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Universität zu Lübeck entwickelt plattdeutsch sprechenden Roboter

Universität zu Lübeck entwickelt plattdeutsch sprechenden Roboter

Universität entwickelt plattdeutsch sprechenden Roboter

Alexander Steenbeck/shz.de
Lübeck
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Wissenschaftler Thomas Sievers bringt Roboter „Pepper“ an der Lübecker Universität Plattdeutsch bei. Foto: Olaf Malzahn/Universität zu Lübeck

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Ziel der Forscher ist es, den Schleswig-Holsteinern einen Roboter vorzustellen, der buchstäblich ihre Sprache spricht. Wie das gelingen und wo „Pepper“ eingesetzt werden soll.

Er soll eine Brücke schlagen zwischen regionaler Tradition und digitalisierter Zukunft: Die Universität zu Lübeck bringt dem humanoiden Roboter „Pepper“ gerade die plattdeutsche Sprache bei. Ziel der Forscher ist es, den Schleswig-Holsteinern einen Roboter vorzustellen, der buchstäblich ihre Sprache spricht.

Der humanoide soziale Roboter „Pepper“ wurde ursprünglich bereits 2014 vom französischen Unternehmen „Aldebaran Robotics“ gemeinsam mit dem japanischen Unternehmen „Soft-Bank“ als erster Roboter mit der Fähigkeit zur Erkennung menschlicher Emotionen auf den Markt gebracht. Bisher wird er hauptsächlich in den Bereichen Gesundheitswesen, Erziehung, in Verkaufsräumen oder in Empfangsbereichen eingesetzt. „Pepper“ bringe viele grundsätzliche Anlagen und Fähigkeiten zur sozialen Interaktion mit Menschen bereits mit, sagen die Lübecker Forscher; dennoch müsse der Android aber hinsichtlich des gewünschten Einsatzszenarios speziell programmiert werden, um diese Fähigkeiten nutzbar zu machen.

Dafür ist unter anderem Thomas Sievers zuständig, der „Pepper“ für die Aufgaben des Projektes programmiert. Der Lübecker Wissenschaftler zeigte sich zuversichtlich und erwartet viele spannende Erfahrungen. „Die Aufgabe ist zwar herausfordernd und insofern ergebnisoffen, als dass wir zwar hoffen, am Ende einen des Plattdeutschen mächtigen Roboter zu haben, der auch außerhalb des Labors seine norddeutsche Persönlichkeit präsentieren und mit den Menschen interagieren kann, aber wie genau und in welchem Umfang das funktionieren wird, bleibt abzuwarten.“

Wenn „Pepper“ ab Herbst beispielsweise regelmäßig Konferenzen und regionale Veranstaltungen besucht, soll er mit seinen Aktionen und Reaktionen „irgendwie norddeutsch“ wirken. Hier soll es auch um die stereotype Integration von Gestik und Sprachmelodie gehen, so Sievers. Deshalb spielen Künstliche Intelligenz (KI) und das große plattdeutsche Archiv des Norddeutschen Rundfunks (NDR) eine wesentliche Rolle bei dem Projekt. Aus letzterem werden via „Large Language Models“ wie Chat-GPT plattdeutsche Texte digitalisiert. „Pepper“ muss in einem ersten Schritt erst einmal das Vokabular lernen. Und je mehr Plattdeutsch der Roboter trainiert, desto besser könne er damit umgehen, so Sievers.

Der Bereich KI-Forschung der Universität zu Lübeck entwickelt maßgeschneiderte Algorithmen, um „Pepper“ dabei zu helfen, die feinen Nuancen und regionalen Variationen des Plattdeutschen zu verstehen.

Erste Reaktionen

Das Projekt ist auf eine Dauer von rund eineinhalb Jahren ausgerichtet. Thomas Sievers hat es als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Informationssysteme zum Thema seiner Promotion gemacht. Institutsleiter Professor Dr. Ralf Möller zeigte sich indes begeistert davon, „dass unsere Wissenschaft neue Möglichkeiten für die Bewahrung und Förderung der plattdeutschen Sprache eröffnet“.

Dr. Volker Schulz, Leiter der Redaktion „Heimat, Kultur, Sprachen“ von NDR Schleswig-Holstein, betonte die Bedeutung des Projekts für die regionale Kultur. „Mit ,Pepper‘ wollen wir sicherstellen, dass diese wertvolle Sprache auch in Zukunft lebendig bleibt.“ Denkbar sei ein Einsatz des Roboters in Schulen und Kindergärten, bei plattdeutschen Poetry-Slams, dem Erzählwettbewerb „Vertell doch mal“ oder anderen plattdeutschen Veranstaltungen.

Lornz Lorenzen, Redakteur von „Heimat, Kultur, Sprachen“, fasst es so zusammen: „Wi freut und doröver dat de KI Forschers vun de Uni Lübeck to uns kamen sünd. Dat is en phantastisches Projekt. De humanoide Roboter ,Pepper‘ hett groten Bildungs-Hunger. He bruukt en Barg an Spraak-Daten. Un dor kaamt wi in‘t Speel mit unsen riesiget Plattdüütsch Archiv.“

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