2. Welle – Handball-Kolumne

Traditionsbruch, Fan-Trägheit, Talent verpennt

Traditionsbruch, Fan-Trägheit, Talent verpennt

Traditionsbruch, Fan-Trägheit, Talent verpennt

SHZ
Hamburg/Flensburg
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Gänsehaut-Event: Das Final Four um den DHB-Pokal in Hamburg. Dieses Bild zeigt das Siebenmeterwerfen im Finale 2015 zwischen der SG Flensburg-Handewitt und dem SC Magdeburg, das die SG gewann. Foto: Imago Images / Oliver Ruhnke

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Jannik Schappert ärgert sich über den Umzug des Pokal-Final-Fours, fragt sich, wo die Zuschauer sind und staunt über den Deutschen Handballbund.

„Wir wollen nach Hamburg!“ Wenn es um die Saisonziele geht, fällt dieser Satz bei vielen Bundesligisten. Die Hansestadt als Sehnsuchtsort. Das Final Four um den DHB-Pokal, dieses Gänsehaut-Event mit vier Fanblöcken, findet dort seit 1994 statt und ist eine Institution im deutschen Handball.

Ab 2023 will der Ligaverband mit der Tradition brechen und den Pokalsieger in Köln ermitteln, wo seit 2010 auch das Finalturnier der Champions League ausgetragen wird. Noch wurde dieser Entschluss nicht offiziell verkündet, doch in der Handball-Szene gilt die Entscheidung als sicher.

Die Rechnung ist leicht: In die Hamburger Arena passen rund 13.000 Fans, in die Kölner Arena über 19.000. Es ist wie so oft: Geld schlägt Tradition. Schade! Zumal Hamburg nach der Rückkehr des HSV ins Oberhaus wieder ein fetter Punkt auf der deutschen Handball-Landkarte ist. Welches Team ist eigentlich in Köln zu Hause?

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Übersättigte Fans

Aber wer weiß, vielleicht wollen gar keine 19.000 Menschen das Final Four sehen. Der Handball hat nach der Corona-Zwangspause und der Fan-Rückkehr mit Auflagen Probleme, die Zuschauer wieder für sich zu begeistern. Die Hallen dürften voller sein, als sie sind. Das Nord-Derby zwischen Kiel und Flensburg – ein Spiel, das europaweit Aufmerksamkeit bekommt – verfolgten nur 69.000 Menschen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Pay-TV-Sender Sky reißt mit seinen Quoten ebenfalls keine Bäume aus.

Das Problem ist hausgemacht. Der Handball hat seine Fans in den letzten Jahren übersättigt. Aufgeblähte Champions League, jedes Jahr WM oder EM – das Besondere entfällt.

Gratis-Talent

Es passiert nicht oft, aber manchmal liegt das Glück auf der Straße und man muss einfach nur zupacken. Aaron Mensing, der 23-Jährige im linken Rückraum der SG Flensburg-Handewitt, hat neben dem dänischen auch einen deutschen Pass. Der Deutsche Handballbund hätte sozusagen gratis, da er in Mensings Ausbildung nicht involviert war, einen hochveranlagten Spieler haben können.


Aber der DHB will nichts von seinem Glück gewusst haben, obwohl Mensings Vater den Verband auf seinen Sohn hingewiesen hatte. Erst als der Berater eine Jetzt-oder-nie-Nachricht verschickte, wurde der DHB aktiv – zu spät. Der Flensburger trägt nun das dänische Nationaltrikot.

„Hölle Nord“-Podcast: Aaron Mensing – der Mann mit der Fackel im Arm

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