Cyber-Trading-Betrug
Nach Fall aus SH: Ermittler machtlos gegen falsche Broker?
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Laut Kieler Landeskriminalamt ist derzeit Prävention der wichtigste Weg, falschen Brokern das Geschäft zu vermiesen. Die Strafverfolgung ist schwierig, da das erbeutete Geld kaum nachverfolgt werden kann.
Zwei Schleswig-Holsteiner haben ganz offen erzählt, wie sie in die Falle von falschen Brokern getappt sind. Nach ihren Geschichten legen nun die Ermittler ihre Karten auf den Tisch. Hoffnungsfrohe Botschaften gibt es aber weder vom Kieler Landeskriminalamt (LKA) noch von der Schwerpunktstaatsanwaltschaft Cybercrime in Itzehoe.
Das Geld des Betrugs geht um den Globus
„Wir sind als Rechtsstaat derzeit für diese Art des Verbrechens nicht gut aufgestellt“, sagt Volker Willert, Leiter des Dezernates Wirtschaftskriminalität im LKA. Er ermittelt in Fällen des sogenannten Cyber-Trading-Betrugs seit die Masche vor drei Jahren erstmals aufkam. Seitdem sind Millionen in die Taschen der Betrüger gewandert. Willert warnt: „Wir befinden in einer kritischen Phase. Das Geld geht um den Globus, doch die Nationalstaaten machen ihre Schotten dicht.“
Auch die USA tauschen nur ungern Daten
Südosteuropa fällt einem zuerst ein, zur Wahrheit gehört aber auch, dass zum Beispiel die USA recht sparsam beim internationalen Datenaustausch sind. Sie haben zwar das Bankgeheimnis der Schweiz geknackt, beim sogenannten Schattenfinanzindex liegen sie nach den Kaimaninseln nun aber auf Platz zwei der attraktivsten Adressen für illegale Finanzflüsse.
Der LKA-Experte wünscht sich, dass die Politik in Deutschland und Europa entsprechend reagiert. „Wenn Geld unser Land verlässt, muss aus polizeilicher Sicht nachvollziehbar sein, wer am Ende der Empfänger ist.“ Solange dies nicht gewährleistet sei, sei die Strafverfolgung schwierig.
Erste Ermittlungserfolge beim Cyber-Trading-Betrug
Ohne Frage gab es auch beim Cyber-Trading-Betrug Ermittlungserfolge. Im Mai wurde unter Führung der Generalstaatsanwaltschaft in Koblenz eine internationale Bande von Anlagebetrügern zerschlagen. Fünf Tatverdächtige in Bulgarien und ein weiterer in Israel wurden verhaftet. Die Bande soll 30 Millionen Euro ergaunert haben. Und 2019 zerschlugen Deutschland und Österreich die Fake-Trading-Plattformen von Tätern, die Anleger um 100 Millionen Euro betrogen haben. 14 Konten wurden eingefroren.
Das Problem: Wird eine Plattform vom Netz genommen, taucht eine andere auf. Wieder auf Hochglanz poliert und als vermeintlicher Geheimtipp beworben. Willert sieht daher derzeit Prävention als den effektivsten Weg, den Tätern das Geschäft zu vermiesen.
Drei einfache Tipps, einen Betrug zu vermeiden
Die Tipps des LKA-Experten:
- Internet-Angebote mit weit über zwei Prozent Rendite sind mutmaßlich nicht seriös.
- Bafin-Check: Handelt es sich bei der Plattform um ein lizenziertes Unternehmen?
- Immer eine Vertrauensperson zu Rate ziehen.
Willert: „Das können der Ehepartner oder die Kinder sein. Auch die Hausbank kann helfen.“ In vielen Fällen erfolge die erste Überweisung vermeintlich auf ein deutsches Konto. „Bankmitarbeiter können aber zum Beispiel anhand der Kontonummer erkennen, ob es sich dabei lediglich um ein sogenanntes Transferkonto handelt.“ Das seien Konten, auf denen das Geld nur eine Sekunde verbleibe, bevor es in ein anderes EU-Land gehe – und von dort meist in Länder außerhalb Europas.
Konten werden mit falscher Identität oder durch Strohleute eröffnet
Doch warum ist die Nachverfolgung der Gelder über Grenzen hinweg so schwierig? Von der Schwerpunktstaatsanwaltschaft Cybercrime in Itzehoe heißt es dazu: „Die Nachverfolgung wird mittels Rechtshilfemaßnahmen in der Regel auch über mehrere Staaten hinweg, veranlasst.“
Doch dieser Weg scheitert, wenn Konten am Ende in Ländern liegen, die auf Rechtshilfeersuchen nicht reagieren oder die Konten mit falschen Angaben eröffnet wurden. Peter Müller-Rakow, Sprecher der Staatsanwaltschaft Itzehoe: „Insbesondere bei Instituten mit Sitz im Ausland ist die Eröffnung von Bankkonten möglich, ohne seine wahre Identität preiszugeben. Nicht selten werden im Rahmen von Online-Identifizierungsverfahren gefälschte oder gestohlene Personaldokumente eingesetzt.“ Ferner würden Strohleute genutzt, um Konten zu eröffnen.
Bitcoin wandern durch den Mixer
Eine weitere Hürde für die Strafverfolger: Mit dem ergaunerten Geld kaufen die Täter oft Kryptowährungen, bei Bitcoin fließen diese dann durch Mixer, womit nicht mehr ersichtlich ist, an welche Adresse sie letztlich gehen. Müller-Rakow: „Für eine effektive Nachverfolgung der Geldflüsse wäre es erforderlich, die Möglichkeit zur Eröffnung von Konten ohne Angabe echter Personalien und die Anonymität des Systems der Kryptowährungen zu beseitigen. Dann fügt er hinzu: „Diese Möglichkeit ist freilich eine nur theoretische.“
Was, wenn es passiert ist, man zum Opfer wurde? Die Polizei rät: Die Scham überwinden und Anzeige erstatten. Willert: „Ermitteln können wir nur, wenn wir von den Taten erfahren.“