Chronik zum 75. Geburtstag

Katastrophen, Affären, Olympia: Das hat SH in seiner Geschichte erlebt

Katastrophen, Affären, Olympia: Das hat SH in seiner Geschichte erlebt

Das hat SH in seiner Geschichte erlebt

SHZ
Kiel
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Zwei Männer graben mit einer Schaufel ein Auto aus den Schneemassen (Archivfoto vom Januar 1979). Städte und Dörfer waren von der Außenwelt abgeschnitten – Schleswig-Holstein erlitt die größte Schneekatastrophe seit Menschengedenken. Foto: Georg Spring/shz.de

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Schleswig-Holstein ist von zahlreichen historischen Ereignissen geprägt, das zeigt ein Blick in die Vergangenheit des Landes. Eine wechselvolle Chronik zum Jubiläum.

Schleswig-Holsteins Geschichte ist sehr wechselvoll. Hier einige besonders wichtige Stationen.

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1460: Vertrag von Ripen

Vertreter des schleswig-holsteinischen Adels proklamieren 1460 in der dänischen Stadt Ripen (Ribe) König Christian I. zu ihrem Landesherrn. Schleswig und Holstein sollen unter gemeinsamer Herrschaft stehen. Christian sichert beiden Landesteilen ihre Unteilbarkeit zu: «dat se bliven ewich tosamende ungedeelt» - «dass sie ewig ungeteilt zusammenbleiben». Der Verbund mit Dänemark besteht bis 1864.

1864: Deutsch-Dänischer Krieg

Preußen und Österreich sind die Sieger. Militärisch entscheidet die Erstürmung der von Dänen gehaltenen zehn Düppeler Schanzen durch preußische Truppen den Krieg. Dänemark muss die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg abtreten.

1920: Volksabstimmungen

Nach der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg entscheiden laut Versailler Vertrag in zwei Regionen Schleswigs die Bewohner, ob sie zu Dänemark oder Deutschland gehören wollen.

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Am 10. Februar 1920 stimmen in der Nord-Zone 74 Prozent für Dänemark, am 14. März in Mittelschleswig 80 Prozent für Deutschland. Flensburg, Südtondern und Husum bleiben ebenso deutsch wie Föhr, Amrum und Sylt.

1946: Geburtsstunde des Landes

Zum 23. August 1946 schafft die britische Militärregierung mit der Verordnung Nr. 46 zur Auflösung der ehemaligen preußischen Provinzen die rechtlichen Grundlagen für das Land. Hauptstadt wird Kiel. Am 20. April 1947 wird erstmals ein Landtag gewählt. Bundesland wird Schleswig-Holstein mit der 1949 verabschiedeten Landessatzung.

1955: Bonn-Kopenhagener Erklärungen

1955 erkennen die Bundesrepublik und Dänemark wechselseitig die Minderheiten an. Das freie Bekenntnis zur Volkszugehörigkeit und die Gleichbehandlung aller Bürger werden festgeschrieben. Der SSW wird als Partei der dänischen Minderheit von der 5-Prozent-Klausel bei Landtagswahlen befreit.

1972: Olympische Sommerspiele

Im Rahmen der Spiele von München finden die Segelregatten in Kiel statt, zum zweiten Mal nach 1936.

1981: Brokdorf-Proteste

Am Bauplatz des Atomkraftwerks Brokdorf kommt es 1976 zu gewalttätigen Zusammenstößen. Im Februar 1981 stehen sich am Bauzaun 100.000 Demonstranten und 10.000 Polizisten gegenüber. Im Juni 1986 protestieren 40.000 Atomkraftgegner. Erneut gibt es Krawalle. Am 3. Oktober 1986 erhält das AKW die Dauerbetriebsgenehmigung.

1979: Schneekatastrophe

Zum Jahreswechsel auf 1979 leiten Schneemassen und eisiger Wind einen der härtesten Winter aller Zeiten ein. Sechs Menschen sterben. Viele Orte sind abgeschnitten, Strom und Heizungen fallen aus. In Ställen erfrieren Hunderte Tiere.

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1987: Barschel-Affäre

Der „Spiegel“ enthüllt 1987 üble Tricks im Landtagswahlkampf gegen SPD-Kandidat Björn Engholm. Der Referent Reiner Pfeiffer aus der Staatskanzlei von Regierungschef Uwe Barschel (CDU) lässt Engholm bespitzeln, lanciert gegen ihn eine anonyme Steueranzeige und setzt ihn am Telefon einem Aids-Verdacht aus. Pfeiffer beschuldigt Barschel als Urheber.

Dieser bestreitet alles, tritt aber zurück. Am 11. Oktober liegt seine Leiche in einer Hotelbadewanne in Genf. Ob er ermordet wurde oder aus eigenem Willen starb, blieb ungeklärt. Todesursache war eine Medikamentenvergiftung.

1993: Schubladen-Affäre

1993 wird bekannt, dass Ex-SPD-Landeschef Günther Jansen nach dem Barschel-Skandal Pfeiffer umgerechnet 25.000 Euro zukommen ließ. Jansen tritt als Sozialminister zurück, dann Engholm als Ministerpräsident. Er musste zugegeben, dass er vor der Wahl 1987 und damit früher als behauptet von Pfeiffers Aktionen gewusst hatte.

Die SPD stürzt in eine Glaubwürdigkeitskrise. Heide Simonis wird die erste Ministerpräsidentin in Deutschland. Ihre Wiederwahl scheitert 2005, weil ihr jemand aus den eigenen Reihen in vier Wahlgängen nicht die Stimme gibt. Die Identität des „Heide-Mörders“ ist ungeklärt.

Landtagswahlen

1996 verliert die SPD die absolute Mehrheit. Sie bildet eine Koalition mit den Grünen, die erstmals im Landtag sind. Nach einer Neuauflage dieses Bündnisses im Jahr 2000 und dem Simonis-Fiasko 2005 tritt eine CDU/SPD-Regierung an. Diese platzt 2009, CDU und FDP übernehmen nach der Neuwahl.

Wegen einer Entscheidung des Landesverfassungsgerichts wird bereits 2012 wieder gewählt. Danach regieren SPD, Grüne und SSW. 2017 übernehmen CDU, Grüne und FDP das Regierungsruder.

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