Ausbau erneuerbarer Energien

Grünes Licht für Solarthermie-Projekt zur Wärmeerzeugung in Nordhackstedt

Grünes Licht für Solarthermie-Projekt zur Wärmeerzeugung in Nordhackstedt

Grünes Licht für Solarthermie-Projekt zur Wärmeerzeugung

SHZ
Nordhackstedt
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Am Standort Nordhackstedt produziert das DMK (Deutsches Milchkontor) vor allem Mozzarella und Schnittkäse. Das Solarthermie-Projekt richtet sich unter anderem an diesen Großabnehmer im Sinne der Nachhaltigkeit: „Von hier – für hier“. Foto: Helga Böwadt/shz.de

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Das Deutsche Milchkontor (DMK) will sukzessive von Erdgas auf vor Ort erzeugte Nahwärme umsteigen. Um das zu ermöglichen, sollen auf 40 Hektar Solaranlagen entstehen.

Sobald ein größeres Flächenprojekt Photovoltaik in einer Gemeinde geplant ist, stößt dieses Vorhaben auf breites Interesse in der Bevölkerung. Nicht anders war es in Nordhackstedt, zumal Bürgermeisterin Anja Stoetzel im Vorwege zur Gemeindevertretersitzung extra per Hauswurfsendung eingeladen hatte, damit die Öffentlichkeit von vornherein Informationen aus erster Hand erhält.


Weiterlesen: Zuwachs von Photovoltaik-Anlagen übersteigt erstmals den von Windkraft

Auf der Tagesordnung stand vor allem ein bis zu 40 Hektar großes Solarthermie-Projekt, dessen Vorstellung von rund 40 Einwohnern aufmerksam verfolgt wurde. Zunächst erläuterte Anja Stoetzel jedoch den Sachstand zur grundsätzlichen Frage, ob die Gemeinde Freiflächen-Photovoltaik ermöglichen solle. Bisher existiert nur eine große Photovoltaikanlage innerhalb der Gemeinde, diese wurde vor 2009 genehmigt.

Im Juni 2009 fasste die Gemeindevertretung den Grundsatzbeschluss, alle weiteren Anträge abzulehnen – wegen einer Zersiedelung des Gemeindegebietes und der Verknappung landwirtschaftlicher Flächen.

„Dieser Beschluss hat bis heute seine Gültigkeit“, sagte sie. „Aber der politische und gesetzliche Druck wächst, laut Landesentwicklungsplan soll ein Zuwachs erfolgen, wir sind aufgefordert, uns damit zu beschäftigen.“ Und bezüglich des gewünschten Ausbaus erneuerbarer Energien zur Stromversorgung ergänzte sie: „Dieser Aufgabe sind wir durch unsere Windkraftanlagen nachgekommen.“


Jetzt geht es vorrangig jedoch um Wärme, deshalb wird es eine speziell definierte Ausnahme vom Grundsatzbeschluss geben: Einstimmig wurde beschlossen, für dieses eine neue Vorhaben der Nissen Biogas GmbH &CO. KG in die Bauleitplanung einzutreten.

Die Begründung: Priorität hat allein die Wärmeerzeugung für Verbraucher vor Ort, eine Einspeisung des erzeugten Stroms in das öffentliche Netz wird nicht erfolgen. Wie das funktionieren soll, erklärten Dirk und Bernd Nissen, die bisher bereits fast alle Nordhackstedter Haushalte mit Nahwärme versorgen.

Meierei will auf Nahwärme umstellen

Ist-Zustand: 9000 MWh/a verteilen sich auf Biogasanlage und Häuser, der Rest geht zum Deutschen Milchkontor (DMK), bekannt als Nordhackstedter Meierei. Und dieses Industrieunternehmen würde gegebenenfalls Schritt für Schritt von seiner bisherigen Erdgasversorgung komplett zur Nahwärme Nissen wechseln.

Käme dann noch eine weitere Versorgung im Schafflunder Gebiet dazu, steigere sich der Bedarf auf rund 50.000 MWh/a, rechnete Dirk Nissen vor. „Das ist für uns eine Herausforderung, aber der Druck auf die Industrie, nachhaltig zu produzieren, wird größer“, sagte Bernd Nissen.

Der Standort des DMK sei in jeder Hinsicht wichtig für Nordhackstedt, deshalb würde man den großen Verbraucher gern mit vor Ort erzeugter Energie versorgen. Das gesamte Vorhaben ist komplex und anspruchsvoll.

Zwei Drittel der Fläche für Solarthermie

Zwei Drittel der Fläche würde mit Kollektoren für Solarthermie bebaut, ein Drittel mit Photovoltaik, Letzteres mit Bürgerbeteiligung. Hinzu käme ein Großflächenspeicher nach dänischem Vorbild, Beispiel Toftlund, um im Winter für Wärme zu sorgen. Der Standort steht noch nicht fest, wird sich wegen der möglichst kurzen Wege aber vermutlich in der Nähe des Großabnehmers befinden.

Bernd Nissen erklärte die erforderliche Verzahnung von Wind, Sonne und Biogas und den vorgesehenen Start, zunächst mit einer kleinen Anlage: „Es gibt keine einfachen Lösungen, man muss alles in einem flexiblen System zusammenfassen.“ Anschließend wurden zahlreiche Fragen und Bedenken aus der Zuhörerschaft beantwortet, bevor in Abwesenheit der Investoren die Gemeindevertretung diskutierte. Anja Stoetzel sagte: „Wir beschäftigen uns schon lange mit dem Thema, planen antragsbezogen, entscheiden heute über die Weichenstellung und setzen die Bauleitplanung in Gang.“

Weitere Infos zum Projekt gibt es auf der Website der Gemeinde: www.nordhackstedt.de.

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