Landtagswahl 2022 in SH

Spitzenkandidat der Nord-AfD: Jörg Nobis mit großer Mehrheit gewählt

Spitzenkandidat der Nord-AfD: Jörg Nobis mit großer Mehrheit gewählt

Spitzenkandidat der Nord-AfD mit großer Mehrheit gewählt

SHZ
Elmshorn
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Jörg Nobis, Abgeordneter der AfD im schleswig-holsteinischen Landtag, spricht auf einem Listenparteitag der AfD Schleswig-Holstein nach seiner Wahl auf den Listenplatz 1. Foto: Daniel Reinhardt/shz.de

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Top 3 der AfD-Landesliste zur Landtagswahl: alle Plätze durch Stichwahl entschieden. Im Zentrum der Kandidatenkritik: die Corona-Politik.

Da steht er nun mitten in einem Elmshorner Festsaal, unter einem ausgeschalteten gläsernen Kronleuchter und freut sich: Jörg Nobis, aktueller Fraktionsvorsitzender der AfD im Kieler Landtag.

Er wurde gerade in einer Stichwahl zum Spitzenkandidaten gewählt. 209 AfD-Mitglieder und einige Gäste, darunter auch die aus der Partei ausgeschlossene Doris von Sayn-Wittgenstein, wurden am Samstagvormittag vor der Hochzeitslokation Royal Festsaal in Elmshorn von zahlreichen Polizeibeamten und einigen Demonstranten erwartet.



Im Festsaal hat die AfD an diesem Wochenende ihre Kandidatenliste für die bevorstehende Landtagswahl am 8. Mai gewählt.

AfD-Gründungsmitglied führt durch die Veranstaltung

Gründungsmitglied, Bundestagsmitglied und Veranstaltungsredner Albrecht Glaser machte zu Beginn der Sitzung auf die jüngsten Umfragewerte aufmerksam: Aktuell liegt die AfD bei 7 Prozent: „Das heißt, Sie haben um die fünf Plätze im Landtag.“ Weiter stimmte er die AfD-Parteimitglieder auf den Wahlkampf ein: „Es wird marschieren, es wird erfolgreich sein.“

Corona-Politik in der Kritik

Zuerst ging es um Platz eins der Liste für die Landtagswahl – die Spitzenkandidatur. Schon im Vorfeld kündigte der Landtagsabgeordnete Jörg Nobis an, als Spitzenkandidat für die Landtagswahl ins Rennen gehen zu wollen. In seiner Vorstellung sagte der 46-Jährige: „Ich halte seit neun Jahren meinen Kopf hin und mich kennen mehr Menschen als einen Losse-Müller.“

Er wolle die Partei weiter in der Gesellschaft verankern, so Nobis. Auch zur Corona-Politik, wie fast alle folgenden Kandidaten, kritisierte er die Corona-Politik der Landesregierung. „Es reicht! Grundrechte muss man sich nicht erst erimpfen. Unsere Grundrechte sind kein Impfbonus.“


Sein Herausforderer, der Bundestagsabgeordnete Gereon Bollmann, sagte dazu: „Daniel Günther missbraucht das Recht mit seiner Reggaetruppe aus Jamaika.“ Das reichte den Stimmberechtigten nicht, Bollmann wurde beim ersten Durchgang mit 50 Stimmen (von 209) aus dem Rennen geworfen.

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Dann war es nur noch Jan Petersen-Brendel, der Nobis die Spitzenkandidatur hätte nehmen können – hat er aber nicht. Noch vor der Bekanntgabe seiner Niederlage sagte der Handwerker aus Flensburg: „Ich stehe für eine Oppositionspartei, Nobis steht für kuscheln.“ Petersen-Brendel erreichte bei der Stichwahl 84, Nobis 112 stimmen.

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Die Gräfin poltert und verliert gegen den Underdog

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Für Platz zwei der Landesliste wurde Politprominenz in Form von Doris von Sayn-Wittgenstein vorgeschlagen. Ihr Kontrahent: Kurt Kleinschmidt aus Nordfriesland. Sayn-Wittgenstein polterte in ihrer Rede gegen die AfD-Fraktion im Landtag.

Diese hätten einer Verfassungsänderung zugestimmt, die vorsieht, dass in Krisensituationen künftig ein elfköpfiger Notausschuss die Rolle des Landtages einnehmen kann, – etwa wenn ein Großteil der Abgeordneten an Corona erkrankt sein sollte:


Lauter Applaus – keine Nachfragen von Publikum.

Deutlich ruhiger gab sich Kurt Kleinschmidt, Mitglied im Gemeinderat Lecks und AfD-Kreisverbandsvorsitzender Nordfriesland, in seiner Vorstellung: „Ich sehe mit großer Sorge auf die Entwicklung in unserem Land. Als Soldat weiß ich, was es beutet, für die Freiheit einzustehen.“


In 55 Tagen würde er in seinen „hart verdienten Ruhestand“ gehen, sagt er. Als Landtagsabgeordneter wolle er sich weiterhin für sein Vaterland einsetzten. Das überzeugte die Delegierten: 120 Stimmen für Kleinschmidt, 77 für Doris von Sayn-Wittgenstein im zweiten Durchlauf. Nach dieser Niederlage wollte sie nicht mehr für den dritten Platz kandidieren.

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Kopf an Kopf mit dem Fraktionskollegen

Und auch der Listenplatz Nummer drei wurde in einer Stichwahl entschieden. Claus Schaffer und Volker Schnurrbusch – beide aktuelle Mitglieder der AfD-Fraktion im Landtag – wollen genau da bleiben. „Wir brauchen jemanden, der sich der perversen Lust an Diktatur entgegenstellt“, warb Claus Schaffer für sich und forderte, alle Corona-Maßnahmen sofort zurückzunehmen. „Wir wollen den Freedom-Day! Und wir wollen ihn jetzt!“


Sein Fraktionskollege und Konkurrent Volker Schnurrbusch spricht sich gegen ein „multikulti Land“ und der „rot-grünen-Deutschlandhasser“ aus. Damit erreicht er im zweiten Durchgang 87 Stimmen, Schaffer bekommt 71 Stimmen.

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