Amrum, Husum, St. Peter-Ording

Naturcamping und nachhaltige Campingplätze in Nordfriesland

Naturcamping und nachhaltige Campingplätze in Nordfriesland

Naturcamping und nachhaltige Campingplätze in Nordfriesland

Gyde Hansen/shz.de
Nordfriesland
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Wasser, Strom, Wärme und Müll - auf dem Campingplatz fallen viele Verbräuche an. Welche Betreiber achten besonders auf Umweltfreundlichkeit? Foto: Gyde Hansen/shz.de

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Vom nachhaltigen Camping auf umweltbewussten Plätzen bis zum abgelegenen Stellplatz auf der Wiese: Hier sind die nordfriesischen Anbieter im Überblick.

Nachhaltige Campingplätze

Naturverbundenheit liegt beim Camping wortwörtlich in der Natur der Sache. Wer mit dem Zelt oder dem selbst ausgebauten Van losfährt, wünscht sich reduzierten Urlaub im Freien. Umweltbewusste Camper sind da keine Seltenheit.

Viele Campingplatz-Betreiber achten daher zunehmend auf den ökologischen Fußabdruck ihres Platzes. Seit dem Jahr 2000 vergibt das Umweltbundesamt das „EU Ecolabel“ auch an Campingplätze.

Ziel des Labels ist es beispielsweise, die Betreiber anzuregen, Strom- und Wasserverbräuche ihrer Campingplätze zu reduzieren, die Nutzung erneuerbarer Energien sicherzustellen und effiziente Abfallsysteme einzuführen. Von den 22 Anforderungen des Labels muss ein Campingplatz mindestens 20 Kriterien erfüllen, um das EU Ecolabel erhalten zu können.

Anbieter wie „Eco Camping“ haben es sich zur Aufgabe gemacht, Campingplätze in ihrer Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen. Die unternehmenseigene „Ecocamping“-Auszeichnung vergibt Eco Camping an Plätze, die jährlich mindestens zehn nachhaltige Verbesserungen anstreben und ihre Verbräuche und Abfälle tracken. Zwei nordfrieseische Betreiber tragen aktuell die Ecocamping-Auszeichnung:

Nordseecamping zum Seehund

Der Campingplatz in Simonsberg verspricht eine „naturnahe“ Platzgestaltung. „Wir haben eine Bienenfläche und Naturkraut wird auf der gesamten Fläche ausschließlich mit der Hand entfernt“, so Platzbetreiber Matthias Körber, nur die Stellplätze würden natürlich gemäht. Die Duschen und Wasserhähne verfügen genau wie die LED-Beleuchtung des Platzes über Bewegungssensoren und begrenzen so den Verbrauch - das sei zum einen umweltfreundlich, zum anderen kosteneffizient, sagt Körber.

Zum Heizen nutzt der Betreiber die Abwärme eines Blockheizkraftwerks der Umgebung und produziert mit eigenen Solar- und Photovoltaik-Anlagen einen Teil des benötigten Stroms. Ein Naturbad gibt es auch. Statt mit Chlor zu reinigen, durchläuft das Wasser ein Filtersystem.

Viele Gäste täten sich seiner Erfahrung nach noch schwer mit dem Umweltbewusstsein. Der Platz lege zum Beispiel großen Wert auf Mülltrennung. Den Gästen fiele das jedoch nicht so leicht: „Die Bio-Tonne mussten wir wieder abschaffen, weil so viel Plastik mit drin landete, dass der Abfall nicht mehr mitgenommen wurde“, erzählt Körber.

Man müsse den Spagat schaffen zwischen dem, was die Urlauber bereit sind, zu akzeptieren und dem, was nachhaltig ist. Im nächsten Winter sollen die Stromleitungen und Zähler erneuert werden. „Früher hat man einfach nicht darauf geachtet, dass an den Stellplätzen tatsächlich nur ankommt, was auch verbraucht wird. Das rüsten wir nun nach“, so Körber.

Lundenbergweg 4, 25813 Simonsberg

Camping Silbermöwe

Auch der Campingplatz Silbermöwe in St. Peter-Ording setzt auf eine möglichst geringe Flächenversiegelung und eine „standortgerechte Bepflanzung“, die nicht chemisch behandelt wird. Zum schonenden Energieverbrauch des Platzes gehört es, energieeffiziente Geräte einzusetzen. Energie und Wärme produziert der Betreiber im platzeigenen Blockheizkraftwerk und der Solarthermieanlage.

