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Neubau der Leitstelle Nord in Harrislee: Starke Verzögerungen durch Lieferschwierigkeiten

Verzögerungen bei Neubau der Leitstelle Nord in Harrislee

Verzögerungen bei Neubau der Leitstelle Nord in Harrislee

Benjamin Nolte/shz.de
Harrislee
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Für rund 22 Millionen Euro entsteht in Harrislee der Neubau der Leitstelle Nord. Foto: Benjamin Nolte/shz.de

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Die Bauarbeiten für den rund 22 Millionen Euro teuren Neubau laufen bereits seit April 2021. Der anvisierte Termin zur Fertigstellung im September 2023 kann derweil nicht gehalten werden.

Der Rohbau steht, Fenster und Türen sind eingebaut. Von außen hat die neue gemeinsame Leitstelle von Rettungsdienst, Feuerwehr und Polizei bereits Form angenommen. Mit dem Spatenstich im April 2021 begann die rund zweieinhalb Jahre lange Bauphase für den rund 22 Millionen Euro teuren Neubau der Leitstelle.

Lieferprobleme bei Bauelementen für den Innenbereich

Von dem ambitionierten Plan, das Gebäude schlüsselfertig im September 2023 übergeben zu bekommen, musste sich der Leitstellenzweckverband mittlerweile verabschieden. „Beim Innenausbau gibt es aktuell starke Verzögerungen und Lieferschwierigkeiten einzelner Bauelemente“, berichtet Achim Hackstein, Leiter der Leitstelle Nord. „Auch sind Umplanungen erforderlich, weil Bauteile wie bestimmte Leuchten nicht mehr zur Verfügung stehen und in einigen Bereichen nun die Decken angepasst werden müssen.“

Welche Auswirkungen diese Probleme haben, lässt sich aktuell noch nicht genau beziffern. Fest steht: Der Termin im September 2023 lässt sich nicht mehr halten.

Auch der Krieg in der Ukraine hat Auswirkungen auf den Baufortschritt der neuen Leitstelle. „Es gibt Baufirmen, die zum Teil mit ukrainischem Personal gearbeitet haben und dieses mit Ausbruch des Krieges abgereist ist. Wir haben somit aktuell nicht nur mit einem Problem zu kämpfen, sondern es handelt sich um eine Art Gemengelage. Da kommen mehrere Punkte zusammen“, so Hackstein.

Zweckverband rechnet mit bis zu drei Monaten Verzögerung

Mit zwei bis drei Monaten Verzögerung rechnet der Leitstellenzweckverband aktuell. Gute Nachrichten gab es in diesen Tagen allerdings in Bezug auf die Baukosten. „Wir können eine hohe Kostenstabilität vorweisen. 99,7 Prozent der Gewerke sind ausgeschrieben und vergeben“, sagt Hackstein.

Rund ein Jahr vor der Fertigstellung befinden sich die Planungen bezüglich des Innenausbaus in einer wichtigen Phase. „Aktuell befinden wir uns in der Grobplanung der internen Netzwerke und haben die Planung der Medientechnik bereits abgeschlossen. Auch die Möbelplanung und die Ausschreibung der Schreinermöbel ist abgeschlossen“, erläutert Hackstein.

Abläufe und Prozesse müssen neu entwickelt werden

Leitstellentechnik ist komplex, muss ausfallsicher und zuverlässig sein. Mitarbeiter der Leitstelle arbeiten aktuell bereits an der Erstellung von Betriebskonzepten und Abläufen in der neuen Leitstelle. „Im Dezember soll der Boden im Leitstellenraum der Kommune liegen. Dann gehen wir in die Prozessentwicklung, die für uns enorm wichtig ist, da sich die Platzverhältnisse im Leitstellenraum massiv vergrößern werden“, so Hackstein. Bislang war der Raum, in dem die Notrufe eingehen, überschaubar, die Disponenten konnten sich untereinander gut verständigen. „Ein Raum, der gefühlt zehn mal größer als bisher ist, bringt neue Herausforderungen mit sich“, erklärt Hackstein. „Abläufe und Prozesse wollen wir gemeinsam mit allen 48 Kollegen des kommunalen Teils entwickeln.“

Rund zwei Monate vor der Inbetriebnahme muss mit dem Training von Abläufen und Prozessen begonnen werden. Erst dann kann die alte Leitstelle außer Betrieb und die neue in Betrieb gehen. „Leitstellenumzüge sind äußerst komplex, da muss alles passen, ehe man die Systeme umstellt.“ 

Rund 3500 Quadratmeter Gesamtfläche sollen ab Ende 2023 für die Leitstelle zur Verfügung stehen. Rund die Hälfte der genutzten Fläche wird dabei an die Landespolizei vermietet. Bereits seit 2009 verfügen die Kreise Schleswig-Flensburg, Nordfriesland und die Stadt Flensburg über eine Kooperative Regionalleitstelle, in der sich die kommunalen Träger ein Gebäude mit der Polizei teilen. An diesem bewährten Zustand wollte man auch bei den Plänen eines Neubaus festhalten.

75.000 Einsätze werden pro Jahr disponiert

Ein kontinuierlich gestiegenes Einsatz- und Anrufaufkommen hat eine Vergrößerung der Räumlichkeiten notwendig gemacht. Aktuell werden aus dem der Leitstelle über 75.000 Einsätze (Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei) pro Jahr disponiert. Mit der Planung der neuen Leitstelle vor rund vier Jahren waren auch Prognosen und Ausblicke in die Zukunft verbunden. „Wir haben mal über 30 Jahre gesprochen und glauben momentan, dass wir gut und zukunftssicher gebaut und uns auch auf die Herausforderungen der kommenden Jahre und Jahrzehnte eingestellt haben“, so Hackstein. 

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