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Karl Kersten brachte das heutige Museum für Archäologie nach Schleswig

Karl Kersten brachte das heutige Museum für Archäologie nach Schleswig

Karl Kersten brachte Museum für Archäologie nach Schleswig

Bernd Philipsen/shz.de
Schleswig
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Karl Theodor Gustav Kersten kam am 8. August 1909 in Stade als Sohn eines Braumeisters zur Welt. Foto: Gemeinschaftsarchiv Schleswig/shz.de

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Lehrer hatten Kerstens Interesse für Vor- und Frühgeschichte geweckt. Nach seinem Studium der Ur- und Vorgeschichte arbeitete er zunächst als Assistent im damaligen Museum vorgeschichtlicher Altertümer in Kiel. Später wurde er dort Direktor.

Dass das Schleswig-Holsteinische Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte – 1835/36 in Kiel als Museum vaterländischer Altertümer gegründet – nach dem Zweiten Weltkrieg auf die Schleswiger Museumsinsel von Schloss Gottorf zog und dort im August 1950 neu eröffnet wurde, ist im Wesentlichen ein Verdienst des Prähistorikers und Archäologen Karl Kersten.

Als Direktor baute er das Museum zu einer der bedeutendsten und modernsten archäologischen Sammlungen in Nordeuropa aus. Gleichzeitig leitete er über viele Jahre das ebenfalls in Schleswig angesiedelte Landesamt für Vor- und Frühgeschichte.

Studium der Ur- und Vorgeschichte sowie der Anthropologie und Geologie

Karl Theodor Gustav Kersten kam am 8. August 1909 in Stade als Sohn eines Braumeisters zur Welt. Seine Schulzeit schloss er auf dem örtlichen humanistischen Gymnasium Athenaeum mit dem Reifezeugnis ab. Lehrer hatten sein Interesse für Vor- und Frühgeschichte geweckt, sodass sein Entschluss, Ur- und Vorgeschichte, Anthropologie und Geologie zu studieren, nahelag. Zusätzlich wählte er das Fach Rassenkunde.

Von 1928 bis 1934 studierte Karl Kersten in Hamburg, Berlin und Kiel. An der Landesuniversität promovierte er mit einer Arbeit über Funde der älteren Bronzezeit in Pommern zum Dr. phil. 1942 habilitierte er ebenfalls an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, diesmal mit einer vorgeschichtlichen Untersuchung des Kreises Steinburg.

Schon kurz nach Abschluss seines Studiums war er als Assistent in die Dienste des damaligen Museums vorgeschichtlicher Altertümer in Kiel eingetreten, eine Position, die später verknüpft war mit der Fortführung der archäologischen Landesaufnahme, die ihm ein besonderes Anliegen wurde. Im Jahre 1944 avancierte Kersten zum Direktor des Museums und des Landesamts für Vor- und Frühgeschichte.

Sachverständiger für deutsche Besatzungstruppen in Dänemark

Während des Zweiten Weltkrieges wurde er deutschen Besatzungstruppen in Dänemark als Sachverständiger zugeordnet mit dem Ziel, Schäden an archäologischen Denkmälern durch das Militär zu verhindern. Außerdem gehörte er dem sogenannten Sonderkommando Jankuhn an, dessen Aufgabe es war, in besetzen Ostgebieten, vor allem in Südrussland und in der Ukraine, Stätten und Objekte in Hinblick auf eine „germanische Kolonisation des Südostraums“ zu inspizieren, gegebenenfalls Gegenstände zu requirieren und nach Deutschland abzutransportieren.

Zwar blieben Kerstens Bemühungen um den Eintritt in die Allgemeine SS erfolglos, doch Heinrich Himmler sorgte dafür, dass er als Sonderführer in den persönlichen Stab Reichsführer SS aufgenommen wurde. In der Endphase des Krieges rettete Kersten wertvolle Bestände aus dem Kieler Museum vor einer akut drohenden Zerstörung. Kurz nach der Evakuierung des Museums wurde das Gebäude von einer britischen Fliegerbombe getroffen. Zudem wandte er sich nun dem Danewerk zu, um kriegsbedingte Eingriffe in die historischen Befestigungsanlagen in Grenzen zu halten.

Lehrverpflichtungen an der Kieler Universität

Nach dem Ende des Krieges gelang es ihm, Schloss Gottorf als neuen Sitz des Museums für Vor- und Frühgeschichte (heute: Museum für Archäologie) zu gewinnen. „Dieser Entscheidung für Schloss Gottorf kommt weitreichende Bedeutung für die Stadt Schleswig und die gesamte Region zu“, heißt es in einer Würdigung Kerstens, der über seine Aufgaben als Museumsleiter und Direktor des Landesamts für Vor- und Frühgeschichte hinaus Lehrverpflichtungen an der Kieler Universität übernahm, die ihn zum Professor ernannte. Ferner trat er mit einer Reihe von Fachpublikationen an die Öffentlichkeit.

Für seine wissenschaftliche Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Dänemark verlieh ihm 1957 den Orden des Ritters vom Daneborg, die Christian-Albrechts-Universität zeichnete ihn 1979 mit der Universitätsmedaille aus. Karl Kersten starb am 24. Juli 1992 in Schleswig.

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