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Radverkehr und Infrastruktur: Flensburg belegt in SH den letzten Platz

Radverkehr und Infrastruktur: Flensburg belegt in SH den letzten Platz

Radverkehr: Flensburg belegt in SH den letzten Platz

Annika Kühl/shz.de
Flensburg
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In der Moltkestraße dürfen Radfahrer entgegengesetzt durch die Einbahnstraße fahren. Dabei kommt es regelmäßig zu gefährlich engen Begegnungen mit Autofahrern. Foto: Gunnar Dommasch

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Alle zwei Jahre veröffentlicht der ADFC Umfrageergebnisse zum Radverkehr. Dabei erhält Flensburg auch in diesem Jahr die Schulnote 4 und belegt damit in Schleswig-Holstein den letzten Platz.

Beim Radverkehr gehört Flensburg in Schleswig-Holstein zu den Schlusslichtern – zumindest im Vergleich mit anderen etwa gleichgroßen Städten. In der Größenklasse von 50.000 bis 100.000 Einwohnern hat im Land Norderstedt (Note 3,61) die Nase vorn. Im bundesweiten Vergleich schneidet Nordhorn (unmittelbar an der Grenze zur Niederlande gelegen) mit Schulnote 2,76 deutlich am besten ab, gefolgt von Bocholt, Tübingen und Konstanz.

Immer wieder Konflikte zwischen Verkehrsteilnehmern

Das geht aus dem jüngst veröffentlichten Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) hervor. Daraus wird auch ersichtlich, dass es an der Förde immer wieder zu Konflikten mit anderen Verkehrsteilnehmern kommt. Als besondere Konfliktzonen ist beispielsweise der Bereich um den Hafen bekannt: Hier hat die Verwaltung bereits mehrere Versuche unternommen, beispielsweise mithilfe der „Fairnesszone“ für eine Entspannung zu sorgen.

Den Konflikt-Aspekt bewerteten die Befragten beim Fahrradklima-Test als am wichtigsten (94 Prozent) und zugleich mit der Note 4,6. Unter den Top 3 der offenbar drängendsten Fahrrad-Probleme in Flensburg folgen darauf Hindernisse auf Radwegen (Note 4,6) und Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer (Note 4,1). Auch das Sicherheitsgefühl bewerteten die teilnehmenden Radfahrer nur mit gerade so ausreichend.

Als weniger wichtig wurde der Fahrradmitnahme im ÖPNV bewertet, jedoch erhielt dieses Kriterium die mit Abstand schlechteste Note von 5,3. Ebenfalls als mangelhaft empfanden die Teilnehmer die Breite der Radwege in Flensburg, sowie die Ampelschaltungen für Radfahrer und die Überwachung von Falschparkern.

Entsprechend hart fällt das Gesamturteil aus: „Die Ergebnisse attestieren Flensburg eine konstante Bewertung mit der Schulnote 4“, heißt es dazu in einer Mitteilung des ADFC Flensburg. Bereits seit 2012 erhält die Fördestadt im Fahrradklima-Test diese Note.

Mangels Radwegen seien Konflikte mit Autos vorprogrammiert, Radwege mit Hindernissen zugestellt und die Oberflächen und Breite häufig so schlecht, dass das Sicherheitsgefühl der Radfahrer auf der Strecke bleibe.

Teilnehmerzahl deutlich gesunken

Der ADFC moniert zudem, dass der Ausbau der Infrastruktur zu langsam von statten gehe: „Diese Kritik zieht sich wie ein roter Faden durch die Fahrradklima-Tests“, so die Mitteilung. „Der Wandel hin zu einer fahrradfreundlichen Stadt vollzieht sich in Flensburg mangels politischem Mut und Willen und massiv überlasteter Verwaltung leider nur sehr langsam.“

In diesem Jahr nahmen deutlich weniger Radfahrer an dem Test teil, als noch vor zwei Jahren: Die Zahl der Teilnehmer sank von 700 auf 271. „Unter den Radfahrenden scheint sich Ernüchterung breit zu machen und die Hoffnung auf Besserung zu schwinden“, kommentiert der ADFC.

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