Elektromobilität

Kiel und Berlin streiten über Kartenzahlung an E-Auto-Ladesäulen

Kiel und Berlin streiten über Kartenzahlung an E-Auto-Ladesäulen

Kiel und Berlin streiten über Kartenzahlung an Ladesäulen

SHZ
Kiel/Berlin
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An neuen Ladesäulen will der Bund ab Mitte 2023 Kartenzahlungsterminals vorschreiben – der Kieler Verkehrsminister Buchholz hält das für zu teuer. Foto: Christian Spicker, Imago Images/shz.de

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Die große Koalition will Leseterminals für Kredit- und Girokarten zur Pflicht machen – der Kieler Verkehrsminister Bernd Buchholz lehnt das ab und will die Pläne im Bundesrat noch verhindern.

Auf eine Million statt heute nur 46.000 soll die Zahl öffentlicher Ladesäulen für Elektroautos in Deutschland nach den Plänen der Bundesregierung bis 2030 steigen – und um die Nutzung der Säulen attraktiv zu machen, will Wirtschaftsminister Peter Altmaier spontanes Stromtanken erleichtern: Der CDU-Mann hat eine Verordnung vorgelegt, die vorschreibt, dass ab Juli 2023 an neuen Ladepunkten nicht nur mit der Ladekarte des Betreibers bezahlt werden kann, sondern stets auch ein Leseterminal für Kredit- und Girokarten vorhanden sein muss.

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Was der Automobilclub ADAC begrüßt, lehnt der Kieler Verkehrsminister Bernd Buchholz ab: Der FDP-Politiker fürchtet, dass die Pflicht zu Kartenterminals den Ladesäulen-Ausbau eher bremst, und will sie daher im Bundesrat noch verhindern.

Der Bund strebt ein einheitliches europäisches Bezahlsystem an

Altmaier verweist auf die weite Verbreitung von Kredit- und Girokarten: „Für ein nutzerfreundliches Laden müssen Ladevorgänge schnell und einfach bezahlt werden können“, begründet er die Pflicht für Lesegeräte, die nicht zuletzt auf Druck seines SPD-Finanzkollegen Olaf Scholz in die Verordnung gelangt ist. Die Regierung leiste so einen Beitrag zu einem „einheitlichen europäischen Bezahlsystem bei Ladesäulen“. Auch der ADAC betont, dass die Bezahlung an Kartenterminals schon an herkömmlichen Tankstellen „in der EU weit verbreitet ist“.


Buchholz dagegen hält die Pflicht zu Kartenlesegeräten für kontraproduktiv. „Sie sind teuer und könnten daher den Ausbau der Lade-Infrastruktur verlangsamen“, warnt er. Auch Altmaier rechnet mit Mehrkosten von 165 Millionen Euro für die Säulenbetreiber. Nicht zuletzt in Schleswig-Holstein wäre ein Verzug beim Ausbau ärgerlich: Derzeit gibt es im Land knapp 1800 öffentliche Ladepunkte – das sind pro hundert Quadratkilometer nur elf und zwei weniger als im Bundesschnitt.


Zudem hält Buchholz „digitale Alternativen“ beim Bezahlen für nötig und wirbt für einen „technikoffenen Ansatz“. In einem Antrag für die Sitzung des Bundesrats-Verkehrsausschusses am Mittwoch verlangt er, keine Kartenleser vorzuschreiben, sondern auch kontaktloses Bezahlen per Handy oder über eine „mobile Webseite“ als Mindestanforderung zuzulassen.

Die Energiebranche teilt die Kritik von Minister Buchholz

Unterstützt wird er aus der Strombranche: Auch deren Spitzenverband BDEW mahnt, dass die Kartenterminal-Pflicht „weder ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweist noch zukunftsorientiert ist“. Statt dessen würden „webbasierte Lösungen die Anforderungen an ein Bezahlsystem am besten erfüllen“.

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