Im Frühjahr geht's an die Schlei

Lauenburg an der Elbe: Hier wird das Schleswiger Kulturschiff hübsch gemacht

Lauenburg an der Elbe: Hier wird das Schleswiger Kulturschiff hübsch gemacht

Hier wird das Schleswiger Kulturschiff hübsch gemacht

SHZ
Schleswig/Lauenburg
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Hier liegt sie zurzeit, die etwa 40 Meter lange "Coomodore". Foto: Pohl Foto: 90037

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In Schleswig möchte Susann van Rooyen unter dem Markennamen „Design Deck“ mit der „Commodore“ einen kulturellen Treffpunkt auf dem Wasser etablieren.

Eigentlich sollte das neue Schleswiger Kulturschiff schon längst im Stadthafen liegen. Doch auf der langen Reise von Bar-le-Duc im Norden Frankreichs in die ferne Schlei bot sich kurz vor dem Ziel ein Zwischenstopp an. Schiffseignerin Susann van Rooyen konnte in der Lauenburger Hitzler-Werft kurzfristig einen Liegeplatz ergattern. Dort haben jetzt die notwendigen Umbauarbeiten am Schiff begonnen.

Spezialwerft für Flussschiffe

Die Hitzler-Werft mit ihrer Lage am Rande der Lauenburger Altstadt, da, wo der Elbe-Lübeck-Kanal von der Oberelbe nach Norden abzweigt, wirkt wie ein Relikt aus einer anderen Zeit. Auf den ersten Blick erscheint sie etwas abgerockt und unaufgeräumt, wie das perfekte Setting für einen Film aus den 20er Jahren. Babylon Lauenburg. Doch der auf Flussschiffe spezialisierte 70-Mann-Betrieb läuft, frühere Pläne eines Abrisses und einer Neubebauung des Werft-Geländes wurden längst ad acta gelegt.

Auf dem Weg zum Liegeplatz zeigt Susann van Rooyen, die sich für die Zeit der Arbeiten an ihrem Schiff in einer Ferienwohnung mit Werftblick einquartiert hat, noch das Holz für die Reling, das gerade geliefert wurde und in einer alten Halle voller Maschinen und Bauteile auf dem Boden liegt. „Das ist bestes Eichenholz“, sagt die Schiffseignerin voller Vorfreude. Die Werftarbeiter grüßen die Frau mit den langen blonden Haaren mit einem freundlichen „Moin“. Man kennt sie hier längst, sie darf sich frei bewegen auf dem Betriebsgelände.

Die „Commodore“ hat schon bessere Zeiten gesehen

Die 40 Meter lange „Commodore“ liegt direkt an der Kaimauer. Auf dem Weg dorthin passiert man riesige Stapel von Stahlplatten, ein auf Schienen fahrender Kran warnt mit lauten Pieptönen. Klar, das Schiff hat schon bessere Zeiten gesehen, die Jahre und das Wetter in Nordfrankreich haben ihre Spuren hinterlassen. Auf dem Vordeck stehen zwei Pflanzkästen, auf denen noch etwas Restgrün ums Überleben kämpft. Die beiden mächtigen Anker am Bug unter dem Schriftzug mit dem Schiffsnamen machen Eindruck. „Das hier wird das Sonnendeck“: Susann van Rooyen zeigt auf das grün gestrichene Dach des Deckshauses. Sie ist fest entschlossen, aus dem Schiff wieder das Schmuckstück zu machen, das es einmal war.

„Ich freu mich irre auf Schleswig!“ Den Liegeplatz im Stadthafen hat sie schon reserviert. Im Laufe des Frühjahrs will sie das dann umgebaute und runderneuerte Schiff in die Schlei bringen. Ob über den Elbe-Lübeck-Kanal, die Trave und die westliche Ostsee oder über Elbe und Nord-Ostsee-Kanal, steht noch nicht fest. „Möglichst kurz über das Meer“, sagt sie mit Blick auf die Eignung der „Commodore“ für die Binnenschifffahrt.

Ein kultureller Treffpunkt auf dem Wasser

In Schleswig möchte sie unter dem Markennamen „Design Deck“ mit der „Commodore“ einen kulturellen Treffpunkt auf dem Wasser etablieren. Unter Deck soll Platz für Lesungen, Ausstellungen, kleine Konzerte, vielleicht Talk-Runden entstehen. Sie plant eine kleine Bar, die Idee, die vorhandenen Kabinen für Übernachtungen zu vermieten, hat sie fallengelassen.

Bis dahin muss noch einiges passieren unter Deck. Die „Commodore“ ist derzeit nämlich ein komplett eingerichtetes Wohnschiff – mit großem Salon samt Küche, mehreren Schlafkabinen, Bädern und Toiletten. Die Kapitänskajüte ist ein holzgetäfelter, verspiegelter Traum und soll weitgehend erhalten bleiben. Bis vor einigen Monaten hat hier Franck Mourot, Kultursekretär des Département Meuse, mit seiner Familie gewohnt. Im Herbst letzten Jahres haben Susann van Rooyen, begleitet im Wechsel von diversen Freundinnen, und ihr Kapitän Rémy auf der langen Reise über Flüsse und Kanäle von Bar-le-Duc bis nach Lauenburg das Schiff und die Kabinen bevölkert und „eingewohnt“.

Erbe hilft bei der Finanzierung

Und wie finanziert eine Frau in den 50ern so einen Traum vom eigenen Schiff? „Es gab ein Erbe“, sagt die Tochter eines Hamburger Schiffsingenieurs. Zusätzlich habe die Nospa sie mit einem Kredit unterstützt. Zuvor hat die gelernte Designerin einen detaillierten Businessplan erstellt.

Bis zur Weiterreise nach Schleswig muss Susann van Rooyen, die viele Jahre in Südafrika gelebt hat, entscheiden, welche der betagten, aber klassisch-edlen Möbel sie behalten möchte – die schwarzen Ledersessel mit den dünnen Beinen, die elegant geschwungenen grünen Stühle, den langen Tisch? Und was ist mit dem Bollerofen? Egal, Hauptsache die Maschine läuft. Schleswig darf sich auf einen besonderen Zuwachs im Stadthafen freuen.

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