Tourismus

Mücken quälen Menschen auf Sylt: Spray wird knapp – das empfiehlt eine Dermatologin

Mücken quälen Menschen auf Sylt und das Spray wird knapp

Mücken quälen Menschen auf Sylt und das Spray wird knapp

Lea Sarah Pischel/shz.de
Sylt
Zuletzt aktualisiert um:
Seit einigen Tagen sind auf Sylt so viele Mücken unterwegs wie seit Jahren nicht mehr.  Foto: shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Seit rund zwei Wochen sind auf Sylt so viele Mücken unterwegs wie seit Jahren nicht mehr. Woran liegt das? Die Anti-Mückensprays in Apotheken und Drogerien sind inzwischen knapp.

Es summt leise, dann kitzelt es seicht und kurz darauf folgt ein quälender Juckreiz, der mehrere Stunden oder Tage anhält: Seit rund zwei Wochen schwirren auf der Insel ungewöhnlich viele Stechmücken umher. Und kaum einer bleibt von ihren Stichen verschont. In Ruhe abends ein Bier trinken und den Sonnenuntergang genießen? Wer nicht Opfer der hungrigen Blutsauger werden will, kann das auf Sylt – zumindest an den meisten Orten – im Moment nur mit reichlich aufgetragenen Anti-Mückencremes und sorgsam gewählter Kleidung.

Sogar durch Jeansstoff stechen die kleinen Insekten – die an manchen Inselorten auch in Schwärmen zu sehen sind. Selbst auf Radfahrern, obwohl vom Fahrtwind umgeben, lassen sie sich nieder und durchstechen mit Hilfe ihres Rüssel die Haut ihrer ahnungslosen Wirte und laben sich an deren Blut. Allein die weiblichen Stechmücken saugen Blut, denn sie brauchen diese eisenhaltige Mahlzeit nach der Befruchtung, um Eier zu bilden. Ihre juckenden Stiche werden, verständlicherweise, von vielen Menschen als „plagend“ empfunden.

„Der starke Niederschlag hat als Booster für die Mücken gesorgt“, sagt Jonas Kotlarz, Ökologe beim Verein Jordsand in Husum. Stehende Gewässer seien dadurch mit zusätzlichem Wasser versorgt worden - dieses brauchen die Insekten für ihren Nachwuchs. „Das war die letzte Möglichkeit für die Mücken, um sich fortzupflanzen, was im Sommer wegen der Trockenheit zu kurz kam.“ Relativ milde Temperaturen hatten demnach zuletzt für ideale Brutbedingungen gesorgt.

Starke Nachfrage nach Mückenspray

Um sich vor den hungrigen Plagegeistern zu schützen, suchen die Menschen auf der Insel Hilfe in Apotheken und Drogerien. An einigen Orten waren die Anti-Mückenmittel zeitweise knapp. „Es war mehr, viel mehr in diesem Jahr“, sagt eine Angestellte der Insel-Apotheke in Westerland auf Nachfrage von shz.de. Vom gleichen Mückenspray seien vor einem Jahr 19 Stück verkauft worden. In diesem Jahr sind es schon jetzt mehr als 100 Flaschen, die über den Tresen gegangen sind. Dass die Anti-Mückenmittel jetzt geballt verkauft werden, bestätigt auch Marion Tietjen-Günther, Inhaberin der St. Severin-Apotheke in Tinnum. „Sonst hat sich der Verkauf über den August und September verteilt, in diesem Jahr stark gebündelt in zwei Wochen“, sagt die Apothekerin. Schwankungen habe es allerdings bezogen auf die Mückenzahl in der Vergangenheit immer wieder gegeben.

„2016 hatten wir deutlich mehr Mückenmittel verkauft als in diesem Jahr“, sagt eine Mitarbeiterin der Sonnenapotheke in Wenningstedt. Das könnte aber auch daran liegen, dass damals Schulferien waren, dadurch mehr Urlauber auf der Insel waren und die Apotheken auf der Insel stärker frequentiert wurden. Vor sechs Jahren hatte es auf Sylt im Spätsommer eine regelrechte Mückenplage gegeben. Sprays und Salben gegen Mücken waren mancherorts zeitweise ausverkauft. Auch die Restaurantbetreiber auf der Insel waren damals genervt von den ungebetenen Besuchern, die Gäste bei schönem Wetter von den Terrassen vertrieben.

Regen schafft Abhilfe bei Mückenplage

Seit Tagen strömen Sylter und Urlauber mit ihren zerstochenen Körpern in die Nordseeklinik in Westerland. „In diesem Jahr sehen wir mehr Patienten mit Mückenstichen, als in den vergangenen Jahren, allerdings nicht so viele wie bei der ‚Mückenplage‘ 2016“, sagt Dr. Hanka Lantzsch, Chefärztin der Dermatologie und Allergologie in der Nordseeklinik. Die Menschen kämen unter anderem mit ausgeprägten – teilweise „handflächengroßen“ – stark juckenden Schwellungen, Blasenbildungen und Hauteinblutungen.

In diesem Jahr gäbe es besonders viele Stiche mit intensiver „lokaler allergischer Reaktion“. Menschen würden unterschiedlich reagieren, einige bekämen nur Quaddeln, andere hingegen zeigten eine stärkere örtliche Reaktion. Um von den Stichen verschont zu bleiben, sollten alle Körperteile bedeckt sein, ein Insektenschutzspray aufgetragen sowie die Fenster mit Mückengittern geschützt werden. Der nun einsetzende Regen wird allerdings eine Abhilfe schaffen.

Mehr lesen