Sylter Biike-Anekdoten

Nachtwachen und erste Küsse: Karin Börnsen über die Biike in den 60ern

Nachtwachen und erste Küsse: Karin Börnsen über die Biike in den 60ern

Nachtwachen und erste Küsse: die Biike in den 60ern

SHZ
Morsum
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Karin Börnsen in ihrer guten Stube in Morsum. Foto: Leifeld / SHZ

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Karin Börnsen (72) ist Ur-Morsumerin und hat die Biike auf Sylt seit frühester Kindheit miterlebt. Wie sich die Traditionen verändert haben, erzählt sie im Gespräch mit shz.de.

Karin Börnsen (72) hat fast ihr ganzes Leben lang in Morsum gelebt. Sie ist auf dem elterlichen Hof am Dikwai zur Welt gekommen und lebt heute „ein Haus weiter“. Sie ist waschechte Insulanerin und ein Sylter Urgestein. Als Friesin habe sie Hochdeutsch erst in der Schule zu sprechen gelernt. „Zuhause haben wir nur Sölring gesprochen“, sagt sie traditionsbewusst. Eine weitere Tradition, die ihr besonders am Herzen liegt, ist das Biikebrennen. Wie die Biike in den 60er-Jahren war und was sich im Laufe der Jahre verändert hat, erzählt Börnsen im Gespräch mit shz.de.

Erinnerungen an die 50er und 60er

Karin Börnsen ist dabei dem Aufruf von shz.de gefolgt, bei dem es um die schönsten Biike-Anekdoten auf Sylt ging. „Den Aufruf habe ich gelesen und mir gedacht, da kann ich auch was zu beisteuern. Immerhin überblicke ich die Biike auf Sylt seit den 1950er-Jahren“, sagt die Morsumerin. Ihre früheste Erinnerung an die Biike stammt aus den Tagen, als sie noch Schulkind war. Ihre lebendigsten Erinnerungen von damals stammen allerdings aus ihrer Konfirmandenzeit Anfang der 60er-Jahre.

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„Anfang der 60er-Jahre haben wir Konfirmanden in Morsum mit einem großen Wagen Stroh, Äste und Tannenbäume im Dorf eingesammelt und zu einem Biikehaufen aufgetürmt, der allerdings viel kleiner ausfiel, als die heutigen Biiken, die maschinell gestapelt werden. Meine Mutter, Jahrgang 1928, erzählte, dass zu ihrer Zeit jeder Haushalt etwas Stroh oder Reisig stiften sollte, denn solches Material brauchte man ja eigentlich selber zum Beheizen der Häuser.“


Nachtwachen, Zigaretten und Küsse

Warum sie damals Nachtwachen an der Morsumer Biike abhielt, erzählt sie wie folgt: „Wir Konfirmanden haben unsere Biike im Wechsel nachts bewacht, denn die großen Jungs aus den Nachbardörfern fackelten zu gerne die Biiken der anderen ab. Da hat man sich damals einen Spaß draus gemacht.“ Auch sonst war die Biike in den 60er-Jahren sehr interessant für sie als Jugendliche. „Ohne die Aufsicht der Erwachsenen wurde dann die erste Zigarette geraucht oder auch schon mal der erste Kuss ausgetauscht.“


Damals lief die Biike in Morsum noch etwas anders ab als heute, erzählt die 72-Jährige. „Zu meiner Zeit gab es noch ein richtiges Holzfass, das vor dem eigentlichen großen Feuer angesteckt wurde. Wenn dann die Eisenringe dieses Fasses zu Boden fielen, wurden sie mit langen Stangen glühend übers Feld getrieben. Wir sangen dann die friesischen Lieder Üüs Söl`ring Lön und Biike fan Söl.“

Kein Grünkohl zur Biike


Badegäste seien nicht zum Fest gekommen, weil es die im Februar auf der Insel gar nicht gab. „Wir waren unter uns und trafen auch mal die Leute vom anderen Ende des Dorfes.“ Was auch interessant ist: Grünkohl war damals bei der Biike noch kein großes Thema auf Sylt. „Grünkohl aßen wir nicht unbedingt zum Biikefest, dieses Wintergemüse gab es zwar des Öfteren in den kälteren Monaten, aber nicht unbedingt zur Biike. Es gab eigentlich nichts Besonderes zu essen am 21. Februar. Mittags gab's was Warmes und abends schmierte man sich Brote.“

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Dass die Biike inzwischen auch ein Event für Urlauber ist, sei eine Erscheinung der vergangenen Jahre beziehungsweise Jahrzehnte, so Börnsen. Genauso wie der Hype um den Grünkohl. „Für uns Jugendliche war der 21. Februar immer ein spannender, besonderer Tag“, sagt sie. Das gelte im Übrigen auch für den Tag nach der Biike, den Petri-Tag. „Da hatten wir Schulkinder schulfrei, es gab Tanzveranstaltungen, Musik, Gesang und sogar Theater. Daran erinnere ich mich gerne zurück“, sagt Börnsen. Den Petri-Tag kennt heute kaum noch jemand, wohl aber das Biikebrennen.


Dieses Jahr Biike im Livestream

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Und wie feiert Karin Börnsen die Biike in diesem Jahr. „Wir sind bei Freunden eingeladen, essen und trinken zusammen und singen friesische Lieder. Es ist anders, aber auch schön und im nächsten Jahr können wir die Biike dann hoffentlich wieder gemeinsam nach alter Tradition unter freiem Himmel feiern.“

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