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Tanz der Stare: Bis Oktober werden Vogelfans aus ganz Deutschland in Nordfriesland erwartet

Tanz der Stare: Nordfriesland erwartet Vogelfans aus ganz Deutschland

Tanz der Stare - Naturschauspiel in Nordfriesland steht an

Anja Werner/shz.de
Aventoft
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In riesigen Schwärmen versammeln sich derzeit wieder die Stare über den Kögen im nördlichen Nordfriesland. Foto: Peter Kuhr/shz.de

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Hunderttausende der Singvögel formieren sich in den kommenden Wochen über der Wiedingharde zur „Schwarzen Sonne“. Dafür gibt es neben dem kleinen Grenzort Aventoft weitere gute Beobachtungspunkte.

Ein Natur-Schauspiel, das jeden Herbst Tausende Vogel-Fans sowie Gäste und Urlauber aus ganz Deutschland und Dänemark in das nördliche Nordfriesland zieht: der Tanz der Stare.

Unerklärlich wann und warum, aber plötzlich treffen sich in den Kögen an der dänischen Grenze Hunderttausende dieser Singvögel, steigen vor Sonnenuntergang zu waghalsigen Formationen in den Himmel auf, lassen Wolken artige Gebilde entstehen und verdunkeln dabei sogar die Sonne. Deshalb heißt diese faszinierende Flugvorführung auch „Schwarze Sonne“, dänisch „Sort Sol“.

Im Zentrum des Ansturms der Stare und Vogelbeobachter steht die kleine Grenzgemeinde Aventoft, die durch die „Schwarze Sonne“ bundesweit bekannt geworden ist. Bürgermeisterin Christine Harksen schaut jeden Spätsommer wieder, „wann die ersten Busse anrollen“. Die Stare sind jedenfalls schon da, wie das Foto von unserem Leser Peter Kuhr zeigt. Ende September sind die Schwärme in der Regel am größten. Der beliebteste Aussichtspunkt bei Aventoft ist die Straße Grellsbülldeich. Besonders in Höhe des Haasberger Sees könnte es demnächst wieder knapp werden, in den Abendstunden einen Parkplatz zu finden. Von dort kann bestens beobachtet werden, wie die Vögel zu ihren abendlichen Flugformationen starten.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit stürzen sich die Vögel danach plötzlich aus allen Himmelsrichtungen in die Tiefe auf ihre Schlafplätze. Von einem Moment auf den anderen ist die Vorführung vorbei – bis zum nächsten Abend.

Dieses Schauspiel dient der eigenen Sicherheit, dadurch schützen sich die Stare erfolgreich vor den Angriffen von Greifvögeln. Denn sie fliegen und ändern ihre Richtung so schnell, dass es den Jägern nicht gelingt, einen einzelnen Vogel aus den Formationen heraus zu erkennen und zu fangen.

Die Stare kommen ab Mitte August in die Wiedingharde, um sich in der Landschaft aus Marschen, Seen und Schilfgebieten für den Weiterflug gen Süden zu stärken – mit Grünfutter, Insekten, Schnecken, Regenwürmern und Beeren.

Führungen und gute Aussichtspunkte

Interessierte, die sich vor Ort nicht auskennen, bekommen Infos über gute Aussichtspunkte und Führungen zum Tanz der Stare in den Tourist-Infos, zum Beispiel beim Infozentrum Wiedingharde in Klanxbüll oder in den Touristinformationen in Dagebüll und Niebüll.

Wer das Schauspiel gerne für sich selbst genießen möchte, hat dazu neben dem Haasberger See noch an einigen Orten gute Chancen. Zum Beispiel im Naturschutzgebiet des Rickelsbüller Koogs zwischen dem Bahndamm nach Sylt und der dänischen Grenze.

Jeder Star orientiert sich im Schwarm an Bezugsvögeln

Gut stehen die Chancen auch rund um den Bundesgaarder See im Gotteskoog nahe der Gemeinde Neukirchen. Gleiches gilt für den Ruttebüller See mit seinen breiten Schilf- und Binsengürteln nahe Rosenkranz. Und auch der Deich der Tonderner Marsch, die auf dänischer Seite genau gegenüber von Aventoft liegt, ist ein guter Aussichtspunkt für das Naturschauspiel.

Die rasante Flugakrobatik auf engstem Raum führt zu der Frage: Warum stoßen die Vögel nicht zusammen? Die Antwort kennt Nationalpark-Ranger Martin Kühn: „Der Mensch sieht in einer Sekunde bis zu 18 Bilder, ein Vogel etwa 150. Diese viel größere Auflösung verhindert Zusammenstöße.“

Ein Star orientiert sich innerhalb des Schwarms an bis zu sieben Vögeln in seiner Umgebung. Er versucht immer, zu diesen Bezugs-Vögeln die gleiche Position einzuhalten. Dadurch kommt es zu den synchronen, wellenförmigen Bewegungen des Schwarms.

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