Zur Reinigung setzt der Anbieter umweltverträgliche Mittel ein. Auch der Wasserverbrauch ist auf dem Platz durch verbrauchsarme Spülkästen und Wasserhähne optimiert. Der Campingplatz Silbermöwe bietet außerdem einen Fahrradverleih an und als Inhaber des Kurkarte können die Gäste den öffentliche Nahverkehr kostenlos nutzen. So versucht der Betreiber zu einer verringerten Verkehrsbelastung beizutragen.

Böhler Landstraße 179, 25826 St. Peter-Ording

Wichtig zu wissen: Campingplatzbetreiber müssen Auszeichnungen kostenpflichtig beantragen. Trägt ein Platz kein Umwelt-Label, lässt sich daraus nicht unbedingt schließen, dass weniger umweltfreundlich und nachhaltig vorgegangen wird. Im Zweifel lohnt es sich, vor dem Besuch beim Betreiber nachzufragen.

Viele Campingplätze in Nordfriesland liegen mitten in oder nahe schützenswerter Zonen. Um ihr eigenes Bewusstsein für die Umwelt auszudrücken und sich an dessen Schutz zu beteiligen, sind einige Anbieter Partner des Nationalparks Wattenmeer. Um eine Partnerschaft eingehen zu können, müssen sich die Campingbetreiber verpflichten, umweltfreundlich und nachhaltig zu handeln. Zu den Nationalpark-Partnern gehören das Comfort-Camp Eider und die Schäfer Tours GmbH mit einem Transitpaltz in St. Peter-Ording.

Im Comfort-Camp käme der Strom aus den Erneuerbaren und die Wärme aus Pellets, so Geschäftsführer Walter Simon. Energie-Pauschalen gebe es hier nicht mehr:

Auf dem Platz werden außerdem regionale Produkte angeboten - darunter auch Honig aus der Herstellung des eigenen Sohnes, so der Geschäftsführer.

Naturcamping in Nordfriesland

Camping in den Dünen

Auf Amrum bieten zwei Betreiber das Campen direkt in den Dünen an. Auf Amrum kommen auf der Grasnarbe auch Wohnmobile und Wohnwägen unter. Wer sein Camping „ohne alles“ mag, ist hier allerdings nicht ganz richtig: Der Amrumer Platz ist mit Wasch- und Spülmaschinen, Kinderspielplatz, Kochstellen und eigenem Shop bestens ausgestattet. Wer lieber ganz für sich sein will, kann folgende Optionen wählen:

Trekkingplätze der Stiftung Nordfriesland

Die Stiftung Naturschutz bietet in Schleswig-Holstein 30 Trekkingplätze an, auf denen durchreisende Wanderer oder Radfahrer für eine Nacht kostenlos zelten können. In Nordfriesland befinden sich fünf dieser Plätze - in Süderlügum, Leck, Enge-Sande, Hattstedt und Witzwort. Die Ausstattung der Plätze variiert. Häufig handelt es sich um private Flächen, oft besteht Zugang zu Sanitäranlagen. Meistens wird um eine Anmeldung gebeten.

„Camp Volkertswarft“ Hooge

Zwischen Prielen und Schafen können Gäste des „Camp Volkertswarft“ ihren Urlaub abseits des Festlands auf der Hallig-Fenne genießen. Sanitäre Anlagen stehen in einem „Bauwagen“ zur Verfügung - der wird im Winter wegen Sturmflutgefahr auf die erhöhte Warft gezogen. Verpflegung finden Gäste beim „Halligkaufmann“ oder in einem der Restaurants auf der Backens- oder der Hanswarft.

Volkertswarft 1, 25859 Hallig Hooge

Einsam auf der Wiese

Inzwischen bieten einige Hofbesitzer über Internetportale ihre Wiesenflächen als Stellplätze an. Im Gegensatz zu Campingplätzen sollten Gäste hier nicht mit Entsorgungsmöglichkeiten rechnen. Wasser und Strom hingegen sind häufig verfügbar. Außerdem gibt es selten Beschränkungen des Fahrzeugtyps oder dessen Größe. Wenn man Glück hat, ist man zudem vielleicht der einzige Gast. Solche Angebote bestehen aktuell in Ellingstedt, Klixbüll, Joldelund und Horstedt.

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Kerrin Trautmann
Kerrin Trautmann Hauptredaktion
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