Parteitag in Neumünster

Grüne in Schleswig-Holstein vor Generationswechsel

Grüne in Schleswig-Holstein vor Generationswechsel

Grüne in Schleswig-Holstein vor Generationswechsel

SHZ
Neumünster
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Müssen noch mit keinen Kampfkandidaturen rechen: Die Doppelspitze mit Monika Heinold (r.) und Aminata Touré. Foto: Marcus Dewanger/shz.de

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Die Hälfte der Fraktion kandidiert nicht wieder. Parteitag findet in hybrider Form statt.

Er hätte sich das anders gewünscht. „So ein Wahlparteitag lebt ja auch von der Stimmung in der Halle und wie die Delegierten auf die Kandidierenden reagieren“, sagt Grünen-Chef Steffen Regis. „Aber angesichts der Corona-Lage können wir jetzt nicht drei Tage Yippie-Yeah machen.“

Statt Yippie-Yeah und einer dreitägigen Krönungsmesse für die designierten Spitzenkandidatinnen Monika Heinold und Aminata Touré in der Stadthalle Neumünster werden die Grünen am Sonnabend ihre Liste für die Landtagswahl im Mai in einem hybriden Format nominieren. Das bedeutet, dass einige der Kandidaten in der Halle sein werden, ein größerer Teil wird wie die meisten Delegierten die Versammlung vor dem heimischen Endgerät verfolgen. Am Ende soll eine Liste mit 26 Kandidaten stehen, die in einem Präsenz-Parteitag im Februar noch einmal formal beschlossen werden muss, sagt Regis. Dort kann die Liste dann sogar auf 50 Kandidaten erweitert werden. „Bewerber haben wir genug“, sagt der Parteichef, der als Wahlziel mindestens 15 Mandate anpeilt.

Marret Bohn tritt nicht mehr an

Bislang haben die Grünen zehn Abgeordnete im Landtag. Davon werden mit Burkhard Peters, Marlies Fritzen, Ines Strehlau, Bernd Voß und – ein bisschen überraschend – auch der Parlamentarischen Geschäftsführerin Marret Bohn die Hälfte der Parlamentarier ausscheiden. „Es wird einen großen Wechsel in der Fraktion geben“, sagt Regis. Und seine Co-Vorsitzende Ann-Kathrin Tranziska ergänzt, dass „das BewerberInnen-Feld regional, menschlich und auch thematisch sehr vielfältig ist“. Tranziska will im Gegensatz zu Regis, der sich voll auf die Wahlkampfführung konzentrieren möchte, auch selbst ins Parlament einziehen. Dabei wird sie es in einer Kampfkandidatur mit Silke Backsen zu tun bekommen. Die Landwirtin von Pellworm hatte mit ihre Klimaklage gegen die Bundesrepublik im ganzen Land für Aufsehen gesorgt.

Auf Listenplatz vier wird es der finanzpolitische Sprecher der Fraktion, Lasse Petersdotter mit zwei männlichen Mitbewerbern zu tun bekommen. Unstrittig sind bislang nur die ersten beiden Plätze, die für Finanzministerin Heinold und Landtagsvizepräsidentin Touré reserviert sind, danach bewirbt sich Noch-Fraktionschefin Eka von Kalben für Platz drei – alle drei Frauen haben bislang keine Gegenkandidaturen zu verzeichnen.

„Wer grüne Parteitage kennt, weiß aber, dass spontane Kandidaturen nicht ausgeschlossen sind – das gehört ja irgendwie zur grünen DNA“, sagt Regis. „Auf den Plätzen 7 bis 15 ballen sich jedenfalls schon jetzt die Kandidaturen.“ Doch auch schon bei Platz sechs treten mit den Landtagsabgeordneten Andreas Tietze und Joschka Knuth zwei politische Schwergewichte gegeneinander an.

Viele Kampfkandidaturen

Danach hat der Landesvorstand darauf geachtet, dass auf den Plätzen 7 und 8 auch Bewerber der Grünen Jugend ihren Hut in den Ring werfen. Traditionell ist bei den Grünen mindestens jeder zweite Platz auf der Liste für eine Frau reserviert.

Das Ziel ist für die beiden Parteivorsitzenden dabei längst klar. „Wir wollen, dass Monika Heinold Ministerpräsidentin in Schleswig-Holstein wird“, sagt Regis, der klar wieder die Regierungsverantwortung anpeilt. Im Wahlkampf wollen die Grünen laut Tranziska vor allem auf die Themen Klimaschutz, Bildung, aber auch die Ökologisierung der Landwirtschaft setzen.

Ein wirklicher Aufbruch dürfte von dem hybriden Parteitag allerdings noch nicht ausgehen – das weiß auch Steffen Regis. „Wir werden aber intern Klarheit bekommen – und dann hoffentlich im Februar auf einem Präsenzparteitag mit dem Beschluss des Programms richtig durchstarten können.“

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