Frauenarzt in Glückstadt

„Ständiges Hick-Hack“ – Warum Impfarzt Axel Hummel sich über die Politik ärgert

Impfarzt Axel Hummel ärgert sich über die Politik

Impfarzt Axel Hummel ärgert sich über die Politik

SHZ
Glückstadt
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Nils Hollnagel ist dankbar, dass er von Axel Hummel geimpft wird. Foto: Herbert Frauen / SHZ

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In der Glückstädter Frauenarzt-Praxis werden viele Menschen gegen Corona geimpft. Durch das Boostern ist die Nachfrage nun wieder deutlich gestiegen. Mediziner Axel Hummel impft gern, ärgert sich aber über die Politik.

Seit dieser Woche ist auch die Impfung der Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren möglich und für viele Erwachsene ist die Zeit für eine Drittimpfung erreicht. Neben den Impfzentren und den mobilen Impfangeboten bieten viele Hausarztpraxen, Facharztpraxen und Betriebsärzte vermehrt Impftermine an. In Glückstadt gehört die Frauenarztpraxis Hummel dazu.


Axel Hummel: „Wir impfen hier schon seit April, aber jetzt ist noch mal eine neue Dynamik durch die Booster-Impfungen reingekommen.“ Dadurch, dass in der Gemeinschaftspraxis vier Ärzte tätig sind, gibt es genügend Impfstoff. Immer dienstags ist jetzt der Impf-Tag in der Praxis. Bis zu 150 Personen schafft das Praxisteam, denn auch der reguläre Facharztbetrieb läuft weiter.

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„Es gab zunächst eine Wochenration von 18 Impfdosen pro Arzt, aber da wegen des großen organisatorischen Aufwandes nicht alle Praxen mitmachen, erhalten wir zurzeit so viel Impfstoff, wie wir verarbeiten können – auch von Biontech/Pfizer“, sagt Hummel. Er berichtet von dem „Riesenaufwand“, der mit dem Impfen verbunden ist. „Durch unser motiviertes Team und durch die gute Zusammenarbeit mit einer Apotheke aus Krempe sind wir noch mit Freude dabei. Ich bin davon überzeugt, dass wir so unseren Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie leisten können“

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Über die behördlichen Regelungen und politischen Vorgaben ist der Facharzt aber verärgert. „Die Situation ist katastrophal und ein ständiges Hick-Hack.“ Bereits im Frühjahr sei die nächste Welle zum Herbst von den Virologen vorausgesagt worden, aber durch den Wahlkampf und die Scheu vor schlechten Nachrichten habe man frühzeitige Maßnahmen verschlafen. „Ich plädiere für eine frühzeitige Booster-Impfung schon nach drei Monaten und für die Impfung der Kinder.“

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Ab dieser Woche wird der mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer für Kinder von den Apotheken in der richtigen und zugelassenen Dosierung in fertigen Ampullen geliefert. Diese Gruppe der Fünf- bis Elfjährigen macht 5,3 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Und obwohl die Ständige Impfkommission (Stiko) noch keine allgemeine Empfehlung ausgesprochen hat, können die Kinder ab jetzt in der Praxis geimpft werden. Verärgert ist Axel Hummel über Personen, die einen Impftermin vereinbart haben und ohne Absage einfach nicht erscheinen.


Auch die Arzthelferin Frauke Czaja an der Anmeldung berichtet über Stress mit einigen Personen. Wenn Unterlagen nicht oder unvollständig ausgefüllt sind, komme es schon mal zu fordernden und frechen Kommentaren. Aber das seien Ausnahmen. Frauke Czaja: „Die meisten Patienten sind dankbar und wir sind in der Praxis ein tolles Team und machen die zusätzliche Arbeit gerne. Für mich ist es ganz toll, endlich mal so viele Männer bei uns in der Frauenarztpraxis begrüßen zu können.“

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Einer der impfwilligen Patienten ist Nils Hollnagel aus Hamburg. Der 21-jährige Student macht ab Januar ein Auslandssemester in Finnland und möchte vorher noch geboostert werden. „Trotz mehrfachen Bemühens habe ich in Hamburg keinen freien Termin mehr für Dezember bekommen. Durch Bekannte bin ich jetzt hier gelandet und dankbar über die unkomplizierte Abwicklung.“

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