Künstliche Intelligenz

KI soll künftig Kälber vor Atemwegserkrankungen schützen

KI soll künftig Kälber vor Atemwegserkrankungen schützen

KI soll künftig Kälber vor Atemwegserkrankungen schützen

Inga Gercke/shz.de
Kiel
Zuletzt aktualisiert um:
Schlechtes Klima in den Ställen führt häufig zu Atemwegserkrankungen bei Kälbern. Künstliche Intelligenz soll das in Zukunft vermeiden. Foto: Michael Staudt/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Gerade Kälber sind häufig von Atemwegserkrankungen betroffen und sterben daran. Künstliche Intelligenz soll für ein besseres Klima in Kuhställen sorgen kann. 

Ein Kalb ist gerade dabei, an der Anzughose von Digitalisierungsminister und Chef der Staatskanzlei Dirk Schrödter zu nuckeln. „Das ist für mich hier eine ganz neue Welt“, sagt er und krault das Tier, um es von seinem Hosenbein abzulenken. Dabei hat er einen ganzen Batzen Geld in Form eines Förderbescheids dabei, damit Kälber – unter anderem auch das neugierige Jungtier hinter ihm – zukünftig von einem guten Stallklima profitieren.

Auch interessant: Immer mehr Händler setzen auf künstliche Intelligenz

Mit 249.505 Euro wird das Gemeinschaftsprojekt mit dem sperrigen Namen AI4CALF gefördert. Verschiedene Forscher wollen mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) herausfinden, inwiefern sie zu einer optimalen Belüftung von Kuhställen genutzt werden kann.

Kälber sind besonders anfällig für Atemwegserkrankungen

Denn: Gerade nach der Geburt sind Kälber anfällig für Atemwegserkrankungen, weil die Lunge noch nicht vollständig entwickelt ist und Abwehrkräfte noch gebildet werden müssen. Temperaturschwankungen, hohe Luftfeuchtigkeit, Zugluft und auch Schadstoffe wie Ammoniak in den Ställen machen die Tiere anfälliger für Krankheiten. „Man rechnet, dass etwa fünf bis sechs Prozent von ihnen daran sterben“, sagt Christian Linke, ein Mitglied des Forscherteams.

KI soll optimales Belüftungssystem entwerfen

Mithilfe von Sensoren in einem Versuchsstall der Landwirtschaftskammer werden nun Wetterdaten und die Einstellung der Lüftung gesammelt. Parallel untersuchen Mitarbeiter regelmäßig die Gesundheit der Kälber. Die gesammelten Daten werden dann in ein KI-System gespeichert, welches daraus dann ein optimales Belüftungssystem für unterschiedliche Witterungen entwerfen soll. Immer so, dass es den Tieren am besten geht. Später soll die Belüftungen, beispielsweise das Öffnen und Schließen von Rolltoren, automatisch und nach Bedarf ablaufen. 

KI in der Landwirtschaft – Wissenschaft trifft Praxis

„Hier trifft Wissenschaft wirklich auf Praxis“, sagt Stefan Fischer von der Uni Lübeck. „Wenn das funktioniert, dann kann KI einen wesentlichen Beitrag zum Tierwohl leisten.“ 

Dirk Schrödter hat noch andere Faktoren im Hinterkopf. „Kein Wirtschaftsbereich wird in Zukunft ohne den Einsatz von KI wettbewerbsfähig sein. Auch nicht die Landwirtschaft.“ Auch die Frage, wie Energieeffizienz sichergestellt werden könne, werde von immer größerer Bedeutung. So sollen durch Energie angetriebene Ventilatoren in den Ställen zukünftig nicht – oder kaum noch – nötig sein. „Wenn die KI die Steuerung denn übernehmen kann“, sagt der Minister, während er dem aufdringlichen Kalb zustimmend zunickt und ihm über die nasse Nase streicht. 

Mehr lesen