Im Wattenmeer vor Föhr und Amrum

Rätselhaftes Heringssterben und vermehrtes Auftreten von Vogelgrippe

Rätselhaftes Heringssterben und vermehrtes Auftreten von Vogelgrippe

Heringssterben und vermehrtes Auftreten von Vogelgrippe

Mahé Crüsemann und Ralf Hoffmann
Amrum/Föhr
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Tausende toten kleine Heringe sind im Wattenmeer und an den Stränden zu sehen. Foto: Ralf Hoffmann/shz.de

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Wieder sind zahlreiche tote junge Heringe im Wattenmeer zu finden. Die Gründe für die Menge der Tiere sind allerdings außerhalb des Nationalparks zu suchen. Seit Juni 2022 gibt es an der Westküste Schleswig-Holsteins außerdem wieder auffälli...

Wie schon in den vergangenen zwei Jahren sind auch in diesem Jahr wieder Tausende tote kleine
Heringe im Watt und an den Stränden von Amrum, Föhr aber auch am Festland und auf Sylt zu beobachten. In vielen Bereichen des Nationalparks Wattenmeer sieht man lokal große Schwärme von Möwen und Seeschwalben auf dem Wasser, was auf eine sehr große Anzahl von Jungfischen schließen lässt.

Die Gründe für das massenhafte Auftreten von jungen Heringen sind allerdings außerhalb des Nationalparks zu suchen, da sich die Laichgründe des Herings in der angrenzenden Nordsee befinden. Die Nationalparkverwaltung teilt dazu mit, dass alle Untersuchungen, die bislang zu virologischen, bakteriologischen oder morphologischen Aspekten oder zum Ernährungszustand an hunderten toten Jungfischen vorgenommen wurden, keine besonderen Befunde oder Auffälligkeiten gezeigt haben – wie auch in den vergangenen Jahren.

Ein natürliches Phänomen?

Es könnte sich auch um ein natürliches Phänomen handeln: Wo sehr viele Jungfische vorhanden sind, sterben auch natürlicherweise viele. Dabei können die den Jungfischen unbekannten Gezeiten ihnen möglicherweise zum Verhängnis werden, wenn sie bei Niedrigwasser in flachen Prielen „gefangen“ sind und dann bei hohen Wassertemperaturen ersticken.

Gleiches kann auch bei Flucht vor Fressfeinden wie Makrelen geschehen, die nach örtlichen Berichten in diesem Jahr besonders häufig im Wattenmeer anzutreffen sind.

Schon im vergangenen Jahr vermuteten Strandbesucher, dass Schadstoffe aus alter Munition, aus Verklappungen oder von Algen die Ursache für das Fischsterben sein könnten. Allerdings hätten dann auch andere Fische betroffen sein müssen, nicht nur Heringe.

Das aktuelle Fischsterben in der Unterelbe, das nach Medienberichten vor allem größere und ausgewachsene Fische verschiedener Arten, wie zum Beispiel den Zander, betrifft, hat nach Einschätzung der Nationalparkverwaltung nichts mit den toten Jungfischen an der Wattenmeer Küste zu tun.

Vogelgrippe auch außerhalb des Winterhalbjahrs

Seit Anfang Juni 2022 gibt es an der Westküste Schleswig-Holsteins außerdem wieder auffällige Funde toter Wildvögel, insbesondere von Brandseeschwalben und Basstölpeln, die an der Vogelgrippe gestorben sind. Erstmalig tritt die Vogelgrippe bei Wildvögeln jetzt auch zur Brutzeit und nicht mehr nur im Winterhalbjahr auf.

An der Vogelgrippe erkrankte Vögel kann veterinärmedizinisch leider nicht mehr geholfen werden.
Wer einen sterbenden Vogel findet, sollte diesen ohne unnötigen Stress in Ruhe sterben lassen. Damit die Viren nicht noch weiterverbreitet werden, sollte der Vogel nicht berührt werden.

Wer einen Hund besitzt, sollte diesen angeleinen und von dem Vogel fernhalten. Funde von verendeten wildlebenden Vögeln im Nationalpark und auf den Landesschutzdeichen sollten an die Nationalparkverwaltung gemeldet werden. Außerhalb dieser Bereiche können Funde dem Ordnungsamt Föhr-Amrum gemeldet werden.

Aktuelle Informationen gibt es unter: Vogelgrippe an der Westküste Schleswig-Holsteins -
Nationalpark Wattenmeer.

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