Energiewende

Südlink: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck unter Strom 

Südlink: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck unter Strom 

Südlink: Wirtschaftsminister Robert Habeck unter Strom 

Kay Müller/SHZ
Steinburg
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Buzzer statt Spatenstich: Wirtschaftsminister Robert Habeck (v. r.), Tennet-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens, der Kieler Energiewende-Staatssekretär Joschka Knuth und Niedersachsens Energieminister Christian Meyer. Foto: Christian Charisius/SHZ

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Weil der Süden beim Ausbau der erneuerbaren Energien nicht vorankommt, soll er mit Strom aus dem Heimatland des Grünen-Politikers versorgt werden – der fordert darum mehr Tempo beim Netzausbau.

Für Robert Habeck ist es nur ein kleiner Druck auf den Buzzer. Aber für die Energiewende soll es so etwas wie ein Booster sein, den der Bundeswirtschaftsminister auslösen will – und Habeck erschrickt fast ein bisschen, als auf der Leinwand hinter ihm mit einem gewaltigen Sound der Slogan „Hier wird die Energiewende gebaut.“

Doch als der Grünen-Politiker an diesem sonnigen Montag in Wewelsfleth im Kreis Steinburg zum feierlichen Baubeginn der Stromtrasse „Suedlink“ kommt, sorgt er zunächst mal für einen Stimmungsdämpfer. „Das ist ein guter Tag, aber er kommt fünf Jahre zu spät“, sagt Habeck – und es dauert bis zum Schluss seiner schnell vorgetragenen Rede, bis er dafür von den knapp 200 Gästen Applaus bekommt. Denn Habeck sagt, dass er gehofft habe, dass der Suedlink schon 2022 fertig ist. Doch die zunächst als Freileitung geplante Verbindung ist 2015 umgeplant worden und wird nun unter der Erde verlegt.

Acht Jahre nach der Überarbeitung der Planung nun also der Baustart. „Das dauert zu lange, wir müssen die Dauer der Genehmigungsprozesse halbieren“, mahnt Habeck. „Es kann nicht sein, dass wir mit allem Jahre zu spät sind.“ Allen Zweiflern der Energiewende könne man es nun mal nicht recht machen, sagt Habeck. „Damit ist auch das Risiko verbunden, unangenehme Entscheidungen zu treffen.“

Und dann schafft Habeck doch den Schwenk zur guten Laune, als er sagt, dass der Suedlink die „Herzschlagader der Energiewende“ ist. Denn als der Minister auf den Buzzer drückt, kann er in einigen hundert Metern Entfernung das Kernkraftwerk Brokdorf sehen, auf dessen Abschaltung Habeck lange hingearbeitet hat. Er hat den Prozess begleitet, in dem die Republik aus Atomstrom aus- und in die Erneuerbaren eingestiegen ist. Und weil Brokdorf nun vom Netz ist, gibt es den Suedlink. Denn da der erneuerbare Strom aus dem windreichen Norden in den stark industrialisierten Süden kommen muss, werden leistungsfähige Leitungen benötigt. Suedlink soll so eine Verbindung werden.

Baufeld ist fertig, Schachtgebäude entsteht noch

Seit Anfang des Jahres laufen bereits die bauvorbereitenden Arbeiten. Die Bauzeit werde voraussichtlich viereinhalb Jahre betragen, sagt der Chef von Netzbetreiber Tennet, Tim Meyerjürgens. „Da sind wir gut dabei.“ In allen Abschnitten laufen die Planfeststellungsverfahren, nächstes Jahr sollen alle vorliegen. 2028 soll alles fertig sein, dank der Planungsbeschleunigung, die nicht zuletzt Habeck im Bund auf den Weg gebracht hat.

„Wir wollen möglichst schnell fertig werden, damit wir mit dem Kohleausstieg schneller vorankommen“, sagt Meyerjürgens. Und: „Der Netzausbau ist das Rückgrat der Energiewende.“ Mit Suedlink gebe es eine starke Verbindung: „Wir sammeln Strom aus Norwegen und Schleswig-Holstein, transportieren ihn über die Westküstenleitung und bringen ihn über Suedlink nach Süddeutschland.“

Genau das hofft auch Habeck, der am Ende noch mal rhetorisch aufs Tempo drückt. Denn der Minister will, dass Suedlink möglichst schnell in Betrieb geht – und richtet sich an die Techniker von Tennet: „Haut rein, Leute.“

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