Lernen in Corona-Zeiten

Kommunen in SH wollen 2800 Luftfilter für Schulen und Kitas

Kommunen in SH wollen 2800 Luftfilter für Schulen und Kitas

Kommunen in SH wollen Luftfilter für Schulen und Kitas

SHZ
Kiel
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Ein Luftfiltergerät in einem Klassenzimmer. Foto: Henning Otte / SHZ

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Nach einer Umfrage bei Städten und Gemeinden kristallisiert sich heraus, in welcher Größenordnung die umstrittenen Geräte im Norden Einzug halten.

Schleswig-Holsteins Schulen und Kindergärten werden cirka 2800 mobile Luftfilter erhalten, um das Übertragungsrisiko des Corona-Virus zu verringern. Diese Zahl teilte der Geschäftsführer des Städteverbands, Marc Ziertmann, mit. Sie beruht auf einer Abfrage der kommunalen Spitzenverbände und des Landes. Darin sollten Städte und Gemeinden ihren ungefähren Bedarf beziffern. Dabei konnten die Kommunen allerdings keineswegs frei auswählen, sondern nur Räume nennen, die den strengen Kriterien des von Bund und Ländern aufgelegten Förderprogramms entsprechen.

Einsatz von Fördergeld von vornherein stark begrenzt

Geld gibt es demnach nur, wenn ein wirksames Stoß- und Querlüften nicht möglich ist, etwa weil sich Fenster nur auf Kipp oder gar nicht öffnen lassen. Zweite wesentliche Einschränkung für Schulen ist, dass Luftfilter nur in Räumen gefördert werden, in denen sich Kinder unter zwölf Jahren aufhalten. Das wird damit begründet, dass für Ältere ein Impfschutz möglich ist.

1500 für die Schulen, 1300 für die Kindergärten

Nach der überschlagsmäßigen Planung können laut Ziertmann Schulen mit etwa 1500, Kindergärten mit etwa 1300 Geräten rechnen. Städteverband und Gemeindetag kalkulieren mit 3500 bis 4000 Euro pro Luftfilter, Tendenz nach oben. Demnach entstünden für 2800 Geräte Kosten von bis zu 11,2 Millionen Euro.

Vielleicht sind noch 2,6 Millionen Euro für eine Schlussrunde übrig

Auf jeden Fall gibt der Bund 6,8 und das Land 3,5 Millionen Euro. Bliebe für die Kommunen, die bei Schulen als Träger eigentlich für die räumliche Ausstattung verantwortlich sind, bei dem geschätzten Kostenvolumen also nur ein Restanteil von 900 000 Euro. Ein Schulträgeranteil ist in den Regularien des Bund-Länder-Programms nicht zwingend vorgesehen. Auf Drängen der Landesregierung haben Städte und Gemeinden jedoch prinzipiell in Aussicht gestellt, wie das Land auch 3,5 Millionen Euro für Luftfilter zu wuppen. Ob die Kommunen nun doch billiger davon kommen oder ob für den theoretisch noch offenen Betrag von 2,6 Millionen weitere Geräte angeschafft werden können, ließ Ziertmann offen. Dazu müsse mit den Land noch abschließend verhandelt werden.


Ziertmann, Gemeindetags-Geschäftsführer Jörg Bülow und Bildungsministerin Karin Prien machen keinen Hehl daraus, dass sie mobile Luftfilter keinesfalls als Allheilmittel für einen ansteckungssicheren Schulbetrieb sehen. Sie verweisen auf die Einschätzung von Lufthygiene-Experten sowohl inner- als auch außerhalb des Landes. Die erklären, dass die Geräte keine Frischluft in Räume holen, sondern nur einen Teil der Innenluft reinigen, vielfach offenbar nur 50 Prozent. Falsch eingesetzt, so ein Hinweis von Medizinern, könnten die Geräte sogar schaden. Ministerin Prien betont deshalb: „Auf keinen Fall ersetzen mobile Luftfilter das regelmäßige Lüften. Sie sind im besten Fall ein weiterer Baustein in Kombination mit anderen Hygienemaßnahmen.“


„Die Luftfilter sind ein emotionales Thema, auch und gerade in den Gremien der Kommunalpolitik“, stellt Städtetags-Geschäftsführer Ziertmann fest. „Da kommt keiner gegen an.“ Seine Marschroute ist: „Wir machen das jetzt. Selbst wenn es vielleicht nur ein bisschen bringt, geht es in Richtung Vorbeugung.“

Liefertermine völlig ungewiss

Wann die Geräte tatsächlich einsatzfähig sind, weiß derzeit indes keiner. Das hänge sehr von der Marktlage ab, heißt es bei allen Beteiligten. Immerhin bestellen zeitgleich alle Bundesländer. Der Großteil der Geräte wird nach unserer Einschätzung nicht kurzfristig verfügbar, sondern voraussichtlich erst zu einem späteren Zeitpunkt (Ende des Jahres) lieferbar sein“, so Ziertmann. Die landeseigene Gebäudemanagement Schleswig-Holstein (GMSH) hat schon mal ein paar ihr geeignet erscheinende Typen für einen Warenkorb für die Kommunen ausgesucht. Wie viele Geräte über eine Sammelbestellung und wie viele daneben auch einzeln bestellt werden, ist offen.

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