Sommer 2022

Hohe Inflation, teure Früchte: So reagieren Husumer Eisdielen

Hohe Inflation, teure Früchte: So reagieren Husumer Eisdielen

Hohe Inflation: So reagieren Husumer Eisdielen

Annika Jensen
Husum
Zuletzt aktualisiert um:
Emanuel Aigner, Leiter der Filiale von Giovanni L. im Husumer Einkaufszentrum Theo Foto: Annika Jensen/shz.de

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Die gestiegenen Kosten in nahezu allen Bereichen des Lebens machen auch keinen Halt vor den Husumer Eisdielen. So regieren sie. So regieren die Kunden.

Die Transportkosten steigen, die Energiepreise ebenso, genauso wie die Lebensmittelpreise. Das trifft auch die Eisdielen in Husum. Ihre Saison ist seit ein paar Wochen, seit die Temperaturen konstant angenehm und die Sonne öfter zu sehen ist, in vollem Gange. Was ist also anders als in den Jahren zuvor?

„Wir mussten noch keine Sorte aus unserem Angebot nehmen“, sagt Emanuel Aigner. Der 32-jährige Husumer leitet die Filiale des Franchise-Unternehmens Giovanni L. im Theo-Einkaufszentrum. „Aber ja, natürlich sind unsere Einkaufspreise stark gestiegen. Unser Großhändler Fruits hat seine Preise ordentlich angehoben, weil bei ihm auch alles teurer wird, Energie, Sprit. Außerdem stehen nun viele Lkw-Fahrer aus der Ukraine und aus Russland nicht zur Verfügung.“

So seien viele Rohstoffe für Giovanni L. schwerer zu bekommen oder teilweise nur in geringeren Mengen. Besonders teuer geworden seien Kirschen, Pistazien und Mangos. Und die Konsequenz daraus? „Wir haben beim Eis die Preise seit drei Jahren nicht erhöht“, sagt Aigner. Eine normale Sorte koste pro Kugel weiter 1,50 Euro. Die Sorten, die immer etwas teurer waren, wie Mozartkugel und Pistazie, kosten 1,80 Euro. „Wir werden auch jetzt nicht mit den Eispreisen höher gehen, damit wir die Laufkundschaft nicht verschrecken. Stattdessen müssen wir im Café-Geschäft höhere Preise nehmen, um maximal 20 Cent.“

Auch die Inflation, die bei den Kunden weniger Geld in den Portemonnaies übrig lässt, spüren Emanuel Aigner und seine Kollegen. „Die Kunden sind gerade sehr behutsam mit ihrem Geld und schauen zweimal, was sie sich leisten. Wir haben deswegen nicht mehr nur große Eisbecher im Angebot, sondern bieten auch kleinere Eisbecher an.“

Jannys Eis musste Preis für Eiskugel in Husum kräftig erhöhen

Auch in der Filiale von Jannys Eis am Markt in Husum musste noch keine Sorte aus dem Sortiment genommen werden. Und doch führten die Preissteigerungen in nahezu allen relevanten Bereichen, wie Energie, Transport, Lebensmitteln, zu Konsequenzen. „Anfang des Jahres mussten wir extrem erhöhen“, sagt Annegret Eckholt. Sie ist für den Einkauf der Husumer Filiale zuständig. Dort würden die Preise für die Kugel Eis zu Beginn jeden Jahres erhöht. „Weil alles immer schon teurer wurde, etwa die Löhne. Aber normalerweise erhöhen wir um fünf Prozent. In diesem Jahr mussten wir um zehn Prozent erhöhen.“

Auch in Bereichen außerhalb des Eis-Angebotes müsse sie schauen, wie sie einkauft, so Eckholt. „Für unsere Crêpes haben wir kein Mehl mehr bekommen. Das müssen wir nun in Dänemark einkaufen“, sagt sie. „Und die Pappbecher dürfen nicht mehr aus Verbundstoffen bestehen, sondern nur noch aus Papier. Das und der Umstand, dass die Papierpreise hoch sind, macht den Einkauf der Becher im Moment extrem teuer. Zum Glück können wir mittlerweile aber viel mit Porzellan arbeiten.“

Kunde: Heute nur noch zwei statt drei Kugeln Eis

Bei der Zahl der Kunden mache sich die Inflation noch nicht bemerkbar, beobachtet Eckholt in ihrem Geschäft. „Die Zahlen steigen im Moment eher, weil man schon merkt, dass die Leute es genießen, nach Corona wieder raus zu dürfen.“ Und doch: „Es ist schon auch so, dass die Leute gezielt kaufen, dass dieses spontane Eisessen weniger wird und die Leute überlegen, wie sie ihr Geld ausgeben.“

Zu denen gehört auch Uwe Schär aus Fritzlar bei Kassel. Der 62-Jährige ist dienstlich in Husum und hat sich gerade eine Kugel Yoghurt-Orange und eine Kugel Duplo gekauft. „Es bremst die Entschlussfreudigkeit, dass der Preis pro Kugel so gestiegen ist“, sagt er. Und doch möchte er auf die kühle, sahnige Erfrischung nicht verzichten. „Vorher habe ich mir gerne drei Kugeln gekauft, heute sind es nur zwei.“

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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