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Mein Leben mit Wilma: Wer hat Angst vor dem Nachhilfe-Lehrer?

Mein Leben mit Wilma: Wer hat Angst vor dem Nachhilfe-Lehrer?

Ein Leben mit Wilma: Wer hat Angst vor dem Nachhilfe-Lehrer?

Guido Behsen/shz.de
Flensburg
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„Stopp! Sitz!“ So sieht es aus, wenn Wilma mir aufs Wort gehorcht. Foto: Guido Behsen/shz.de

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Mehr als 12 Millionen Hunde leben in deutschen Haushalten. Auch unser Autor ist auf den Hund gekommen. Seit Wilma da ist, lernt er jeden Tag etwas dazu. Über Hunde. Und über ihre Menschen.

Nachhilfe. Das Wort dürfte jeden, dessen Schulzeit nicht ausschließlich von Erfolg gekrönt war, selbst in diesem heißen Frühsommer frösteln lassen. Wer lernt schon gern mehr als nötig? Wilma jedenfalls nicht. Zumindest war sie von der Idee der Hundeschulnachhilfe auf Anhieb wenig begeistert.

Aber was will man machen, wenn es in einem Hauptfach einfach nicht läuft? In Wilmas Fall heißt dieses Fach „Rückruf“.

Das Fach „Rückruf“ kam in der Hundeschule zu kurz

Ich hatte es an dieser Stelle schon erwähnt: Solange ich mit dem Hund allein unterwegs bin, hört er aufs Wort. Doch „allein“ definieren wir beide offenbar unterschiedlich. Sobald Wilma die Witterung eines anderen Naturbewohners oder nahenden Artgenossen aufnimmt, macht sie sich aufgeregt schnaufend auf den Weg. „Wilma, stopp!“, heißt in dem Fall mein Befehl. Woraufhin Wilma entweder stoppt – oder den Befehl verweigert. Benehmen? Glückssache.

So kann es nicht weitergehen, befand irgendwann das im Vergleich zu mir strenge Frauchen. Ohnehin sei das Fach „Rückruf“ in der Hunde-Grundschule, die Wilma besucht hatte, nachdem sie dem Welpenalter entwachsen war, viel zu kurz gekommen. Und da stand es dann im Raum, dieses Wort: Nachhilfe. Nachdem mehrere Optionen geprüft worden waren, fiel die Wahl auf einen Hundetrainer aus der Gegend, nennen wir ihn Roland.

Das Kennenlernen begann für mich allerdings mit der Erkenntnis, dass es Dinge gibt, die man nun mal nicht lernen kann. Den viel besungenen siebten Sinn eines Hundes zum Beispiel. Denn was Wilma unter anderem auszeichnet, ist ihr grundfreundliches Wesen. Ihre „Wir-können-doch-Freunde-sein“-Mentalität kannte bis dato nur eine Ausnahme. Ein Freund von mir züchtet Jagdhunde. Bei deren Haltung und Ausbildung weht natürlich ein ganz anderer Wind als das laue Lüftchen, das ich Hundeerziehung nenne. Wenn Wilma meinem Freund begegnet, verfällt sie augenblicklich in ein für sie völlig untypisches Angstknurren, ein tiefes Grollen, während sie gleichzeitig Schutz hinter ihrem Herrchen sucht. Sie spürt die Autorität dieses Mannes, und das ist ihr überhaupt nicht geheuer.

Autorität und Reserviertheit verunsichern Wilma

Und so war es auch mit Roland. Sein autoritäres und gleichzeitig reserviertes Auftreten ihr gegenüber verunsicherte Wilma maximal. Grummel, knurr, einen Schritt vor, dann wieder mit eingekniffenem Schwanz zwei zurück. „Was will der Typ?“, schien sie zu denken und: „Ich mag den nicht, der bringt Probleme.“ Man könnte von einer ganz normalen Reaktion auf einen Nachhilfelehrer sprechen, aber eigentlich konnte Wilma ja nicht wissen, worum es geht. Oder doch?

Inzwischen hat Wilma die ersten Nachhilfe-Termine hinter sich. Und auch das finde ich erstaunlich: Obwohl sie in der Schule bisher weder durch übertriebenen Ehrgeiz noch durch Bockigkeit auffällt, habe ich das Gefühl, dass sie auf unseren Spaziergängen viel guten Willen zeigt. Neulich konnte mein „Wilma, stopp!“ sie sogar davon abhalten, einem Karnickel nachzujagen. Vielleicht lag es aber auch nur an der Hitze.

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