Ausflug in Nordfriesland

Imposanter Garten mit berühmtem Haubarg: So entstand der Hochdorfer Garten in Tating

So entstand der Hochdorfer Garten in Tating

So entstand der Hochdorfer Garten in Tating

SHZ
Tating
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Wer den Hochdorfer Garten rund um den imposanten Haubarg besichtigt, kann im "Schweizer Haus" einkehren. Es ist das letzte seiner Art und beherbergt ein Café und ein Restaurant. Foto: Karin Funke/shz.de

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Der Hochdorfer Garten in Tating gilt als das bedeutendste Gartendenkmal in Nordfriesland – neben dem viel besuchten Husumer Schlossgarten und dem bekannten Künstlergarten der Noldes in Seebüll.

„Man muss kein Biologe oder Architekt sein, um den Zauber dieses Gartens zu erkennen. Es lohnt sich für jeden, dieses kleine Idyll zu durchwandern und dabei viel zu entdecken“, sagt Hans-Georg Hostrup, der Vorsitzende der Richardsen-Bruchwitz-Stiftung, die den Hochdorfer Garten in Tating am Leben erhält. Aber der Reihe nach.


Haubarg wurde 1764 errichtet

Wann der Hochdorfer Garten angelegt wurde, kann man gar nicht auf das Jahr genau datieren, denn er wuchs nach und nach. Aber alles begann mit dem Haubarg, 1764 errichtet. Von ihm ausgehend entstand ein barocker, sehr exakt geplanter Garten. Mit dem Blick nach Osten – was allein schon ungewöhnlich ist, denn Haubarge sind normalerweise nach Süden ausgerichtet – wurde ein „Lindenquartier“ gepflanzt, eine im Rechteckverband angelegte Gruppe von Linden. Von beiden Seiten flankiert durch eine Lindenallee – jede Seite über 120 Meter lang.


An den Kreuzungspunkten der Längs- und Querachsen des Gartens legte man „lauschige Lindenlauben“ kreisförmig an. Sie sind heute nur rudimentär vorhanden und mittig mit Hortensien ergänzt worden.

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Großbauer Richardsen kauft Haubarg samt Garten

1837 erwirbt der reiche Großbauer Hans Richardsen, damals 45 Jahre alt, den Haubarg und den bis dahin angelegten Garten mit Kräutergarten. 30 Jahre später geht der Besitz an seinen Sohn Jacob Richardsen über, der aber kinderlos bleibt. 1874 heiratet er Doris Bruchwitz – daher der Name: Richardsen-Bruchwitz-Stiftung, die den denkmalgeschützten Garten heute verwaltet.

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1873 wird das Schweizerhaus fertig, das vermutlich als Sommersitz für die Familie in Holzbauweise mit Fachwerk errichtet worden war. Für Wohlhabende war ein Sommerhaus damals in Mode. Heute ist es das letzte seiner Art in Norddeutschland und es beherbergt ein Café und Restaurant.


War der Garten anfangs im französischen Barockstil angelegt, so erinnert die Erweiterung im 19. Jahrhundert eher an englische Gärten. Exotische Gehölze, mitgebracht von Auslandsreisen, kamen dazu. Es war eine typische Erscheinung der Gründerzeit, in Parks und Gärten solche Gehölzsammlungen (Arboreten) anzulegen. Hoher Besuch aus Dänemark wurde in den Hochdorfer Garten geladen, mit Kanonenschlag begrüßt und im Haubarg einquartiert.

Hoher Besuch wurde im Haubarg in Tating einquartiert

So besuchte der dänische König Christian VIII. als Landesherr Eiderstedt zweimal: 1842 und 1844. „Nach der Tafel hielt der König Cercle und promenierte mit namhaften Männern der Eiderstedter Selbstverwaltung in den Alleen des Gartens, sich dabei über Landesangelegenheiten mit ihnen unterhaltend“, heißt es in einer Chronik von 1950. Auch sein Nachfolger, Friedrich Vlll., besuchte 1854 Hochdorf.

Berühmter Apfelbaum aus Tating

Bäume und Sträucher allein waren nicht genug. Wer einen gewissen Reichtum hatte, legte auch Obstgärten an. „Auf der Streuobstwiese im Norden gab es ursprünglich 100 Obstsorten: Äpfel, Birnen und Pflaumen. Bei der Weltausstellung in Paris 1900 wurde sogar der Hochdorfer Apfel prämiiert“, erzählt Stiftungsvorsitzender Hans-Georg Hostrup. Heute blühen und wachsen hier immerhin noch 30 Sorten, beispielsweise die Apfelsorten „Maren Nissen“ aus Tondern, der „rote Belle Fleur“ aus Holland und der „Tönninger Herbststreifling“.

Das Geheimnis um die künstliche Ruine

Junge Paare und ältere Menschen durchstreifen heute vor allem den Hochdorfer Garten, so auch die 81-jährige Eva-Maria Matthiessen. „Ich bin als Kind hier groß geworden“, erzählt sie. „Und jetzt komme ich etwa alle drei Wochen mit dem Rollator hierher.“ Dank der Fördergelder aus dem Denkmalschutz konnten die Wege zwischen den Bepflanzungen dafür geebnet werden.


Erwähnenswert ist noch die 1900 errichtete künstliche Ruine am südlichsten Rand des Parks. Sie ist ein beliebtes Fotomotiv. „Besucher rätseln immer, ob hier mal ein Schloss oder eine Kirche stand, aber es war von vornherein als Ruine erbaut worden“, schmunzelt Hostrup.

Öffentlich und kostenlos zugänglich

Jacob Richardsen hatte ein Jahr vor seinem Tod 1905 testamentarisch bestimmt, dass der Haubarg, der Park und neun Hektar Land zu einer Stiftung erhoben werden sollten. Nach dem Willen der Stifter sollte vor allem „der Garten für alle Zeiten öffentlicher Dorfpark sein“, heißt es in dem Testament. Und so ist er es bis heute: Öffentlich kostenlos zugänglich, zur Freude der Einheimischen sowie der neugierigen und kaffeedurstigen Besucher.

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