Lange Wartelisten in Kitas

Kinder ohne Betreuung: Husum kommt einfach nicht hinterher mit der Schaffung neuer Plätze

Kinder ohne Betreuung: Husum kommt einfach nicht hinterher mit der Schaffung neuer Plätze

Kinder ohne Betreuung: Husum kommt einfach nicht hinterher mit der Schaffung neuer Plätze

SHZ
Husum
Zuletzt aktualisiert um:
Das Baufeld ist hergerichtet: Hier entsteht die neue Kita am Kreishaus in Husum. Foto: Annika Jensen Foto: 90037

Diesen Artikel vorlesen lassen.

In Husum stehen sowohl Über- als auch Unter-drei-Jährige auf langen Wartelisten. Sie sind schlicht ohne Betreuungsplatz. Und das, obwohl schon einige Kitas mit Sondergenehmigung des Kreises überbelegt sind.

In Husum haben Eltern weiterhin massive Schwierigkeiten, einen Betreuungsplatz für ihre Kita- und Krippenkinder zu finden. Das zeigte auch der Bericht von Dirk Thomsen, der beim Kreis Nordfriesland für die Kita-Bedarfsplanung zuständig ist. Thomsen stellte die aktuelle Planung in dieser Woche den Mitgliedern des Sozialausschusses vor.

Lesen Sie auch: Personalnot in Kitas: Das sagen die Leitungen zur Lage in den Einrichtungen

Im Bereich der Kinder unter drei Jahren, also im Krippenbereich, gibt es im aktuell laufenden Kita-Jahr rechnerisch 532 Kinder, die Anspruch auf einen Betreuungsplatz hätten. Bei 184 dieser Kinder haben sich die Eltern für eine Krippenbetreuung entschieden. Das entspricht einer Nachfrage von 34,59 Prozent. Der Trend in Nordfriesland allgemein liegt bei knapp unter 30 Prozent. „Husum ist da also schon sehr weit vorne im Vergleich“, so Dirk Thomsen. 108 Kinder unter drei Jahren stehen auf der Warteliste.

Im Bereich der Kinder, die älter als drei Jahre sind, also im Kita-Bereich, haben im aktuell laufenden Kita-Jahr 586 Kinder einen Anspruch auf einen Betreuungsplatz. „Es sind allerdings 650 Plätze belegt“, so Dirk Thomsen. „Das entspricht einer Nachfrage von 110,92 Prozent. Außerdem sind 96 auf der Warteliste.“

Auch interessant: Nach Kita-Reform: Stadt kann finanzielle Defizite ausgleichen

Aktuell werden insgesamt 995 Kinder in Husums Kitas betreut. Diese Zahl entspricht nicht automatisch den verfügbaren Kitaplätzen, auch weil ein U3-Kind wegen erhöhtem Betreuungsbedarf zwei Plätze beansprucht. Die Nachfrage in Höhe von über 110 Prozent der Betreuungsplätze im Kita-Bereich kommt deswegen zustande, weil viele Eltern aus der Umgebung ihre Kinder in Husumer Einrichtungen schicken. Das führe dazu, dass es in einigen Kitas „schon jetzt eine Überbelegung gibt. Mit Ausnahmegenehmigungen des Kreises“, sagt Thomsen.

„Derzeit haben wir eine generelle Kapazität von 1091 Kita-Plätzen, 1032 davon sind belegt“, sagt Dirk Thomsen. „In den insgesamt 16 Kitas, die es in Husum gibt, sind aktuell theoretisch 59 Plätze frei. Gleichzeitig haben wir aber 204 Kinder auf der Warteliste. Das heißt, wir haben Kinder, die derzeit nicht betreut werden können."

22 freie Plätze in der dänischen Kita

Die 59 freien Plätze verteilen sich sehr unterschiedlich auf die Kitas. Eine Kita hat derzeit sieben freie Plätze. Der Ausreißer ist die Kita des dänischen Schulverbandes. Dort gibt es derzeit 22 freie Plätze. „Die Aufnahme dort ist an bestimmte Kriterien geknüpft“, erläutert Dirk Thomsen. „Die Eltern müssen sich zum Beispiel der dänischen Minderheit gegenüber bekennen und ein Elternteil muss Dänisch sprechen können oder es lernen. Das möchte nicht jeder, das kann nicht jeder realisieren.“

Anwesend in der Sitzung des Sozialausschusses in dieser Woche war auch Henning Möller, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Kita-Finanzierung. Er fragte, ob es im Bereich der Kinder unter drei Jahren tatsächlich zu wenige Plätze gibt. Und falls ja, was der Kreis dagegen zu unternehmen plant. Dirk Thomsen bestätigte das und betonte, dass auch im Ü3-Bereich zu wenige Plätze vorhanden sind.


„Im Rahmen der Bedarfsplanung gehen wir gezielt auf Gemeinden und auf Kita-Träger zu und versuchen, Lösungen zu finden. Zum Beispiel durch Ausnahmegenehmigungen, die zeitlich befristet sind oder dass wir über Fördermittel, Anbau, Gruppenkonfiguration sprechen. Am Ende sind uns aber die Hände gebunden, wir können die Gemeinden und Träger zu nichts zwingen.“

Möller hakte nach und wollte wissen, ob der Kreis weitere Interessenbekundungsverfahren plant, um den Ausbau der Kita-Plätze voran zu bringen. Thomsen antwortete: „Die Interessenbekundungsverfahren zur Erweiterung von Gruppen oder auch Häusern obliegen der jeweiligen Kommune.“

Kreis, Gemeinden und Träger suchen nach kurzfristigen Lösungen

Der Kreis sei aber in Gesprächen mit den Gemeinden und Kita-Trägern. „Wir merken in den meisten Gesprächen durchaus, dass Bemühungen von beiden Seiten in dieselbe Richtung gehen. Und da findet man auch Übergangslösungen bei kurzfristigem Bedarf. Wenn ein Träger oder eine Kommune sagt, wir würden gerne, haben aber Probleme, dann versuchen wir gemeinsam an Übergangslösungen zu arbeiten bis eine Kita fertiggestellt ist.“


Eine Kita, die gerade begonnen wurde zu bauen, ist jene am Kreishaus. Im November rollten die Bagger an und richteten den Boden her. Im Januar startete der Bau offiziell. Sie soll Mitte Juli 2023 fertig sein und 120 Kita-Plätze schaffen. Nicht alle davon sind allerdings zusätzliche, denn Kinder aus anderen Einrichtungen werden nach dort verlegt. Der eingeschossige Bau kostet die Stadt Husum etwas über 6,7 Millionen Euro. Über 600.000 Euro davon können mit Fördermitteln bezahlt werden.

Mehr lesen

Leitartikel

Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
„Zusammenhalt: Es geht noch viel mehr in Nordschleswig“