Klimawandel zeigt Wirkung

Trockenheit und Hitze führen in Südtondern zu zum Teil dramatischen Ernteverlusten

Trockenheit und Hitze führen in Südtondern zu Ernteverlusten

Trockenheit und Hitze führen in Südtondern zu Ernteverlusten

SHZ
Niebüll
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Die Gerste ist reif auf den Feldern im nördlichen Nordfriesland und wird nun gedroschen. Foto: Cordula Sönnichsen/shz.de

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Kreisbauernverbands-Chef Wolfgang Stapelfeldt blickt mit Sorge auf zu kleine Getreidekörner und dramatische Dürreschäden beim Mais im nördlichen Nordfriesland. Eine gute Ernte wird dagegen beim Raps erwartet.

Wieder zu trocken, bereits das fünfte Jahr in Folge. Erneut wird das Auswirkungen auf die Ernte in Südtondern haben. „Der Klimawandel hat mittlerweile dramatische Folgen für die Ernteerträge“, sagt Wolfgang Stapelfeldt, Vorsitzender des Bauernverbands Südtondern.

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Das nördliche Nordfriesland sei in diesem Sommer besonders vom Niederschlagsmangel betroffen. „Man hört in vielen Regionen Schleswig-Holsteins von Regen, Gewittern, Starkregen. Doch hier oben kommt nichts an, Südtondern ist seit mehr als sechs Wochen ohne Niederschläge - und das in einer Hitzeperiode“, sagt Wolfgang Stapelfeldt.

Südtondern steckt derzeit mitten in der heißen Ernte-Phase, etliche Ernte-Fahrzeuge sind auf den Feldern und Straßen zu sehen. Seit Anfang Juli werde die Getreide-Ganzpflanzen-Silage von den Feldern geholt – Roggen, Weizen und Kreuzungen der beiden Getreidearten, die als Futter für Rinder oder die Biogasanlagen dienen.


„Bei den Kreuzungen sieht es nach guten Erträgen aus, bei Roggen und Weizen haben wir abfallende Ergebnisse“, erläutert der Landwirt.

Nun wird auch das Brot-Getreide gedroschen. Bei der Wintergerste sieht es ebenfalls nach unterdurchschnittlichen Erträgen aus. „Es gibt viel Stroh und viel zu kleine Körner. Der Grund dafür dürfte das unfruchtbare Frühjahr sein“, sagt Wolfgang Stapelfeldt.

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Damit sind die kalten und trockenen Monate April und Mai gemeint. „In anderen Teilen Schleswig-Holsteins sah es im Frühjahr erneut besser aus. Bei uns gab es zu wenig Niederschläge und Nachtfrost bis Ende April“, berichtet der Experte. Die dadurch verursachten Wachstums-Defizite könnten die Pflanzen nicht mehr aufholen.


Als nächstes steht die Ernte von Weizen und Winterraps an. „Noch hoffen wir auf gute Erträge. Doch es deutet sich an, dass auch die Körner des Weizens aus den genannten gründen kleiner als üblich ausfallen könnten“, sagt Wolfgang Stapelfeldt. Besser sieht es beim Raps aus. Der stehe derzeit sehr gut auf den Feldern. Der Verbandsvorsitzende rechnet mit einem sehr guten Droschergebnis.

In Schleswig-Holstein sei der Rapsanbau in vielen Regionen zurück gegangen. Doch nicht in Südtondern. „Wir brauchen den Raps für die Fruchtfolge, er wurzelt tief und lockert den Boden auf“, erläutert Wolfgang Stapelfeldt.

Mit großer Sorge blickt er dagegen auf den Mais. Auch dem habe das kalte Frühjahr arg zu schaffen gemacht – und an vielen Orten auch die Krähen. „Ich selbst haben noch nie solche Krähenprobleme gehabt. Die Vögel fliegen aus den Orten auf die Felder un picken sich die Keimlinge. Auf meinen Feldern in Bosbüll musste ich von 19 Hektar 13 neu ansäen“, berichtet der Landwirt.


Dazu leide der Mais nun unter der genannten Hitze und Trockenheit. „Es gibt schon gravierende Trockenheitsschäden. Der Mais ist vielfach gerade mal 1,5 Meter hoch und schiebt schon die Kolben hoch“, sagt Wolfgang Stapelfeldt.

Diese Notreife sei Ausdruck von extremer Trockenheit. An sich brauche der Mais jede Woche Regenschauer. „Ein heftiger Gewitterschauer alle drei, vier Wochen hilft da leider gar nichts“, sagt der Experte, der im Oktober mit einer enttäuschenden Maisernte rechnet.

Sorten entwickeln, die besser mit Trockenheit zurecht kommen

Natur sei halt Natur, in keinem Jahr könne für alle Getreidesorten alles optimal laufen. Schon immer hätten Landwirte mit solchen Schwankungen gelebt. „Doch der Klimawandel ist eine andere Dimension. Wir müssen Sorten entwickeln, die besser mit Trockenheit und Dürre umgehen können“, sagt Wolfgang Stapelfeldt.

Die grüne Gentechnik könnte Antworten für diese Herausforderung bieten. „Doch das ist in Deutschland derzeit nicht durchsetzbar“, sagt der Verbandschef. Mit Blick auf die Folgen des Klimawandels müsste man an sich auch weg vom Maisanbau.

Höhere Erzeugerpreise für alle Getreidesorten

Doch der biete als Futter und zum Heizen der Biogasanlagen die mit Abstand höchsten Energie-Erträge. „Der Mais ist das für die Landwirte wirtschaftlich interessanteste Anbauprodukt“, sagt Wolfgang Stapelfeldt. Daher sei er derzeit unverzichtbar.

Immerhin gibt es in diesem Jahr höhere Erzeugerpreise für alle Getreidesorten. Durch könnten Ernte-Einbußen ausgeglichen werden.

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