Norddeutschland

Luftschutzbunker statt Strand: Wie eine Touristin den Angriff auf Israel erlebte

Luftschutzbunker statt Strand: Wie eine Touristin den Angriff auf Israel erlebte

Wie eine Touristin den Angriff auf Israel erlebte

Dirk Fisser/shz.de
Hamburg
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Zerstörung in Tel Aviv: Eine Rakete aus dem Gaza-Streifen hat ein Gebäude getroffen. Milena Bick aus Osnabrück ist als Touristin in Israel. Foto: DPA/AP; Milena Bick

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Israel befindet sich seit Samstag im Krieg. Im Land sitzen Tausende Touristen fest, die nicht weiter wissen. Eine von ihnen: Milena Bick aus Osnabrück. Wir haben mit ihr gesprochen.

Als der Angriff der Hamas auf Israel begann, schlief Milena Bick noch. Tausende Raketen wurden aus dem Gaza-Streifen heraus abgefeuert. Terroristen drangen mit Autos, Motorrädern und Paraglidern in Israel ein, töteten zahllose Zivilisten, nahmen Familien als Geiseln, entführten Frauen, Kinder und Senioren.

Angriff auf Israel: „Dieses Mal ist es anders“

Etwa gegen 8.30 Uhr habe sie die erste Detonation gehört, sagt Bick. Sie war zu diesem Zeitpunkt in ihrem Hotel in Tel Aviv. „Ich habe Israelis gefragt: ,Sind das normale Angriffe?’ Sie haben geantwortet: ,Nein, dieses Mal ist es anders.’” Es folgte auch für die 33-Jährige Luftalarm auf Luftalarm und banges Warten im Luftschutzbunker.

„Der Luftschutzbunker ist zugleich das Treppenhaus des Hotels”, sagt sie. Die Infrastruktur in Israel ist auf den Verteidigungsfall ausgelegt. Der Angriff der Hamas am Samstag kam dennoch überraschend. In der Nähe des Gaza-Streifens griffen offenbar Mörderbanden der Hamas Ortschaften an und töteten Zivilisten. Die Großstadt Tel Aviv war Ziel von Raketenangriffen,

Eine Rakete sei gut zwei Kilometer von ihrem Hotel entfernt eingeschlagen, sagt Bick. Die 33-Jährige hat den Einschlag gehört. Videos auf Instagram zeigen die Detonation aus nächster Nähe.

Die Welt in Israel ist seit dem Angriff der Hamas eine andere. Und mittendrin sind Tausende Touristen, die nun in einem Land im Ausnahmezustand festsitzen. An diesem Sonntag wollte Milena Bick eigentlich zurück nach Deutschland fliegen. Der Flug wurde gestrichen, Alternativen gibt es nicht. Der Flugverkehr von und nach Israel ist weitgehend eingestellt.

Touristen in Israel: Was tun bei Raketenbeschuss?

Das Auswärtige Amt rät „aktuell dringend von Reisen nach Israel und in die Palästinensischen Gebiete ab”. Deutsche im Land werden gebeten, sich in eine Krisenliste einzutragen. Milena Bick hat das gemacht und bekam als Antwort eine automatisierte Mail. In der heißt es: „Die Lage ist unübersichtlich und kann sich kurzfristig weiter verschärfen.” Man solle sich mit Verhaltensweisen bei Raketenbeschuss vertraut machen. „Mit den besten Grüßen und bitte bleiben Sie gesund!” Bei der Notfallnummer der Deutschen Botschaft wird laut Bick nur ein Tonband abgespielt.

Bick sagt, sie fühle sich verhältnismäßig sicher. Sie sei innerhalb einer Minute im Bunker. Was sie beschäftige, sei die Situation der Israelis. Menschen, die sie im Urlaub getroffen habe, hätten ihr geschrieben, dass sie eingezogen worden seien zum Militär. “Ich kann das Land irgendwann verlassen. Aber das Leben der Menschen hier hat sich am Samstag schlagartig geändert. Es wird nicht mehr so sein wie vorher.”

Am Sonntag wird Israel auch aus dem Libanon heraus beschossen. Wie es weitergeht im Nahen Osten, weiß niemand. Touristen wie Bick harren aus. „Meine Strategie: Ruhe bewahren und abwarten.” Israelis hätten ihr bereits Unterkünfte angeboten, sollte sie das Hotel verlassen müssen. Die Lufthansa und andere Fluggesellschaften wollen am Montag entscheiden, ob sie Israel wieder anfliegen.

Polen hat derweil angekündigt, eine Rettungsmission für seine Bürger zu starten. „Die polnische Luftwaffe werde dafür mehrere Transportflugzeuge nach Israel schicken, schrieb Präsident Andrzej Duda am Sonntag. „Soldaten unserer Spezialeinheiten werden den Schutz beim Boarding und die Sicherheit an Bord gewährleisten.“

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