FlaRakG 1 in Husum

Jahresbericht der Wehrbeauftragten alarmierend: Marode Gebäude, Schimmel, kein Warmwasser

Bericht der Wehrbeauftragten: Marode Gebäude, Schimmel, kein Warmwasser

Wehrbeauftragte: Marode Gebäude, Schimmel, kein Warmwasser

SHZ
Husum
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Das Areal der Fliegerhorstkaserne südlich des Gewerbegebiets im Osten Husums. Hier entstehen neue Gebäude für das Flugabwehrraketengeschwader 1 (Archivbild). Foto: Stefan Petersen/shz.de

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Wenn ein Bundeswehr-Standort Eingang in den Bericht der Wehrbeauftragten findet, ist das zumeist nicht mit einer positiven Botschaft verbunden. Wie im Fall von maroden Bauten in der Husumer Fliegerhorstkaserne.

Es ist alarmierend, was im Jahresbericht 2021 der Wehrbeauftragten des Bundestages, Eva Högl (SPD), über die Infrastruktur der Bundeswehr zu lesen ist. Die befinde sich „zum Teil in einem maroden Zustand, denn es gibt nach langen Jahren der Einsparungen bis weit in die 2000er Jahre hinein einen hohen Investitions- und Sanierungsstau“. Und der Zustand von Unterkünften, Sanitäreinrichtungen und Wirtschaftsgebäuden führe nicht nur zu Frustration, sondern zuweilen zum Vertrauensverlust in die politische Handlungsfähigkeit. Betroffen sei auch die Husumer Fliegerhorstkaserne des Flugabwehrraketengeschwaders 1 (FlaRakG 1) der Luftwaffe.

Ein Stabsfeldwebel des Geschwaders habe sich beschwert, dass es „seit 2017 in zwei Gebäuden keine Warmwasserversorgung für Duschen und Teeküche“ mehr gebe, steht in dem Bericht der Wehrbeauftragten. „Die als Behelfslösung aufgestellten Sanitär-Container seien mittlerweile teilweise mit Schimmel behaftet und müssten durch neue Container ersetzt werden. In einem der Gebäude sei darüber hinaus seit Oktober 2021 wegen verstopfter Abflussleitungen die Trinkwasserzufuhr abgestellt“, wird der Stabsfeldwebel zitiert.

Der Sparkurs der Vergangenheit wirkt bis heute nach

Was genau ist da los? Wir haben bei der zuständigen Stelle nachgefragt, dem Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr in Bonn, kurz IUD genannt. Und von dort heißt es, dass diese Sachverhalte und Eindrücke, die der Wehrbeauftragten zugetragen worden seien, größtenteils auch bekannt seien. Die Einschätzung von Högl werde geteilt – der Sparkurs der Vergangenheit wirke noch immer nach. „Auch im Bereich der Infrastruktur gibt es unbestritten noch Handlungsbedarf“, so eine Amts-Sprecherin.

Die betroffenen Gebäude werden nicht mehr als Unterkünfte genutzt

Konkret gehe es um zwei Gebäude in der Fliegerhorstkaserne, erläutert sie. Diese hätten lange Zeit die 1. und 4. Staffel des Flugabwehrraketengeschwaders 1 beherbergt und seien sowohl als Dienstgebäude als auch für Unterkünfte genutzt worden. Mittlerweile würden sich jedoch keine Unterkünfte mehr in den Gebäuden befinden und nur noch jeweils 20 Personen im täglichen Dienstbetrieb. „Beide Gebäude sind abgängig und werden durch den Neubau eines Unterkunftsgebäudes und eines Funktionsgebäudes ersetzt.“

Sanitär-Container mit Duschen und Toiletten als Zwischenlösung

Da in beiden Bauten die Sanitäreinrichtungen wegen defekter Leitungen nicht mehr genutzt werden könnten, seien als Ersatz zwischen den Gebäuden Sanitär-Container mit Toiletten und Duschen aufgestellt worden. Die würden natürlich täglich gereinigt. „Und für schwer zugängliche Bereiche gibt es eine halbjährliche Sonder- oder Grundreinigung.“ Abläufe, Wasserhähne und Duschvorhänge würden regelmäßig kontrolliert und – falls nötig – ausgetauscht. Und zur Beseitigung der hohen Feuchtigkeit würden Kondensat-Trockner eingesetzt, die das Raumklima verbessern oder auch die Kältebrücken an den Zugangstüren beseitigen helfen sollen.

Offenbar hat das aber nicht mehr ausgereicht, um die Sanitär-Container in einem akzeptablen Zustand zu halten, denn im Januar seien neue bestellt worden. „Die alten Container werden bis zum dritten Quartal 2022 ausgetauscht.“ Eine Reparatur der defekten Anlagen in den beiden Gebäuden selbst würde keinen Sinn machen: „Der Zustand der Gebäudeleitungen könnte nur durch eine grundlegende Sanierung verbessert werden. Das ist aber aufgrund des geplanten Abbruchs beider Gebäude nicht mehr vorgesehen.“

Provisorische Leitungen für Wasserentnahme installiert

Immerhin sei im Dezember 2021 mit den Verantwortlichen vor Ort eine provisorische Installation von Leitungen für zwei Wasserentnahmepunkte vereinbart und nach baufachlicher Prüfung im Februar 2022 auch in Auftrag gegeben worden. „Um den Soldatinnen und Soldaten das Händewaschen und die Trinkwasserversorgung im Gebäude zu ermöglichen.“ Es würden „alle wirtschaftlich vertretbaren Anstrengungen unternommen, um das Arbeitsumfeld in den alten Gebäuden und den Sanitär-Containern bestmöglich nutzbar zu halten, die Zeit der provisorischen Installationen zu verkürzen und den Nutzer bestmöglich zu unterstützen“, so die Sprecherin.

Bis die Zeit des Provisoriums vorbei sei, wird es aber wohl noch etwas dauern, obwohl der Neubau des Unterkunftsgebäudes bereits im Januar 2021 begonnen worden sei. Die Fertigstellung sei für Oktober 2023 geplant. Und wenn das neue Unterkunftsgebäude steht, wird auch das Funktionsgebäude ersetzt: „Dessen Neubau soll im Sommer 2024 starten und bis 2027 abgeschlossen werden“, heißt es aus dem Amt.

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