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Tierheim Schleswig: „Wir sind am Limit!“

Tierheim Schleswig: „Wir sind am Limit!“

Tierheim Schleswig: „Wir sind am Limit!“

Sven Windmann/shz.de
Schleswig
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Auch das gehört dazu: Fundkatze „Emma“ wird von Nicole Schmonsees nun schon seit Wochen alle drei Stunden mit der Flasche gefüttert, auch nachts. Foto: Sven Windmann/shz.de

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Für Hunde gibt es bereits einen Aufnahmestopp, und auch bei den Katzen wird es eng in der Einrichtung am Ratsteich. Krankheitsfälle beim Personal und ausbleibende Spendeneinnahmen machen die Situation nicht einfacher.

Neulich, sagt Nicole Schmonsees, gab es mal wieder einen dieser schönen Momente. „Da stand hier am Tierheim ein Mann vor der Tür und sagte, er wolle sich beschweren“, erzählt die Kassenwartin des Schleswiger Tierschutzvereins, „und zwar darüber, dass wir ihm eine Katze für viel zu wenig Geld gegeben hätten.“ Das Tier sei so brav und so eine Bereicherung für ihn und sein Leben, das wollte er gewürdigt wissen. Und zwar mit einer spontanen Spende über 100 Euro.

Ja, diese Art der Wertschätzung erfahre man immer mal wieder, sagt Schmonsees. Und das tue gerade jetzt wirklich gut. „Denn eigentlich gehen wir seit Wochen am Stock. Es ist schwierig, wir sind am Limit.“ Und das aus gleich mehreren Gründen.

So viele Tiere leben zurzeit im Tierheim

Das Hauptproblem: Die Einrichtung am Ratsteich platzt aus allen Nähten. 24 Hunde, 63 Katzen, 16 Kaninchen, rund 80 Wellensittiche sowie ein paar Gänse, Hühner, Schafe, Meerschweinchen und Igel sind hier zurzeit zu Hause. Hinzu kommen, als echte Exoten, zwei Nacktratten. „Das ist wirklich heftig, was hier los ist“, sagt Nicole Schmonsees.

Besonders dramatisch sei die Situation bei den Hunden. Denn schon sei Wochen könnte man keine weiteren aufnehmen, man müsse stattdessen auf andere Tierheime verweisen. „Das ist allerdings auch sehr schwierig. Denn nicht nur wir sind voll.“

So stelle man nicht nur immer wieder vergeblich Anfragen an andere Einrichtungen in ganz Schleswig-Holstein, man bekomme auch ständig Anrufe von anderen Häusern, ob es in Schleswig noch Platz gebe. Mit der entsprechenden Absage.

Viele schwer vermittelbare Hunde

Woran das liegen könnte? „Gute Frage“, sagt Nicole Schmonsees. Einerseits seien da immer noch viele Tiere, die während der Corona-Pandemie von Menschen angeschafft wurden und nun nicht mehr erwünscht seien. Andererseits spüre man jetzt schon, „dass wir eine Krise haben, dass viele Menschen einfach kein Geld mehr haben und deshalb ihre Tiere abgeben müssen“.

Erschwerend hinzu komme, dass es sich bei den meisten Hunden, die zurzeit im Tierheim sind, um schwierige, schwer vermittelbare Rassen handele, die entsprechend lange auf einen neuen Besitzer warten müssten. Und so zu Dauerbewohnern werden.

Man biete zwar Menschen an, die ihren Hund angeben wollen oder müssen, diese in die Liste auf der Homepage des Tierheims aufzunehmen. Das aber könne ja nicht die Regel sein. Dass gleichzeitig bald auch die Kapazitätsgrenze des Katzenhauses erreicht sei, mache die Situation nicht einfacher. „Das Problem ist, dass zurzeit immer mehr Leute ihre Tiere loswerden wollen und gleichzeitig die Nachfrage nach Tieren sinkt.“

Hinzu kommt, dass es im Zuge der aktuellen Krise auch einen deutlich Einbruch bei den Spendeneinnahmen gibt. So hätten sich die Beträge von Januar bis Oktober im Vergleich zum Vorjahr regelrecht halbiert. „Ein Riesenproblem“, sagt die Kassenwartin.

Zumindest aber gebe es seit Anfang des Jahres eine neue Fundtierrichtlinie im Land. Mit der Folge, dass die Stadt Schleswig sowie die Ämter Haddeby, Arensharde, Kropp-Stapelholm und Hüttener Berge jetzt mehr Geld für die Betreuung von Fundtieren (dabei handelt es sich um eine kommunale Pflichtaufgabe) zahlen als zuvor. „Jetzt können wir zumindest in diesem Bereich kostendeckend arbeiten“, so Schmonsees.

Viele krankheitsbedingte Ausfälle

Die Sorge vor steigenden Futterpreisen sowie erhöhten Kosten für Strom, Benzin und Gas blieben trotzdem. Und dann sind da zurzeit auch noch die vielen krankheitsbedingten Ausfälle beim Personal. Fünf ausgebildete Tierpfleger, zwei Azubis, zwei Bufdis (Bundesfreiwilligendienst) sowie zwei Hausmeister gehören eigentlich zum Team. Es gibt aber immer wieder kurz- und auch längerfristige Ausfälle. Was dazu führt, dass seit Wochen regelmäßig Ehrenamtler aus dem Tierschutzverein einspringen müssen, einige fast täglich.

Wer kümmert sich um die Wäschekammer?

„Wir pfeiffen wirklich aus dem letzten Loch“, sagt Nicole Schmonsees, die längst selbst zum Mädchen für alles geworden ist. Ihre Zuversicht hat sie dennoch nicht verloren: „Ich bin noch immer guten Mutes, dass wir da irgendwann und irgendwie wieder rauskommen.“

Auch deshalb ist Hilfe jederzeit willkommen. Nicht nur finanzielle, sondern auch tatkräftige. So könne man unter anderem gut jemanden gebrauchen, der regelmäßig die Wäschekammer des Tierheims betreut. Denn hier laufen tagtäglich Waschmaschine und Wäschetrockner auf Hochtouren, um unzählige Decken und Kissen zu reinigen. Was nicht nur eine Menge Energie kostet, sondern auch sehr viel Arbeit bedeutet.

Kontakt unter: tierheim-sl.de

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