Als ob die Bahn die Mitglieder im nordfriesischen Kreistag auf Schwung bringen wollte: Just einen Tag vor der Sitzung am Freitag meldete sie einen Stellwerksausfall mit massiven Folgen für den Verkehr zwischen Husum und Niebüll. In Husum sei ein Kabel der sogenannten Leitungssicherungstechnik beschädigt worden, teilte eine Sprecherin des Konzerns mit. Fortan ging es viele Stunden nur mit Bussen voran. So kann es nicht weitergehen, war die einhellige Meinung dazu im Kreistag.

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Zugausfälle, überfüllte Züge, ständige Mängel und das Verkehrschaos bei An- und Abreise – die Situation im Bahnverkehr „kann nicht weiter so hingenommen werden.“ So steht es nun auch in einem Antrag der Fraktionen von CDU und Bündnis 90/Die Grünen. Sie fordern, beim Kreis eine Stelle zu schaffen, die im Bahnverkehr für Koordination sorgen soll.

Hoffen auf Qualitätsverbesserung

Gesprächsrunden und Teilnehmer sollten von der neuen Kraft zusammengeführt werden, und sie könnte als Anlaufstelle für alle Beteiligten gelten. Die beiden Fraktionen sind sich sicher: „Für die Pendlerinnen und Pendler, für die Touristen sowie für die Bewohner der Inseln und Halligen und für alle Bewohner im Kreis Nordfriesland wäre dieses eine Qualitätsverbesserung.“

Aufgaben? Kompetenzen? Bezahlung?

Gleich mehrere Redner bezweifelten, wieso einem solchen Mitarbeiter der Durchbruch im Bahn-Chaos gelingen solle. Mehrere fragten, mit welchen Kompetenzen er ausgestattet werde, ob er bei Bahn-Konferenzen etwa den Landrat vertreten und Rederecht erhalten solle. Nein, er solle nicht nach außen sprechen, beruhigte Landrat Florian Lorenzen die Runde. Er denke daran, dass der Bahn-Koordinator Termine regeln könnte und Vorschläge aus seinen Gesprächen mit Beteiligten unterbreiten könnte.

Jörg Tessin (FDP) dachte da eher an „Dispatcher“, die er im Schienenverkehr der DDR erlebt habe. Die seien auf Leitungsebene angesiedelt gewesen, hätten vor Ort Entscheidungen treffen und durchgreifen können – etwa einfach mal ein paar Waggons mehr einzusetzen. „So stelle ich mir eine aktive Hilfe vor.“ Aber vielleicht sei ein solcher Kümmerer dann doch in der Lage, „lose Enden wieder zusammenzuführen.“ Tessin wünschte aber, dass im November 2022 Bilanz gezogen werde. „Wir erwarten dann substantielle Verbesserungen.“

Margot Böhm (Grüne) vermutet, dass ein solcher Bahn-Koordinator „ein hohes Maß an Konfliktstärke, Empathie und ein dickes Fell“ brauche. Die Kraft „wird in heiterer Besessenheit immer wieder neue Anläufe zu starten haben, um dranzubleiben und an all den kleinen Stellschrauben zu drehen, an denen hier vor Ort gedreht werden kann.“

Sie ist sich sicher, dass es die gibt, etwa für ein menschenwürdiges Umfeld sorgen, oder dafür, dass Bahnhöfe mal länger aufbleiben, bis der letzte Bus kommt und dass auch Toiletten regelmäßig gesäubert würden. „Es geht um Respekt vor unseren Fahrgästen und um ein herzliches Willkommen bei uns im Norden.“

Die neue Kraft werde aber, so Böhm weiter, „kein zweites Gleis bauen, die Strecke nicht elektrifizieren und keine Signalstörungen beheben – aber sie kann all das auf der Tagesordnung halten.“ Daher brauche sie ein starkes Mandat von Politik, Verwaltung und der hiesigen Wirtschaft.

Fortsetzung im Wirtschaftsausschuss

Der Fraktionsvorsitzende der WG-NF/Die Unabhängigen, Jürgen Jungclaus, sieht im Rückblick nur „die Aneinanderreihung von Pleiten, Pech und Pannen“. Er schloss sich aber einem Antrag des SSW an, der im Wirtschaftsausschuss über Aufgaben, Kompetenzen und Bezahlung des Bahn-Koordinators weiterdiskutieren will. Genau so wird nun verfahren. Die Diskussion über Aufgaben und Besoldung des Bahn-Koordinators wird laut Beschluss des Kreistages im Wirtschaftsausschuss fortgesetzt.