Rekordfunde in Gefängnissen

Mehr Handys, mehr Drogen: Corona-Pandemie hat Schmuggel in SH nicht gestoppt

Corona-Pandemie hat Schmuggel in SH nicht gestoppt

Corona-Pandemie hat Schmuggel in SH nicht gestoppt

SHZ
Kiel
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Die Mauern der Gefängnisse im Norden können wegen Statik-Problemen nicht erhöht werden. Foto: Imago Images/photo 2000

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Der Corona-Lockdown in den Haftanstalten von Schleswig-Holstein wirkte nicht wie eine zusätzliche Blockade. Der Schmuggel florierte.

Besuche waren nicht erlaubt, Ausgänge gestrichen. Trotz der scharfen Corona-Einschränkungen florierte vergangenes Jahr der Schmuggel in Schleswig-Holsteins Haftanstalten. Das Justizministerium vermeldet Rekordfunde bei Handys und Drogen.

2020 wurden 152 Handys sichergestellt, die im Gefängnis nicht erlaubt sind – 2019 waren es 76 gewesen. 28 SIM-Karten wurden entdeckt, im Vorjahr waren es nur neun gewesen. Gravierend auch der Anstieg bei den Drogen. Hier gab es 144 Funde, 64 mehr.

Zahl von Mauerüberwürfe deutlich gestiegen

Wie konnten all die verbotenen Dinge, zu denen auch drei Messer, zwei Schraubenzieher und ein Seitenschneider gehörten, ins Gefängnis gelangen, wo doch der Lockdown wie eine zusätzliche Blockade wirkte?

Wolf Gehrmann, Sprecher im Justizministerium, sagt: „Wir vermuten, dass die Reduzierung der persönlichen Kontakte der Gefangenen zu Angehörigen und Freunden während der Pandemie der Grund für die gestiegene Zahl von sogenannten Mauerüberwürfen ist.“ Darauf sei aber reagiert worden. „Vor Freistunden wird das Gelände intensiv abgesucht“, erklärt Gehrmann. „So konnte eine Vielzahl von Gegenständen sichergestellt werden.“

Justizvollzugsbeamte werden abgelenkt

Aber eben nicht alle, da etliche Sicherstellungen erst bei Kontrollen der Hafträume und Arbeitsbetriebe erfolgten. Wie Ute Beeck, neue Vorsitzende der Regionalgruppe Justizvollzug der Gewerkschaft der Polizei (GdP), sagt, seien die Überwürfe schnell an die Absuche vor den Freistunden angepasst worden. So werde die Schmuggelware mittlerweile während der Freistunde über die Mauer geworfen – mit Hilfe gezielter Ablenkung.


In den Gefängnissen arbeiten bald drei Spürhunde

Das Justizministerium verweist darauf, dass die große Zahl der Sicherstellungen belege, dass man sich erfolgreich an die durch das Virus veränderten Schmuggelwege angepasst habe. „Aus Sicherheitsgründen können weitere getroffene Maßnahmen nicht erläutert werden“, sagt Gehrmann und betont: „Unter den Vollzugsanstalten erfolgt zusammen mit dem Ministerium regelmäßig ein Austausch darüber, auf welcher Weise unerlaubte Gegenstände in die Anstalten gelangen können.“ Hier würden dann Kontrollen verstärkt. Und: Künftig soll es auch justizeigene Spürhunde geben, die Drogen erschnüffeln können. Drei Planstellen sind dafür vorgesehen.

Mauern können nicht erhöht werden

Eine effektive Methode, die Erhöhung der Mauern, wird es jedoch nicht geben. Das scheitert vielfach an der Statik. Selbst eine einfache Aufstockung mit Gittern ist wegen der Windlast im Norden nicht machbar.

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