dag Frerichs außerdem, dass das Produkt für sich selbst steht und keine weitere Werbung benötigt. Die Nähe zur Weltmarke Sylt sei zwar vorhanden, aber kein Thema.

Seit acht Generationen ein Familienbetrieb

„Ich pflanze so gerne“, schwärmt der Experte und schaut beim Gang über den Hof dabei ganz von selbst auf seine Hände. An diesem Tag hat er gerade ein großes Kartoffelbeet für die Familie und die Mitarbeiter angelegt. Der Raps wird zwar nicht mit den eigenen Händen gepflanzt, sondern selbst ausgesät, dafür aber die Obstwiese mit alten Kernobst-Sorten, die derzeit zum ersten Mal blüht.

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Dag Frerichs hat auf dem Osterhof, der seit acht Generationen von der Familie Jessen betrieben wird, sein berufliches Glück gefunden. Der gebürtige Oldenburger (Niedersachsen) habe in anderer Stellung schon mal mehr Geld verdient, doch hier im Norden, nur wenige Kilometer von der Nordsee entfernt, kann er seine Philosophie, seine Ansprüche an eine Umwelt- und Klimaschonende Herstellung von Lebensmitteln und Energie leben und in die Tat umsetzen.

Künftig auch Hanföl vom Osterhof

Seit 2015 ist der Familienvater auf dem Osterhof für die Landwirtschaft verantwortlich, seit einigen Jahren als Mitgesellschafter, seit 2018 wird auf dem Hof Bioraps angebaut.

Beim so gefragten Bio-Rapsöl soll es nicht bleiben. Schon laufen die Planungen und Vorbereitungen für den Anbau von Hanf, aus dem dann ebenfalls Öl in Bio-Qualität entstehen soll. Eine Direktvermarktung auf dem Hof ist derzeit nicht geplant. „Dafür liegen wir einfach zu weit ab vom Schuss“, sagt Dag Frerichs. Doch genau diese Ruhe scheint der Wahl-Nordfriese zu brauchen, um Ideen zu entwickeln und umzusetzen, die gut für die Umwelt und die Gesundheit sind.

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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