Alle Gefangenen werden verlegt

Sanierung der JVA Flensburg: Ein ganzes Gefängnis muss umziehen

Sanierung der JVA Flensburg: Ein ganzes Gefängnis muss umziehen

Sanierung der JVA Flensburg: Gefängnis muss umziehen

Benjamin Nolte/shz.de
Flensburg
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In die Jahre gekommen: Die JVA Flensburg im Südergraben. Foto: Benjamin Nolte/shz.de

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Die Grundsubstanz des Flensburger Gefängnisses stammt aus dem Jahr 1882. Nun soll die Justizvollzugsanstalt ab dem kommenden Jahr umfangreich saniert werden. Die Einrichtung wird in dieser Zeit komplett geschlossen.

Mitte 2024 soll sie losgehen, die bereits seit vielen Jahren herbeigesehnte Sanierung der JVA Flensburg. Für die Anstaltsleiterin Britta Vogelsang bedeutet dies: Alle müssen raus. Von den aktuell 60 Haftplätzen kann während der Sanierungsphase keiner erhalten werden. Gefangene und Mitarbeiter müssen umziehen.

„Erste Überlegungen, die Sanierung auf zwei Bauabschnitte aufzuteilen und den Betrieb aufrechtzuerhalten, hat man wieder verworfen“, berichtet Vogelsang. „Die Bauzeit hätte sich deutlich verlängert und auch die Kosten wären nicht unerheblich gestiegen.“ 

Die Grundsubstanz des Gebäudes stammt bereits aus dem Jahr 1882. „Wir haben immer mal wieder gestrichen, Kleinigkeiten saniert, aber vieles ist halt auch in die Jahre gekommen.“ Unter anderem sollen einige Türen noch aus dem 19. Jahrhundert stammen. „Zusammengefasst kann man sagen, dass nun alles saniert wird“, so Vogelsang. „Der gesamte Unterkunftsbereich bekommt neue Leitungen, die teils noch gusseisernen Rohre werden ausgetauscht, die Heizung erneuert und auch jede Zelle wird saniert.“

Wasserrohrbrüche oder andere Defekte sollen dann nicht mehr zu Problemen führen. 

Renovierungsarbeiten bisher im laufenden Betrieb

Das historische, das stadtbildprägende Gebäude steht außen und innen unter Denkmalschutz. Unter Einhaltung der darauf bezogenen Vorschriften wird das Gebäude quasi kernsaniert. „Bisher sind Renovierungsarbeiten immer im laufenden Betrieb durchgeführt worden, nun kann alles einmal von Grund auf angefasst werden.“ Voraussichtlich zweieinhalb Jahre soll die Sanierung der Flensburger Justizvollzugsanstalt dauern. Zweieinhalb Jahre, in denen es in Flensburg keine Untersuchungshaftplätze und auch keine Strafhaft geben wird. 

Ein Großteil der U-Haft wird nach Schleswig umziehen, die restlichen Gefangenen sollen nach Neumünster kommen. Dort wird aktuell ebenfalls gebaut. Der Umzug der Flensburger JVA kann somit erst nach Abschluss der Baumaßnahmen in Neumünster erfolgen. „Uns gibt es dann quasi erst einmal nicht“, erklärt Vogelsang. „Die U-Haft läuft dann unter der Jugendanstalt Schleswig.“

Personal zieht nach Schleswig und Neumünster um

Auch das Flensburger Personal zieht mit nach Schleswig und Neumünster um. „Hier vor Ort werden während der Sanierungszeit keine Arbeitsplätze vorgehalten, die knapp 60 Mitarbeiter gehen für diese Zeit mit in die anderen Häuser“, so Vogelsang. 

Thematisiert wurde die Sanierung der Flensburger Anstalt in den vergangenen Jahrzehnten immer mal wieder. Vor rund zehn Jahren war auch schon eine Schließung der JVA Flensburg im Gespräch, die damals aber abgewendet werden konnte. Nun aber doch. Die endgültige Genehmigung der Umbau-Pläne liegt zwar noch nicht vor, man geht aber davon aus, dass die veranschlagten 23 Millionen Euro aus dem Infrastruktur-Modernisierungsprogramm des Landes in Kürze bewilligt werden. Wird die Sanierung final beschlossen, dann ist es auch ein klares Bekenntnis zum JVA-Standort Flensburg.

Durch die Schließung von kleineren Baulücken soll die Anzahl der Haftplätze in Flensburg zukünftig von 60 auf 74 steigen. Jede einzelne Zelle wird zudem renoviert. Alte Metallbetten sollen gegen Holzbetten ausgetauscht werden, es gibt neues Mobiliar, die sanitären Anlagen werden erneuert und auch die Fenster sollen größer als bisher werden. 

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