Mobilität
Letzter Zug nach Aarhus: Flensburg jetzt fast ohne Fernverkehrs-Verbindungen
Letzter Zug nach Aarhus: Flensburg jetzt fast ohne Fernverkehrs-Verbindungen
Bahn: Flensburg jetzt fast ohne Fernverkehrs-Verbindungen
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Einmal am Tag fährt von Flensburg ein Eurocity bis Prag. Alle anderen Verbindungen enden spätestens in Hamburg oder Fredericia. Der SSW-Bundestagsabgeordnete Stefan Seidler will ein breites Bündnis schmieden, um das zu ändern.
Am Samstagabend um 22.52 Uhr hat der Intercity mit der Nummer 5766 den Flensburger Bahnhof verlassen. Es war der letzte Zug nach Aarhus. Seit Sonntag gilt der neue Fahrplan, und Fernverbindungen nach Dänemark sind darin nicht mehr vorgesehen.
In Richtung Süden fährt von Flensburg aus ohnehin schon lange kein Zug mehr weiter als bis Hamburg. Einzige Ausnahme ist der morgendliche Eurocity nach Prag, der von der tschechischen Eisenbahngesellschaft České Dráhy betrieben wird.
Der SSW-Bundestagsabgeordnete Stefan Seidler war am Samstag persönlich zum Bahnhof gekommen, um den Intercity nach Aarhus an dessen letztem Tag zu verabschieden. „Der Flensburger Bahnhof wird zunehmend abgehängt“, klagt er - und will nun ein überparteiliches und grenzüberschreitendes Bündnis schmieden, um dagegen etwas zu tun.
Nicht nur er selbst, betont Seidler, sondern auch seine örtlichen Bundestagskollegen Robert Habeck (Grüne) und Petra Nicolaisen (CDU) seien schon bei der Bahn vorstellig geworden. Auch in Dänemark gebe es den Wunsch, Flensburg als Grenzbahnhof zu stärken. Dafür führt Seidler unter anderem den früheren dänischen Verkehrsminister Benny Engelbrecht aus Sonderburg ins Feld.
Neuer Bahnsteig in Weiche bleibt Ziel
Bei den Fahrplanmachern der Bahn waren die Interventionen aus Flensburg bislang erfolglos. Da half auch eine Resolution der Ratsversammlung nicht, die forderte, den stillgelegten Bahnhof Flensburg-Weiche zu reaktivieren und an einem neu zu schaffenden Fernbahnsteig die Intercitys halten zu lassen, die auf dem Weg zwischen Hamburg und Kopenhagen bislang an Flensburg vorbeirauschen.
Diese Züge halten zwar gleich hinter Harrislee in Pattburg, das sei aber keine echte Alternative für die Reisenden aus Flensburg, meint Seidler. Allein schon wegen der Grenzkontrollen. „Und wir müssen realistischerweise davon ausgehen, dass die Kontrollen in den nächsten Jahren bestehen bleiben werden.“
Drei Stunden bis Kopenhagen, vier Stunden bis Berlin
Wer aktuell mit dem Zug von Flensburg nach Kopenhagen will, nimmt am besten den Intercity, der alle zwei Stunden nach Fredericia fährt, und steigt dort um. Reisezeit bis in die dänische Hauptstadt: drei Stunden und 12 Minuten. Nach Berlin geht es mit dem stündlichen Regionalexpress nach Hamburg und von dort weiter mit dem ICE. Reisezeit vier Stunden und fünf Minuten.
Noch vor wenigen Jahren gab es in beide Hauptstädte regelmäßige Direktverbindungen. Der Bedarf sei nach wie vor da, ist Seidler überzeugt. Ute Plambeck, die Konzernbeauftragte der Bahn AG für Schleswig-Holstein, hatte hingegen kürzlich erklärt, dass sich der Fernverkehr auf die Verbindung zwischen Metropolen konzentriere. Intercitys zwischen Hamburg und Kopenhagen würden entsprechend auf dem kürzesten Weg über Lübeck und Fehmarn fahren, sobald der Fehmarnbelt-Tunnel fertiggestellt ist.
Ab 2028 Umsteigen in Tingleff
Auch für den grenzüberschreitenden Regionalverkehr sieht es bekanntlich nicht gut aus, weil die dänische Bahn DSB neue Elektrotriebzüge anschafft, die mit dem deutschen Netz nicht kompatibel sind. Die Folge: ein zusätzlicher Umstieg kurz hinter der Grenze in Tingleff ab 2028. Seidler hofft, dass die dänische Regierung die Strecke nach Tingleff wenigstens nicht erst, wie derzeit geplant, Mitte der 2030er-Jahre zweigleisig ausbaut.