Bildungspolitik
Nach den Herbstferien vielleicht keine Masken mehr
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Nach den Herbstferien vielleicht keine Masken mehr
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Eine Expertenanhörung des Landtags motiviert die CDU-Regierungsfraktion zu Lockerungen an den Schulen. Auch regelmäßige Antigenschnelltests dort könnten bald wegfallen.
Die Jamaika-Koalition leitet eine allmähliche Abkehr vom Maskentragen an Schulen ein. Gleiches gilt für die zweimal pro Woche dort vorgeschriebenen Antigentests. „Mit steigender Impfquote werden wir spätestens nach den Herbstferien einen Plan brauchen, die anlasslosen Antigentests und die Maskenpflicht an Schulen abzuschaffen“, sagt der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Tobias von der Heide. Er zieht diesen Schluss nach einer Expertenanhörung des Landtags-Bildungsausschusses mit vier Hygienemedizinern.
Lieber weniger Tests, aber dann mit PCR-Verfahren
Für das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein nahmen drei Professoren an der Beratungsrunde für die Politik teil: die leitenden Infektionsmediziner Helmut Fickenscher und Jan Rupp aus Kiel und Lübeck sowie Philip Rosenstiel, Direktor des Instituts für Klinische Molekularbiologie in Kiel. Alle drei waren sich einig: Statt wie jetzt alle Ungeimpfte an Schulen regelmäßig Antigentests machen zu lassen, solle man Schüler und Lehrer nur bei Symptomen oder Infektionsvorfällen testen – dann aber gleich mit den aussagekräftigeren PCR-Tests. Zu letzteren müsse die Politik einen einfacheren Zugang sicherstellen, appellierte Rosenstiel.
„Das ist wichtiger, als die Antigentests noch über Monate fortzusetzen. Wir müssen uns fragen, wie viele dadurch falsch positiv Getestete wir uns leisten wollen, um einen wirklich Positiven zu finden.“ Umgekehrt würden über Antigenverfahren auch nicht verlässlich alle Infizierten erkannt.
Für ein Aufweichen der Maskenpflicht plädierten Rupp und Rosenstiel. In kontrollierten Situationen an Sitzplätzen mit Abstand können sie sich einen Verzicht vorstellen. Schließlich sei die Bedeutung von Mimik auch nicht völlig zu verachten. Fickenscher hingegen hält Masken an Schulen „zumindest vorübergehend weiter für notwendig“.
Ruf nach modifiziertem Schnupfenplan
Eine zweite Baustelle für die Politik sehen die Klinikärzte in Regeln, wie viele Erkältungssymptome in Schulen und Kitas toleriert werden sollen. Einhellig halten sie ein Nachschärfen des „Schnupfenplans“ des Bildungsministeriums für nötig. Dort steht bisher nur: Zu einer laufenden Nase müsse mindestens ein Symptom hinzukommen, um ein Kind zu Hause zu lassen. Ob es sich etwa um erhöhte Temperatur handelt, Magen-Darm-Beschwerden, Hals- oder Kopfweh und in welchem Grad, ist offen.
Bei Luftfiltern alle Daumen runter
Mobile Luftfilter halten alle drei Experten für keine Lösung. Studien, die damit weniger Infektionen nachwiesen, fehlten, so Ruppp. „Ein wunderbarer Weg, viel Geld zu versenken“, urteilte Fickenscher. Bei falscher Handhabung könnten die Geräte die Ausbreitung von Viren sogar fördern, ergänzte Rosenstiel.
Anne Marcic, Referentin für Infektionsschutz im Sozialministerium, hält „das Risiko, sich an Schulen mit Corona anzustecken, unter den etablierten Maßnahmen“ aktuell für „gering“. Andererseits dürfe man sich längerfristig „nicht der Illusion hingeben, dass man jegliche Infektion von Kindern vermeiden kann“. Mehr noch: „Für kleinere Kinder, die nicht geimpft werden können, ist eine Infektion der einzige Weg, Immunität gegen das Virus zu erwerben“. Rosenstil nimmt an, „dass wohl die Mehrheit der Kinder infiziert werden wird“. „Wenn die Eltern alle geimpft wären“, wäre das für Rupp auch auch weniger dramatisch als es sich anhört – angesichts des bei den Jüngsten zu erwartenden leichteren Krankheitsverlaufs. „Wer noch gar nicht geimpft ist und es könnte, sollte dies jetzt schnell nachholen“, resümiert der SPD-Bildungspolitiker Martin Habersaat aus den Expertenäußerungen. Das Szenario vieler Infektionen bei Unter-Zwölfjährigen könne er „als Abgeordneter zwar logisch nachvollziehen, muss es als Vater aber erstmal verdauen.“