Gesundheit

Medikamentenmangel: Frust bei Apotheken und Patienten in SH ist groß

Medikamentenmangel: Frust bei Apotheken und Patienten in SH ist groß

Medikamentenmangel in SH ist groß

Tina Ludwig,shz.de
Kiel
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Viele Medikamente, darunter Fiebermittel für Kinder, Antidepressiva und bestimmte Antibiotika, sind seit Monaten Mangelware in den Apotheken. Foto: Friso Gentsch

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Seit Monaten sind verschiedene Medikamente in Apotheken Mangelware. Die Politik arbeitet an Lösungen, doch Apotheker versprechen sich davon nur eine mittelfristige Entspannung der Lage.

Die Lage auf dem Medikamentenmarkt ist seit Wochen und Monaten angespannt, ein Licht am Ende des Tunnels nicht in Sicht. Fieber- und Schmerzmittel für Kinder und Erwachsene, Hustensäfte, Erkältungs-Medikamente, Antidepressiva, Antibiotika und Medikamente für Krebstherapien sind nur einige, die aktuell auf der roten Liste stehen und in Schleswig-Holsteins Apotheken zum Teil nicht erhältlich sind. Aber auch Medizinprodukte wie Glasfläschchen und Reinigungsmittel sind Mangelware.

Die Gründe für die Engpässe sind vielfältig. Laut Bundesgesundheitsministerium haben sowohl die Globalisierung als auch ein starker Kostendruck in der Generika-Industrie bei einer Vielzahl von Wirkstoffen und Arzneimitteln zu einer Konzentration auf wenige Herstellungsorte, insbesondere in China und Indien, geführt. Aber auch unerwartet steigende Nachfragen und Produktions- und Lieferverzögerungen für Vorprodukte führen dazu, dass einige Präparate kaum erhältlich sind.

Apotheken stellen Fiebersäfte selbst her

Nicht wenige Apotheken sind angesichts der Situation bereits kreativ geworden und haben etwa Fiebersäfte und Zäpfchen für Kinder selbst hergestellt. Zum Beispiel die Elisabeth-Apotheke in Hohenlockstedt und die Landhaus-Apotheke in Itzehoe haben sich so im Voraus auf die Nachfrage der Patienten eingestellt.

Deren Inhaberin Elisabeth Mürnseer berichtet von einem hohen Aufwand, den die Engpässe von Medikamenten mit sich bringen. „Ist ein Medikament nicht erhältlich, müssen wir mit dem Arzt Rücksprache halten, um für den Patienten eine geeignete Alternative zu finden“, erklärt sie. Das könne in Einzelfällen sogar bis zu zwei Stunden dauern. Für diesen Aufwand verspricht das Gesundheitsministerium den Apotheken eine Pauschale von 50 Cent. Doch die würde, so Mürnseer, dem Aufwand nicht gerecht.

Nicht jeder Patient verträgt ein alternatives Medikament. Doch in vielen Fällen ist eine Alternative nötig, wenn die Pillen auf dem Rezept nicht vorrätig sind. „Wenn ein Patient mit drei Rezepten zu uns kommt, und wir alles da haben, klatschen wir uns ab“, beschreibt Mürnseer die prekäre Situation mit Galgenhumor. Um Hamster- und Panikkäufe zu vermeiden, geben Mürnseer und ihre Mitarbeiter keine großen Mengen an ihre Kunden ab. „Für ein Kind gibt es einen Saft“, sagt sie.

Keine schnelle Lösung in Sicht

Auch Felix-Alexander Litty, Geschäftsführer der Apothekerkammer Schleswig-Holstein, rät von Panikkäufen ab. „Kein Kind bleibt unversorgt, es gibt Alternativen“, stellt er klar. Doch zufriedenstellen ist das trotzdem nicht. Der Frust bei den Apotheken sei groß, und die Leidtragenden seien die Patienten. Auch wenn er sich eine schnelle Lösung wünscht, ist diese seiner Meinung nach nicht in Sicht. „Die Defektliste aufzuarbeiten, dauert seine Zeit“, sagt er.

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