Impfstatus in SH und HH

Plötzlich nicht mehr geboostert: Neuregelung bei Johnson & Johnson sorgt für Ärger

Plötzlich nicht mehr geboostert: Neuregelung sorgt für Ärger

Ärger: Plötzlich nicht mehr geboostert

SHZ
Kreis Pinneberg
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Wurde von RKI neu bewertet: Der Impfstoff des Herstellers Johnson & Johnson. Foto: Frank Hoermann/SVEN SIMON via www.imago-images.de

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Jetzt auch zweimal Impfen bei Johnson & Johnson: Über Nacht bewerten RKI und Paul-Ehrlich-Institut das Vakzin neu und Geboosterte müssen nochmal zum Impfen.

shz.de Redakteurin Anja Steinbuch wurde mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson geimpft und später mit Biontech geboostert. Weil sich bundesweit die Regeln geändert haben, galt sie vom ein auf den anderen Tag nicht mehr als geboostert, sondern nur noch als vollständig geimpft. Das führt im Alltag plötzlich zu Problemen, wo es vorher keine gab.

Plötzlich kam ich nicht mehr ins Café ohne negativen Schnelltest. Das war in der Innenstadt in Hamburg am vergangenen Wochenende. Zuvor war ich bereits im Theater abgewiesen worden: Meine CovPass-App signalisierte dem Scanner des Theatermitarbeiters: "Vollständig geimpft". Mehr nicht. Dabei hatte ich mich erst im November mit Biontech boostern lassen. Nach einer Immunisierung mit Johnson & Johnson im Juni.

„Tut mir leid, aber ohne aktuellen negativen Test, darf ich Sie nicht in die Vorstellung lassen, bei uns gilt 2G-plus", erklärte der Theater-Kontrolleur freundlich. Ich verstand gar nichts mehr. Ich war doch noch vor einigen Tagen ins Restaurant und ins Fitness-Studio ohne Corona-Test reingekommen.

Neuregelung über Nacht

Schuld ist eine Maßnahme des Bundes, die schnell und ohne viel Aufhebens umgesetzt wurde. Vor einigen Tagen hatte das Paul-Ehrlich-Institut die Definition der Impfnachweise geändert: Demnach liegt ein vollständiger Impfschutz auch bei Johnson & Johnson erst nach zwei (!) Impfdosen vor. Es ist also auch bei Johnson & Johnson eine dritte Impfung nötig, um als geboostert zu gelten und um bei einer 2G-plus Regelung ohne Test ins Restaurant oder ins Kino zu kommen. Auch das Robert-Koch-Institut hatte gleichzeitig darauf hingewiesen, dass eine zweite Impfung mit dem Janssen-Vakzin nicht als Booster, sondern als „Optimierung der Grundimmunisierung“ anzusehen sei.

Nochmal zum Boostern

Damit teile ich das Schicksal mit 133.529 Schleswig-Holsteinern. So viele der insgesamt 2,3 Millionen Erstimpfungen im Land waren seinerzeit mit dem US-amerikanischen Impfstoff vorgenommen worden. Damals noch ohne Bedenken. Mit einem einzigen Piks galt man als vollständig immunisiert. Jetzt brauchen wir Janssen-Geimpfte alle praktisch über Nacht dringend eine Booster-Impfung, um wieder unsere Freiheit im Zeitalter von 2G-plus genießen zu können. Nicht nur ich fühle mich von der Politik schlecht behandelt.

Denn so einfach ist das nicht: „Es müssen mindestens drei Monate nach der letzten Impfung vergangen sein“, belehrt mich meine Hausärztin. Das bedeutet, ich muss noch fast einen Monat auf meinen neuen Booster warten. Bis dahin muss ich tagesaktuelle Tests machen, um ins Theater zu gehen.

Schleswig-Holstein hat für meinen Fall allerdings eine Sonderregelung: Hier gelte ich als „frisch doppelt geimpft“ – weil meine zweite Impfung weniger als drei Monate zurück liegt. Damit darf mir ohne Test bei 2G-plus-Veranstaltungen Einlass gewährt werden. In Hamburg und Niedersachsen ist man nicht so flexibel. Hier leuchtet ein rotes Licht beim Einscannen meines QR-Codes. Ich muss mich um einen aktuellen Corona-Test bemühen – bis ich wieder geboostert werden kann.

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