Wenn Putin den Gashahn zudreht

Überraschung: Hamburg prüft schwimmendes LNG-Terminal im Hafen

Überraschung: Hamburg prüft schwimmendes LNG-Terminal im Hafen

Überraschung: Hamburg prüft schwimmendes LNG-Terminal im Hafen

SHZ
Hamburg
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Das derzeit größte schwimmende LNG-Terminal, die MOL FSRU Challenger (rechts). Links daneben ein LNG-Tankschiff. Foto: Vopak Foto: 90037

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Händeringend sucht Deutschland Alternativen für Russlands Gas. Es muss schnell gehen. Hamburg könnte dabei eine wichtigere Rolle spielen als erwartet.

Überraschend prüft auch Hamburg, ob in seinem Hafen ein schwimmendes Terminal für Flüssiggas (LNG) installiert werden kann. Das hat die Umweltbehörde am Mittwoch bestätigt. „Angesichts der anhaltenden Krise unterstützen wir den Vorschlag von Bundesminister Habeck, Standorte für schwimmende LNG-Terminals zu prüfen und, wenn möglich, schnell umzusetzen”, sagte Umweltstaatsrat Michael Pollmann. Derzeit würden mehrere mögliche Standorte im Hafengebiet intensiv überprüft.

Riesige Speicherkapazität

Hintergrund ist ein drohender Lieferstopp Russlands für Pipeline-Erdgas. Habeck (Grüne) will Deutschland möglichst zügig aus der Abhängigkeit von russischen Energieimporten lösen. Teil des Konzepts sind bundesweit drei kurzfristig zu beschaffende Plattformen für die Anlandung von LNG, sogenannte FSRU. Die Abkürzung steht für Floating Storage and Regasification Units. Diese lagern große Menge des auf minus 160 Grad gekühlten flüssigen Erdgases und wandeln dieses zur Nutzung wieder in Gas um.


Die drei angemieteten Einheiten sollen schon 2022 und 2023 in deutschen Häfen ans Netz gehen, um eine schnelle Einfuhr großer Mengen Flüssigerdgas zu ermöglichen. Der angekündigte Bau stationärer Terminals - etwa in Brunsbüttel - nimmt noch mindestens vier Jahre in Anspruch.

Bedenken bei der Sicherheit

Dass auch Hamburg FSRU-Standort werden könnte, kommt unerwartet. Bisher galten Tiefwasserhäfen wie Wilhelmshaven als favorisiert, weil dort die Belieferung durch riesige LNG-Tankschiffe einfacher ist. Auch erschien die Genehmigung inmitten einer Millionenstadt aus Sicherheitsgründen stets als unwahrscheinlich. Auch dieser Aspekt werde überprüft, hieß es aus der Umweltbehörde. Ein Ausschlusskriterium sehen die Verantwortlichen darin aber offenbar nicht mehr.

350 Meter lang, 50 Meter breit

Andererseits hat Hamburg Vorteile, vor allem beim Weitertransport über Pipielines. „Der Aufwand beim Leitungsbau ist wegen des gut ausgebauten Erdgasnetzes auch im Hafengebiet vermutlich vergleichsweise gering”, sagte Pollmann. Und: Der Hafen ist Deutschlands größtes zusammenhängendes Industriegebiet mit einer Reihe energiehungriger Abnehmer, darunter Werke für die Stahl-, Aluminium- und Kupferherstellung.

Mit Beginn des Ukraine-Krieges hat die Nachfrage nach den schwimmenden Terminals stark zugenommen. Derzeit befinden sich weltweit knapp 50 Anlagen im Einsatz. Moderne FSRU sind knapp 350 Meter lang und und 50 Meter breit. Sie können bis zu 263.000 Kubikmeter Erdgas speichern.

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