Neues Projekt für Klimaschutz:

Der Norden soll nasser werden

Der Norden soll nasser werden

Der Norden soll nasser werden

SHZ
Kleve
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Bei der Entwässerung werden alte Staubretter, wie Gerrit Werhahn sie zeigt, überflüssig. Denn große Dämme halten das Wasser im Moor, damit kein Kohlensroff frei gesetzt werden kann. Foto: Michael Ruff/shz.de

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Stiftung Naturschutz gibt Startschuss für Zehn-Jahres-Plan zum Moorschutz um massiv CO2 zu binden.

An einigen Stellen sieht es schon so aus, wie Gerrit Werhahn (kl. Foto) sich das vorstellt. Weil es im Herrenmoor in der Wilstermarsch wie aus Kübeln gießt, schwappt es auch unter den Gummistiefeln des Leiters des Kompetenzteams Biologischer Klimaschutz der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. „Wenn wir allerdings keine Schutzmaßnahmen ergreifen, würde das Wasser hier wieder in wenigen Wochen verschwinden“, sagt er und macht eine kleine Pause. „Und das würde dazu führen, dass hier wieder massiv Treibhausgase austreten.“

Ziel: So viel Kohlenstoff binden, wie alle Flensburger ausstoßen

Deswegen hat sich die Stiftung die Wiedervernässung von Mooren auf die Fahnen geschrieben – und jetzt den Startschuss für einen Zehn-Jahresplan gegeben. Bis 2030 wollen die Naturschützer 20000 Hektar Moor wiedervernässen – und so mit den bereits jetzt renaturierten Flächen jährlich 700000 Tonnen CO2 im Boden binden. Das ist laut Stiftung ungefähr so viel wie alle Einwohner von Flensburg ausstoßen.

Um das zu erreichen, braucht die Stiftung laut Werhahn noch 8000 Hektar trocken gelegte Moore. „Wir helfen aber auch Kommunen und Privatbesitzern, die ihre Flächen wieder vernässen wollen.“


Los geht es jetzt erstmal im Herrenmoor, wo bis zum kommenden Jahr 75 von 226 Hektar renaturiert werden sollen. Allein dafür gibt das Land 400000 Euro aus, denn die Vernässung fördert auch den Artenreichtum. Projektleiterin Merle Wagner erklärt, wie das abläuft: „Wir bauen zuerst einen Damm, der das Gebiet eingrenzt, so dass das Wasser bis zur Bodenkante steht. Das ist dann wie in einer Badewanne.“ Den Rest regelt die Natur: Nach und nach könnten sich Torfgräser wieder ansiedeln. „Dadurch, dass es hier schon mal Aufstauungen gegeben hat, sind die Gräser schon zu sehen“, sagt Wagner und bückt sich nach einer Pflanze, die neben einer Pfütze wurzelt. Die Projektleiterin hofft, dass die Renaturierung des Gebietes schnell geht. Weil die Leute einst die Gegend für den Torfabbau und die Landwirtschaft nutzen wollten, haben sie nach und nach viele Moore entwässert – 90 Prozent sind mittlerweile trocken. Dadurch ist der gespeicherte Kohlenstoff aber nicht mehr vom Wasser luftdicht abgeschlossen und verbindet sich mit dem Sauerstoff der Luft zum Treibhausgas CO2. 6,7 Prozent der gesamten Treibhausgas-Emission in Deutschland komme aus den Moorflächen, sagt Werhahn. Für Schleswig-Holstein bedeutet das, dass die Moore jedes Jahr so viel CO2 abgeben wie alle Autos im Land.

20 Moore stehen bis 2030 auf dem Plan

Dagegen wollen Werhahn und Wagner etwas unternehmen. Die Wiedervernässung der Moore wird die Stiftung an 20 Standorten im Norden vorantreiben. „Schleswig-Holstein ist Moorland“, sagt Werhahn, der immer noch durch den strömenden Regen stapft. Doch für ihn hat der Guss auch etwas Positives: Denn das im Moor aufgefangene Regenwasser nutzt dem Klimaschutz.

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